So nicht: 10 Formulierungsfehler im Anschreiben
Aller Anfang ist schwer, auch bei Bewerbungen. Du hast eine Stellenanzeige gefunden, die dir absolut zusagt. Nun möchtest du dich mit einem überzeugenden ersten Eindruck in Position bringen. Wie war das noch mal mit den Grundlagen für eine gelungene Bewerbung? Gibt es vielleicht vorgefertigte Mustertexte, die dir das Schreiben erleichtern können? Und schon ist es geschehen: Dein Bewerbungstext klingt, als ob du in den Beamtenstatus hineingeboren wurdest – unpersönlich, abstrakt, etwas hölzern. Doch das kannst du besser! 10 Formulierungsfehler im Anschreiben, die du vermeiden solltest.
Inhaltsverzeichnis
Unsere Top Ten der Formulierungsfehler im Anschreiben
Okay, dies ist eine sehr subjektive Liste, die wir hier zusammengestellt haben, keine statistisch abgesicherte. Trotzdem hast du diese Formulierungsklassiker und ihre Varianten vielleicht auch schon einmal gelesen. Allein schon, weil sie in Bewerbungsratgebern und -vorlagen immer noch so vorgeschlagen werden. Oder vielleicht auch, weil deine Eltern dir wohlmeinend ihre Hilfe bei der Bewerbung angeboten haben? Doch die Zeiten haben sich geändert und mit ihnen der Bewerbungsstil.
Was früher im Bewerbungsschreiben üblich war, ist überholt oder inzwischen sogar regelrecht ungünstig für dich. Zumal das formelle Anschreiben, wie es die ältere Generation noch kennt, im digitalen Bewerbungsprozess immer seltener benötigt wird. Hochaktuell ist dagegen immer noch die Bewerbung per E-Mail – und auch diese kurze Mail, die deine Unterlagen an eine Personalabteilung übermitteln soll, kann eine formale Herausforderung sein.
Hier sind die zehn häufigsten Floskeln und Phrasen, die du sofort aus deinem Text streichen solltest:
1. Hiermit bewerbe ich mich um die Stelle als …/auf die ausgeschriebene Stelle als …
Diese Einleitung ist zwar sachlich korrekt, jedoch wenig inspirierend und auch recht abgedroschen. Da es offensichtlich ist, dass du dich bewirbst, kannst du die „Hiermit“-Formulierung getrost weglassen. Starte mit einer Einleitung, die deine Begeisterung für die Branche und eine spezifische Position ausdrückt und direkt Interesse für dich weckt.
Zum Beispiel:
„Der Technologiesektor ist das Herz der industriellen Innovation. Hier möchte ich meinen beruflichen Weg fortsetzen. Für die Stelle als … bringe ich ein Ingenieurstudium und zweijährige Projektarbeit im Bereich … mit.“
2. Mit großem Interesse habe ich Ihre Stellenanzeige gelesen/Ihre Stellenanzeige hat mein Interesse geweckt/Die ausgeschriebene Stelle hat mein Interesse geweckt.
Solche Sätze werden leider so häufig verwendet, dass Personalverantwortliche (vor allem solche, die diesen Beruf schon sehr lange ausüben) beim Lesen aufgeben oder sogar ihre Erwartungen an dich herunterschrauben könnten. Du willst ja nicht auf dem falschen Stapel mit deiner Bewerbung landen, also starte individueller und konkreter.
3. Ich habe Ihre Anzeige gelesen und bewerbe mich als …/und interessiere mich sehr für …
Es versteht sich von selbst, dass du die Anzeige gesehen hast und am Job interessiert bist – du bewirbst dich ja schon. Daher wirkt diese Aussage wie eine Füllphrase, die du genauso gut auch wegstreichen kannst. Sei präziser und direkter: Erkläre deine spezielle Motivation und warum gerade diese Branche und das Unternehmen für dich von Bedeutung sind.
Zum Beispiel:
„Mein Ziel nach dem Schulabschluss ist es, in der Automobilbranche zu arbeiten. Eine Ausbildung zum Mechatroniker ist die Chance, diesen Traum zu verwirklichen.“
Oder untermauere deine Eignung mit konkreten Beispielen, die deine Kenntnisse und Erfahrungen hervorheben:
„Parallel zur Schule mache ich zurzeit ein Praktikum in einer Autowerkstatt und habe sehr viel Freude an dieser Arbeit. Gern möchte ich mich mit dem Schulabschluss zum Herbst als Mechatroniker bewerben und mich dafür jetzt schon vorstellen.“
4. Bezugnehmend auf Ihre Stellenanzeige vom …
Was du bereits im Betreff zur Orientierung unterbringen könntest – Jobtitel sowie Ort und Datum der Veröffentlichung der Stellenanzeige – landet in diesem Fall im Einleitungssatz. Das ist nicht nötig und diese Formulierung klingt auch sehr amtlich. Als Sprachbürokrat willst du wahrscheinlich gar nicht wahrgenommen werden.
5. Ich suche eine neue Herausforderung in/als …
Diese Formulierung wird gern gewählt, um den Wunsch nach beruflicher Veränderung zu signalisieren. Sie klingt jedoch auch vage und unspezifisch. Personalverantwortliche sind mit den gängigen Gründen für einen Jobwechsel hinlänglich vertraut. Der Satz legt den Fokus stark auf deine eigenen Bedürfnisse statt auf die des potenziellen Arbeitgebers. Entscheidend ist, warum du dich speziell für dieses Unternehmen interessierst und welchen Mehrwert du ihm bieten kannst. Die eher unspezifische „Herausforderung“ kannst du beispielsweise durch ein Ziel ersetzen, das du mit dem neuen Job oder für das Unternehmen erreichen möchtest.
6. Zu meinen Stärken zählen/Ich zeichne mich aus durch …
In der Regel werden im Anschluss erwartbare Standards aufgezählt: Flexibilität, Belastbarkeit, Organisationstalent, Motivation, Teamorientierung etc. Eine gute Begründung dafür fällt jedoch aus Platzgründen oft weg. Dann steht da lediglich eine Aufzählung von positiven Eigenschaften, die auch andere Bewerber so ins Feld führen. Besser kannst du hier formulieren, dass du gern im Team arbeitest oder belastbar bist, weil du diese oder jene Erfahrung gemacht hast. So lieferst du einen glaubhaften Kontext dafür gleich mit.
7. Ich bin der ideale Kandidat/der Richtige für diese Position.
Selbstbewusstsein ist gut, kann in diesem Fall jedoch auch als Überheblichkeit registriert werden. Denn du weißt nicht, was letztlich den „idealen“ Kandidaten für ein Unternehmen ausmacht. Über die im Jobprofil genannten Anforderungen hinaus kann dies beispielsweise auch von Faktoren wie der Unternehmenskultur, einer Teamkonstellation oder deinen Gehaltsvorstellungen abhängig sein. Nenne Gründe, die für dich sprechen und das „ideal“ im Kontext transportieren: Qualifikationen, Erfahrungen, Fähigkeiten, Spezialkenntnisse. Du kannst auch ein prägendes Erlebnis oder einen persönlichen Kontakt anführen, weswegen du dich für eine bestimmte Tätigkeit oder Branche begeistern konntest.
8. Mit mir gewinnen Sie …
Diese Formulierung kann, ähnlich wie „Ich bin der ideale Kandidat“, als voreilig und arrogant empfunden werden. Damit nimmst du einem Unternehmen die Entscheidung aus der Hand, ob es dich einstellt. Um Missverständnissen vorzubeugen, gehe einen anderen Weg und beschreibe, welchen Mehrwert du konkret beisteuern kannst.
Beispiel:
„Mit meiner dreijährigen Erfahrung als Scrum Master im Bereich … und meinen Kenntnissen von agiler Projektarbeit kann ich dazu beitragen, die Effizienz und die Produktivität Ihres wachsenden Entwicklerteams zu stärken.“ So stellst du einen klaren Bezug zur ausgeschriebenen Stelle her.
9. Wie Sie meinem Lebenslauf entnehmen können …
Auch dies ist ein überflüssiger Hinweis, denn Personalverantwortliche lesen garantiert deinen Lebenslauf mit allen Details zum Werdegang. Sprich die spezifische Qualifikation einfach direkt an, auf die du über diese Hilfsformulierung aufmerksam machen willst.
Ein Beispiel:
„Dank eines einjährigen Aufenthalts in den USA kann ich mich in meinem Fachgebiet auch auf Englisch sehr gut ausdrücken.“
10. Über eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch würde ich mich freuen.
Dieser klassische Abschlusssatz signalisiert zwar, dass du die nächste Stufe im Bewerbungsablauf erreichen möchtest. Er wirkt jedoch durch das Wörtchen „würde“ eher passiv und unbestimmt. Zudem legst du dem Unternehmen auch hier wieder eine Entscheidung nahe, die es selbst treffen möchte: die Einladung zum Vorstellungsgespräch. Versuche, den Mehrwert eines persönlichen Gesprächs hervorzuheben.
Beispielsweise kannst du schreiben:
„Ich freue mich darauf, Ihnen aktuelle Arbeitsproben zu diesem Thema im persönlichen Gespräch vorzustellen.“
Oder: „Ich freue mich darauf, meine Beweggründe bei einem Gespräch mit Ihnen zu vertiefen.“
Oder auch: „Gern möchte ich mehr über Ihre Vorgehensweise im Bereich …/Ihr Projekt im Bereich …/Ihre Unternehmenskultur erfahren. Ich freue mich über die Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch.“
Warum solche Floskeln bei Personalern nicht mehr ziehen
Formulierungen wie die Beispiele in unseren Top Ten hatten früher einmal eine formelle Funktion im geschäftlichen Schriftverkehr. Sie waren Ausdruck professioneller Höflichkeit und Respekt. Inzwischen haben sie ihren Wert verloren und auch die Erwartungen an Bewerbungsanschreiben haben sich gewandelt: Personalentscheider in Unternehmen legen heute großen Wert darauf, kurz und kompakt etwas über dich und dein spezifisches Talent zu erfahren – denn in dieser ersten schriftlichen Bewerbungsstufe müssen sie viele Bewerbungen lesen und Kandidaten bewerten.
Leerphrasen und Hilfsformulierungen verlängern deinen Bewerbungstext unnötig und lassen ihn auch schnell austauschbar erscheinen. Du verpasst damit die Chance, dich über eine klare Darlegung deiner Stärken von anderen Kandidaten abzuheben. Die Personaler könnten zudem den Eindruck gewinnen, dass du einfach eine Massenaussendung gemacht hast und dich nicht im Detail mit der Branche, dem Unternehmen und der freien Stelle auseinandergesetzt hast.
Gib in dem kurzen Text, der deinen Lebenslauf begleiten soll, eine gute Begründung, warum du für die offene Position geeignet bist und dich bewerben möchtest. Das bedeutet allerdings nicht, dass du deinen Lebenslauf einfach noch einmal zusammenfasst. Im Falle einer Initiativbewerbung begründest du, warum du die Arbeit in dieser Branche so attraktiv findest und was du dafür an Basics schon mitbringst. Jeder Personaler weiß schließlich, dass er alle weiteren Details dann im Lebenslauf findet. Dort kannst du auch ausführlicher werden und beispielsweise deinen Qualifikationen gegenüberstellen, warum sie ideal für die neue Aufgabe sind.
Möchtest du möglichst alle Chancen bei deiner Jobsuche nutzen und mehr erfahren? Weitere Tipps und Empfehlungen findest du in unserer Rubrik Bewerbung & Vorstellungsgespräch.
Fazit: Bring dich selbst ein in die Bewerbung
Individualität und Authentizität sind das A und O für eine positiv ansprechende Bewerbung. Traue dich, aus der Masse deiner Mitbewerber herauszustechen. Ab jetzt gilt: Einen Euro ins Phrasenschwein für jede Floskel, die du in deinen Bewerbungen einsetzt. Du selbst gewinnst damit gar nichts, denn deine Bewerbung wird mit derart abgenutzten Standards nicht merkfähiger.
Bleibe effektiv, authentisch und glaubwürdig. Das kannst du am besten mit Beispielen und Begründungen erreichen. Schreibe verständlich und zugänglich. Zeig deinem zukünftigen Arbeitgeber so, warum du die beste Wahl bist: Du bist transparent und lieferst eben mehr als das Erwartbare. Du hast dich gut informiert und denkst über das Stellenangebot sehr konkret nach. Und du willst unbedingt mit den Menschen hinter diesem Jobangebot in Kontakt kommen!
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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.
Jutta ist freie Autorin für careeasy – Dein Karriere-Magazin. In Münster hat sie Kommunikations- und Politikwissenschaft sowie Anglistik studiert, ein Volontariat absolviert und später auf Verlags-, Unternehmens- und Agenturseite gearbeitet. Seit 2014 ist sie selbstständig und schreibt u. a. zu Themen wie New Work, Coaching, Mitarbeiterbindung, Employer Branding und Digitalisierung.