Finde den Fehler in der Reihe: Arbeiten, Home-Office, Kinder. War gar nicht so schwer? Möchtest du produktiv im Home-Office arbeiten, geht das am besten: ohne Kinder. Jeder, der Nachwuchs hat, und in den letzten Monaten zu Home-Office mit parallel zu erledigender Kinderbetreuung gezwungen war, wird das sofort unterschreiben. Es hilft nichts: Wer beides unter einen Hut bekommen will, muss den Kindern zwangsläufig Grenzen setzen. Andernfalls drohen Chaos und Frust – bei allen Beteiligten.

Das Problem: Du willst in Ruhe ungestört arbeiten, deine Kinder möchten ihren Spaß haben – und der kann wahlweise laut, wild oder auf deine Beteiligung ausgelegt sein. Das kollidiert natürlich. Mit viel gutem Zureden und dem Versuch, bei deinem Nachwuchs Verständnis für deine Situation einzufordern, kannst du es natürlich probieren. Ob du damit allerdings dein Ziel erreichst? Fraglich. Beste Voraussetzung für ein möglichst konfliktfreies Nebeneinander ist aber auf jeden Fall eines: das Aufstellen klarer Regeln, die allen Familienmitgliedern bekannt sind, und die für alle gelten. Hier ein kleiner Masterplan für mehr Frieden im Home-Office mit Familie.

Homeoffice mit Kind
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1. Regeln frühzeitig aufstellen

Planung ist das halbe Leben, das gilt sicherlich auch fürs Home-Office mit Familie. Kinder brauchen Sicherheit und dazu gehört es auch, dass sie ungefähr wissen, was auf sie zukommt. Besprich also frühzeitig mit dem Nachwuchs, wann du im Home-Office arbeiten wirst, und wie der Tag dann aus deiner Sicht ablaufen soll. Beziehst du die Kinder mit Vorlauf in deine Überlegungen mit ein, zeigen sie mehr Interesse daran, den Tag gemeinsam so zu planen, dass er für alle ein guter Tag wird. Manche Kinder sind auch stolz und fühlen sich richtig groß, wenn du mit ihnen zusammen einen „Masterplan fürs familiäre Home-Office“ aufstellst. Das funktioniert natürlich nur ab einem gewissen Alter der Kinder.

2. Kinder dürfen mitreden

Setzt euch zusammen und erarbeitet ein kleines Regelwerk. Dafür darf jedes Familienmitglied Vorschläge machen, welche Regeln für ihn wichtig sind. Ihr besprecht dann gemeinsam, wie sich diese Regeln umsetzen lassen, sodass es fair für jeden ist. Kinder sind hier oft mit Feuereifer bei der Sache. Der Vorteil: Hat der Nachwuchs das Gefühl, ernst genommen zu werden und mit entscheiden zu dürfen, hält er sich später auch besser an die Vereinbarungen.

Was allerdings nicht funktioniert, ist ein Regelwerk à la „Papa arbeitet von 8 bis 17 Uhr und in dieser Zeit will er seine Ruhe haben und ungestört sein“. Achtet darauf, den Bedürfnissen beider Seiten – der Eltern- und der Kinderseite – gerecht zu werden, so gut es sich eben mit dem Home-Office vereinbaren lässt. Das heißt für den Arbeitenden auf jeden Fall: Es muss immer mal wieder Pausen geben, in denen die Kinder auch kurz an erster Stelle stehen. Alles andere wird nicht funktionieren und ist auch nicht kindgerecht – und das muss es schließlich sein, wenn du keine andere Möglichkeit der Kinderbetreuung hast.

3. Stundenplan für den Tag

Du sitzt ab 8 Uhr brav am Laptop, doch die Kinder lümmeln bis 12.30 Uhr im Pyjama und mit ungeputzten Zähnen im Wohnzimmer auf dem Sofa herum, essen Salzstangen, während sie Pokémon-Karten einsortieren, und bauen sich anschließend einen Hindernisparcours aus Couchtisch, Sessel, Kissen und dem Lautsprecher der Stereoanlage, der nun in Rekordtempo absolviert werden muss. Womit dann auch der Geräuschpegel in der Wohnung spontan steigt. Falls dir das egal ist und du dabei konzentriert arbeiten kannst – alles gut. Hättest du aber gerne, dass deine Kinder spätestens um 10 Uhr auch mal tagfertig gemacht sind, und dass die Lage akustisch nicht komplett eskaliert, wird es jetzt mühsam für dich, falls der Tag so wie beschrieben gestartet ist.

Arbeiten von zuhause mit Kind
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Stelle einen Stundenplan für den Home-Office-Tag auf, in den du einträgst, was du in den jeweiligen Stunden machst – und was deine Kinder während dieser Zeit machen. Gerade Grundschulkinder wissen damit schon sehr gut umzugehen.

Sie haben dann von 9 Uhr bis 9.15 Uhr Zeit im Bad, um sich fertig zu machen, während du deine E-Mails checkst. Anschließend starten die Kinder mit freier Puppen-, Lego- oder Puzzlezeit in den Tag, zum Beispiel bis 10.30 Uhr. Du selbst erledigst währenddessen deine nächsten Aufgaben im Home-Office. Es folgt von 10.30 Uhr bis 11.30 Uhr ein Hörspiel für die Kids; du hast Meeting. Um 11.30 Uhr trefft ihr euch und kocht gemeinsam Mittagessen, bis 12.30 Uhr. Schon ist der Vormittag rum.

Wichtig: Teile den Tag in relativ überschaubare Einheiten auf, die für Kinder auch zu überblicken sind. Und: Nimm dir Zeit für eine längere Mittagspause, gemeinsam mit dem Nachwuchs. Die Kinder brauchen diese Aufmerksamkeit.

4. Regeln fürs harmonische Miteinander

Erste Voraussetzung dafür, dass sich Kinder an Regeln halten, ist: Sie müssen die Regeln kennen. Deshalb kommuniziere sie klar und deutlich, und erarbeite sie wie besprochen am besten gemeinsam im Familienrat.

Hier ein paar Beispiele für Familienregeln, die im Home-Office gelten können:

  • Fixe Arbeitszeiten: Es gibt fest definierte Arbeitszeiten, und zu denen gilt: Bitte nicht stören! Oder nur im absoluten Notfall. Zusätzlich kannst du Kernzeiten festlegen, zum Beispiel Meeting-Zeiten, während derer du auf keinen Fall unterbrochen werden willst. Hast du ein Arbeitszimmer zuhause, kann man ein Schild oder einen Zettel für die Tür basteln, welchen du dann einfach draußen befestigst. Dann sehen die Kinder sofort: Jetzt ist kein Zutritt.
    Noch ein Tipp: Es hat sich bewährt, vorab im Familienkreis zu definieren, was ein „Notfall“  ist. Erkläre den Kindern, dass „Durst“ nicht in diese Kategorie fällt, solange sie dazu in der Lage sind, selbst zum Kühlschrank oder Wasserhahn zu gehen und sich ein Glas Wasser einlaufen zu lassen.
  • Pausen sind wichtig: Nicht nur du brauchst Arbeitspausen, auch deine Kinder brauchen deine Arbeitspausen. Denn in diesen musst du dich ihnen widmen. Haben sie zwischendurch das Gefühl, dass du dich mal wirklich nur auf sie fokussierst und Zeit für sie hast, spielen sie anschließend auch wieder besser allein. Plane für einen Home-Office-Tag mit Kind lieber mehrere Pausen ein. Am besten legst du diese vorab gemeinsam mit deinem Kind fest. Ältere Kinder können zeitliche Abläufe schon besser einschätzen und verstehen, was es bedeutet, wenn du „in einer Viertelstunde“ für sie da bist.
  • Geheimcodes: Ganz klar, es gibt zuhause Notfälle, in denen du auch mal ein Meeting unterbrechen musst. Ist jemand abgestürzt und hat sich ein Knie aufgeschlagen, reißen sich die Geschwister im Wutanfall gegenseitig die Haare aus oder hat sich jemand versehentlich im WC eingesperrt und kommt nicht mehr raus, dann heißt es: Notfallplan!  Vereinbare mit deinen Kindern zum Beispiel ein bestimmtes Klopfzeichen, mit dem sie dir an der Bürotür signalisieren können, sie brauchen dich jetzt – unbedingt.
  • Mittagessen ist heilig: Ganz wichtig ist es, dass du nicht komplett in deiner Arbeit versinkst und alle anderen Tagesordnungspunkte dann munter von dir flexibel verschoben werden. Habt ihr in der Familie ausgemacht, dass von 12.30 Uhr bis 13.30 Uhr Mittagessen zubereitet und verspeist wird, dann ist das auch so. Hältst du dich nicht an deine Regeln, werden die Kinder sich bald auch nicht mehr an irgendetwas halten. Zudem löst Hunger bei Kindern oft eine ganz fiese Art von Quengeln und unleidlich sein aus. Beuge also lieber rechtzeitig vor.
  • Achtung: Ruhestörung! Die Gong-Regel. Zu laut ist schlecht im Home-Office. Sind Kinder so richtig schön am Spielen, kann das aber oftmals einen unerwünscht hohen Lärmpegel zur Folge haben. Ein kleiner Tipp: Schaffe dir einen großen Gong an. Wird es mal wieder lauter und lauter aus den Kinderzimmern, dann musst du nicht wild durchs Haus brüllen, sondern schlägst einfach dreimal den Gong. Schon wissen alle, jetzt muss es wieder leiser werden.
  • Stay cool: Das ist wohl die hilfreichste aller Regeln. Eine gute Portion Gelassenheit musst du schon mitbringen, willst du einigermaßen stressfrei durchs Home-Office mit Kindern. Flippe nicht immer gleich aus, wenn nicht alle Regeln eingehalten werden und die Kinder nicht wie am Schnürchen funktionieren. Bleibe vor allem ruhig, aber bestimmt – dann wirst du auch ernst genommen vom Nachwuchs. Als Regel gilt: Die Kinder versuchen sich, an die Regeln zu halten, Mama oder Papa versuchen, entspannt zu bleiben.
  • Prioritäten setzen: Home-Office mit Kindern zuhause ist ganz klar eine Doppelbelastung. Also kann nicht alles so perfekt laufen, wie sonst, wenn du zuhause nicht arbeiten musst. Deshalb gilt: Ein paar Krümel auf dem Sofa sind kein Drama. Die Kinder dürfen auch mal eine halbe Stunde länger an die Playstation. Und die Unordnung im Haus räumen wir einfach später gemeinsam auf.
Kind Mittagessen
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5. Konsequenz lohnt sich

Doch was passiert, wenn in deiner Familie zwar alle die Home-Office-Regeln kennen, sich aber niemand daran hält? Tja, dann hast du irgendetwas falsch gemacht. Wahrscheinlich hat es mit Konsequenz zu tun. Denn klar ist: Für Kinder sind Grenzen auch dazu da, um sie auszutesten. Und dazu gehört nun einmal, die Erfahrung zu machen, was wohl passiert, wenn ich die rot markierte Linie überschreite. Wichtig ist dann, dass deine Kinder auch merken, dass sie eine Regel gebrochen haben, und dass das nicht gut oder egal ist.

Wenn das passiert, weise dein Kind in klarer und einfacher Sprache darauf hin. Am besten nimmst du direkt Bezug auf eure Vereinbarung:

„Wir haben doch ausgemacht, dass ich von 9 Uhr bis 10.30 Uhr in Ruhe arbeiten darf. In dieser Zeit hast du deine ungestörte Lego-Spiel-Zeit, ich habe meine ungestörte Arbeitszeit. Daran wollten wir uns doch beide halten, oder? Das war unser Deal.“

Oftmals reicht es schon aus, die Kinder nochmal an die Regeln zu erinnern. Klappt es allerdings regelmäßig nicht mit den Vereinbarungen, kannst du natürlich auch zu sanfter Erpressung greifen: Die abendliche Kindersendung im Fernsehen oder die Tablet-Spielzeit am Nachmittag ist dann eben mal futsch, wenn die Regeln ständig gebrochen werden. Ob das pädagogisch so sinnvoll ist, sei dahingestellt – es funktioniert aber erstaunlich gut.

Eines muss dir aber bewusst sein: Atmest du abends immer auf, wenn die Kids eine halbe Stunde vor dem Fernseher ruhiggestellt sind, ist das für dich natürlich eine Erleichterung. Hast du vorher angekündigt, sie dürfen diesen Abend nicht ferngucken, musst du das dann aber auch wirklich durchziehen – sonst nimmt dich bald niemand mehr ernst und dein Regelwerk ist für die Katz`.

Fazit

Kindern Grenzen zu setzen ist ja generell schon eine Lebensaufgabe. Wer keine Kinder hat, redet immer leicht; erst wenn der eigene Nachwuchs da ist, wird man sich der ständigen Herausforderung und Anstrengung bewusst. Dabei gilt eben auch im Home-Office wie in vielen anderen Bereichen im Leben: Stellst du klare Regeln auf, ist es am besten, wenn die Kinder dabei mitsprechen dürfen. Kommuniziere deutlich deine Bedürfnisse und klaren Grenzen, sodass sie von den Kindern verstanden werden. Mache auch vorab klar, was die logischen Konsequenzen sind, wenn die Regeln nicht eingehalten werden. Es hat sich bewährt, Kindern auf Augenhöhe zu begegnen. Dazu gehört aber auch, ihnen klar zu machen, dass bestimmte Grenzen nicht überschritten werden dürfen, damit es dir gut geht und du arbeiten kannst. Umgekehrt müssen natürlich auch die Bedürfnisse der Kinder in die Tagesplanung miteinfließen.


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