Tag der Deutschen Einheit zum 30. Mal – und noch immer große Unterschiede zwischen Ost und West
Der Tag der Deutschen Einheit ist ein geschichtsträchtiges Datum. Er erinnert jedes Jahr an das Wirksamwerden des Beitritts der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland und damit an die Wiedervereinigung. Der 3. Oktober 2020 ist damit ein ganz besonderer Tag.
Bereits zum 30. Mal wird der Tag der Deutschen Einheit gefeiert. Das Jubiläum sollte eigentlich gebührend gefeiert werden. Ein riesiges Bürgerfest war hierfür angedacht, dass an die Vereinigung von Ost und West erinnern sollte. Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen haben diesem Vorhaben jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht.
In Zeiten von Social Distancing und besonderen Hygienevorschriften ist ein Event dieser Art nicht möglich oder zumindest nicht ratsam. Das ändert jedoch nichts daran, dass es sich um einen Anlass handelt, über den es sich nachzudenken lohnt – und das nicht nur deshalb, weil es sich dabei um einen bundesweiten Feiertag handelt.
Große Unterschiede zwischen Ost und West auf dem Arbeitsmarkt
Auch wenn die Wiedervereinigung nun schon ganze 30 Jahre her ist und der Tag der Deutschen Einheit zum 30. Mal gefeiert wird, gibt es noch immer große Unterschiede zwischen Ost und West, gerade auch wenn es um den Arbeitsmarkt und damit auch um die Gehälter geht.
Studien zufolge erhalten im Osten Beschäftigte ganze 17 Prozent weniger Gehalt bei gleicher oder sogar noch mehr Arbeitszeit. Da es sich dabei um eine bereinigte Lohnlücke handelt, ist die ungleiche Bezahlung hierbei sogar noch größer als die Lohnlücke zwischen Mann und Frau, also die Gender-Pay-Gap. Bereinigt bedeutet, dass nur vergleichbare Tätigkeiten bei der Studie berücksichtigt wurden.
Bei der Gender-Pay-Gap hingegen bleiben viele Faktoren unberücksichtigt, wie etwa ob jemand Voll- oder Teilzeit arbeitet oder dass von Frauen aufgegriffene Berufe oft grundsätzlich schlechter bezahlt werden.
Doch woran liegt es, dass Arbeitnehmer*innen im Osten deutlich weniger Lohn erhalten als Arbeitnehmer*innen im Westen Deutschlands und wie lässt sich diese Lücke logisch erklären?
Tarifbindung als einer von vielen Gründen
Ein wichtiger Grund hierfür ist die Tarifbindung: Im Westen sind deutlich mehr Unternehmen tarifgebunden als im Osten. Dem Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zufolge sind es 56 Prozent im Westen und nur 45 Prozent der Firmen im Osten, die tarifgebunden sind. Dazu kommen zahlreiche Ausnahmen der Branchentarife für Arbeitnehmer*innen im Westen.
Doch abseits der Tarifbindung gibt es noch weitere Gründe für die unterschiedliche Bezahlung. So gibt es im Osten deutlich weniger große Unternehmen als im Westen. Die meisten bekannten und besonders großen Unternehmen wie Bosch oder Daimler finden sich im Westen Deutschlands. Im Osten hingegen finden sich eher kleinere und mittelständische Unternehmen, die in der Regel auch weniger bezahlen.
Im Osten sind weniger hochbezahlte Jobs verfügbar
Tatsächlich üben überdurchschnittlich viele Menschen im Osten ohnehin eine Tätigkeit aus, die allgemein als schlecht bezahlt gilt. Das ist auch nicht weiter verwunderlich: Im Osten gibt es nur wenige hochbezahlte Jobs für qualifizierte Mitarbeiter*innen. Wer im Osten Deutschlands wohnt, hat daher die Wahl, einen eher schlecht bezahlten Job im Osten anzunehmen oder in den Westen zu ziehen und dort eine Arbeitsstelle anzutreten.
Viele entscheiden sich jedoch für Ersteres. Heimatbezug und familiäre Verbundenheit sind nur einige Gründe, die zu dieser Entscheidung führen. Akademiker*innen aus dem Westen sind dabei auch nicht darauf angewiesen, in den Osten zu ziehen, da es im Westen genügend Arbeitsplätze für sie gibt.
Zwar ist die Pay Gap bei Akademikerberufen nicht ganz so groß, allerdings macht sie trotzdem rund 15 Prozent aus. Ein guter Grund also, sich dagegen zu entscheiden, in den Osten zu ziehen und in der Heimat zu bleiben.
Gerade für Hochschulabsolvent*innen ist der Westen besonders spannend

Für viele Unternehmen ist der Osten ein Standort, der nicht attraktiv ist für sie, sodass sich diese eher im Westen niederlassen. Hier wäre also eine entsprechende Wirtschaftsförderung ratsam und empfehlenswert, um den Osten wieder attraktiv zu machen – sowohl für Unternehmer*innen als auch für Arbeitnehmer*innen.
Dafür wäre natürlich auch eine entsprechende Lohnangleichung notwendig. Die Realität sieht jedoch anders aus: Viele Hochschulabsolvent*innen verlassen die neuen Bundesländer nach ihrem Abschluss und beginnen ihre Karriere im Westen.
Das ist dabei auch besonders lohnend: Da die Mieten im Osten vergleichsweise besonders niedrig sind, muss für die Miete während des Studiums nicht allzu tief in die Tasche gegriffen werden. Wenn es später daran geht, das eigene Geld zu verdienen, werden die höheren Löhne im Westen bevorzugt.
Das ist dabei in mehrerer Hinsicht lohnend: Wer sich weiterbilden will und auch im Beruf selbst nach Entwicklungsmöglichkeiten sucht, der ist im Westen deutlich besser dran. Arbeitgeber im Westen sind prinzipiell eher dazu bereit, Zusatzqualifikationen und Weiterbildungen entsprechend finanziell zu entlohnen. Das hat damit wiederum Auswirkungen auf die Anzahl der hochqualifizierten Arbeitskräfte, die im Westen deutlich höher ist als im Osten.
Ein Kreislauf entsteht also auf diese Weise, den es nur schwer zu durchbrechen gelingt. Auch nach dem 30. Mal Tag der Deutschen Einheit ist es noch immer nicht so weit. Bleibt also nur zu hoffen, dass sich das innerhalb der nächsten 30 Jahre verändert und die Gehaltsunterschiede zwischen Ost und West irgendwann genauso der Vergangenheit angehören, wie die Zweiteilung Deutschlands.
Interessiert an unserem Produktportfolio?
Sie sind auf der Suche nach einer reichweitenstarken und individuellen Stellenanzeige oder möchten Ihr Employer-Branding etwas aufleben lassen? Kein Problem, wir haben mit Sicherheit das perfekte Produkt für Sie. Auch spezielle Leistungen, um noch mehr Reichweite generieren zu können finden Sie bei uns im Portfolio. Schauen Sie doch einfach mal vorbei!
- Kategorie: Allgemein
- 03. Oktober 2020
Verwandte Artikel
