Stehst du vor der Aufgabe, eine wichtige Entscheidung in Sachen Job, Karriere oder Work-Life-Balance zu treffen? Münze werfen, Streichholz ziehen: Solche Zufallsmethoden können dir auf unterhaltsame Weise helfen, den Druck bei alltäglichen Entscheidungen zu mindern. Wenn es um die Karriere geht, sind sie jedoch unbrauchbar. Lerne bewährtere Methoden kennen, die dich zu einer klaren Entscheidung führen können.

Berufliche Entscheidungen treffen – mit Bauchgefühl oder Methode?

„Soll ich oder soll ich nicht …?“  Wir treffen sie täglich und oft unbewusst und schnell – die kleinen, pragmatischen Entscheidungen. Doch wenn es um die großen Fragen des Lebens geht, wie Berufswahl, Karriereschritte oder Ortswechsel, dann zögern wir. Solche Entscheidungen haben oft weitreichende Konsequenzen und wollen daher gut überlegt sein. Genau darum geht es: eine nachhaltige Entscheidung treffen, indem wir das Für und Wider abwägen.

Berufliche Entscheidungen beeinflussen nicht nur unseren Werdegang, sondern auch unser persönliches Wohlbefinden und unsere sozialen Beziehungen. Das kann schon verunsichern und Ängste wecken, die dich dann im Entscheidungsprozess ausbremsen können. Gut, dass es hier Lösungen zur Entscheidungsfindung gibt, denn eine gut durchdachte Entscheidung kann dir neue Horizonte eröffnen.

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Entscheidung treffen - abwägen zwischen Herz und Verstand
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Warum Bauchgefühl allein nicht reicht

„Das fühlt sich gut für mich an!“  Viele Menschen verlassen sich bei Entscheidungen auf ihr Bauchgefühl. Es ist ein innerer Kompass, der sich aus Erfahrungen, Routinen, Bedürfnissen und zahlreichen unbewussten Wahrnehmungen speist. Wenn wir spontan Sympathie für etwas empfinden, steckt also oft mehr dahinter als bloße Emotion. Vermutlich hat das Unterbewusstsein feine Signale registriert, die jetzt von Bedeutung sind.

Doch so wertvoll das individuelle Bauchgefühl auch ist, es sollte nicht allein entscheiden. Denn die Intuition kann durch Erfahrungen in der Vergangenheit auch verzerrt sein. Hier kommt der Kopf – der Verstand – ins Spiel. Er hilft dir, rational und faktenbasiert vorzugehen: Informationen zu strukturieren, Vor- und Nachteile abzuwägen und mögliche Konsequenzen zu bedenken. Entscheidungen fallen dir einfach leichter, wenn du mehr Informationen hast und weniger unsicher bist.

Eine Entscheidung zu treffen heißt auch, das endlose Gedankenkarussell aus „Was wäre, wenn …“  und „Aber vielleicht …“  zu stoppen. Es geht darum, letzte Zweifel zu überwinden und Klarheit zu schaffen. Mithilfe spezieller Techniken kannst du dir eine Meinung bilden und so ins Handeln kommen: zu einer Entscheidung, die sich nicht nur gut für dich anfühlt, sondern auch gut durchdacht ist.

Bewährte Ansätze bei der Entscheidungsfindung

Bei der Jobsuche und in Karrierefragen können dir innovative Entscheidungsmethoden helfen, den besten Weg für dich zu finden und klare Entscheidungen zu treffen:

A. Klassische Entscheidungsmethoden

Diese traditionellen und meist auch sehr einfach zu handhabenden Methoden haben inzwischen ihren festen Platz in der Entscheidungsfindung. Ihre Techniken basieren auf logischer Analyse und auf etablierten Abläufen:

Pro- und Kontra-Liste: Die einfache Gegenüberstellung von Vor- und Nachteilen auf einem Papier oder in einer Excel-Liste im Spaltenformat hilft dir, Klarheit zu gewinnen. Du kannst das Ergebnis sowohl nach Anzahl der Argumente je Pro- oder Kontra-Spalte als auch nach Qualität und Relevanz der jeweiligen Argumente für dich bewerten. Eine Variante davon ist die Benjamin-Franklin-Liste: Hier sind alle Spalten nur den Pros, allerdings zu verschiedenen Optionen gewidmet. Die Option mit den meisten Pros macht dann das Rennen.

Punktesystem: Das Punktesystem kannst du auch mit der Pro- und Kontra-Liste kombinieren. Hierbei bewertest du die diversen Optionen, indem du Punkte dafür vergibst und sie anhand einer vorher festgelegten Skala aufaddierst.

10-10-10-Überlegung: Auch sie kannst du als Bewertungskriterium heranziehen. Du überlegst bei jedem Argument: Was für Konsequenzen hat deine Entscheidung zeitlich gesehen – in den nächsten zehn Minuten, in zehn Monaten oder in zehn Jahren?

Entscheidungsbaum: Du visualisierst den Entscheidungsprozess in einem Flussdiagramm mit einer hierarchischen Baumstruktur, von der Wurzel (der Fragestellung) über Knoten bis zu den Ästen. So zerlegst du die Entscheidung in Teilaspekte und machst damit mögliche Konsequenzen sichtbar. Angenommen, du überlegst, ob du eine Weiterbildung machen sollst. Die erste Verzweigung: Ja oder Nein. Ein Ja-Knoten kann zu einer weiteren Verzweigung wie Teilzeit- oder Vollzeitfortbildung oder selbst- oder fremdfinanziert führen. Ein Nein-Knoten kann den Prozess stoppen oder zu neuen Verzweigungen führen, die Alternativen aufzeigen: wie einen Jobwechsel oder mehr Freizeit.

gezeichnete Mindmap als Methode zur Entscheidungsfindung
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B. Kreative Ansätze

Kreativtechniken fördern unkonventionelle Lösungsansätze und können zu inspirierenden Ideen führen, die berufliche Entscheidungen positiv beeinflussen. Zu den bekannteren Techniken zählen:

Mindmaps: Sie sind ein tolles Werkzeug, um Gedanken visuell zu organisieren. Im Internet gibt es zahlreiche Tools. Sie beginnen mit einem zentralen Begriff, zum Beispiel dem Karriereziel, und verzweigen sich in Unterthemen und damit verbundene Ideen. Diese Technik kann überraschende Zusammenhänge und bisher ungeahnte Möglichkeiten aufzeigen, da sie das kreative Denken in alle Richtungen anregt.

Six Thinking Hats: Die „sechs Denkhüte“ nach Edward de Bono fördern multidimensionales Denken. Jeder „Hut“ steht für eine Denkweise: weiß für Fakten, rot für Emotionen, schwarz für kritisches Hinterfragen, gelb für Optimismus, grün für Kreativität und blau für das Managen des Denkprozesses. Indem du bewusst zwischen diesen Rollen wechselst, kannst du ein Problem umfassender betrachten und ein tieferes Verständnis dafür entwickeln.

Reframing: Mit Reframing kannst du ein Problem oder eine Situation aus einer neuen Perspektive betrachten und so alternative Lösungsansätze entdecken. Durch das Umdeuten der Situation lassen sich Herausforderungen in Chancen umwandeln. Dies kann beispielsweise bedeuten, nicht nur die Risiken einer beruflichen Veränderung zu sehen, sondern auch mögliches Potenzial für persönliches Wachstum und neue Erfahrungen zu erkennen.

Geschäftsfrau betrachtete Glaswand mit vielen bunten Post-Its - Entscheidungsfindung
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C. Wissenschaftliche Modelle im Überblick

Wissenschaftliche Modelle bieten einen strukturierten Rahmen für die Entscheidungsfindung. Sie sind nützlich, wenn es dir um objektive und messbare Kriterien geht. Solche Ansätze empfehlen sich, wenn es um langfristige und weitreichende Karriereentscheidungen geht. Sie helfen dir, deine subjektiven Emotionen und Befindlichkeiten beiseitezuschieben und eine objektive Grundlage für Entscheidungen zu schaffen. Hier eine Auswahl von Ansätzen:

SWOT-Analyse: SWOT steht für die englischen Begriffe Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Risiken). Die SWOT-Analyse ist ein strategisches Planungsinstrument, mit dem du auch deine berufliche Situation analysieren kannst. Du ermittelst deine Stärken und Schwächen, also interne Faktoren, die du direkt beeinflussen kannst. Dann identifizierst du Chancen und Risiken, die als externe Faktoren deine Möglichkeiten beeinflussen. Die SWOT-Technik gibt dir einen klaren Überblick darüber, wo du stehst, und hilft dir bei der Entwicklung einer Strategie bzw. eines Fahrplans.

Vroom-Yetton-Entscheidungsmodell: Dieses Modell hilft dir zu entscheiden, wie partizipativ du als Führungskraft in verschiedenen Situationen vorgehen solltest. Es berücksichtigt Faktoren wie die Wichtigkeit einer Entscheidung, den Informationsbedarf dazu und die Akzeptanz im Team, um einen situativ optimalen Führungs- und Entscheidungsstil zu bestimmen: beispielsweise autokratisch, beratend oder demokratisch.

Szenario-Technik: Mit dieser Technik entwirfst du Zukunftsszenarien, um die beste Option zu ermitteln. Statt dich auf eine einzige Prognose festzulegen, entwickelst du mehrere Szenarien, die verschiedene Entwicklungen berücksichtigen – vom besten bis zum schlimmsten Fall (Best/Worst Case). Du stehst zum Beispiel vor der Entscheidung, wegen eines Jobs in eine Großstadt zu ziehen. Best Case: Du findest schnell einen besser bezahlten Job. Dein Netzwerk erweitert sich und du profitierst von der urbanen Lebensqualität und beruflicher Zufriedenheit. Worst Case: Die Jobsuche gestaltet sich schwieriger als erwartet. Höhere Lebenshaltungskosten belasten dein Budget und es dauert, bis du soziale Kontakte knüpfst. Du gewinnst jedoch wertvolle Einblicke in die neue Arbeitswelt und lernst, dich neuen Herausforderungen zu stellen. Realistisch wird sein: Der Umzug verläuft reibungslos und du findest einen Job, der deinen Fähigkeiten entspricht. Es dauert eine Weile, bis du auf der Karriereleiter aufsteigst, aber du sammelst kontinuierlich Erfahrungen und dein Lebensstandard bleibt stabil. Du gewinnst neue Einsichten und lebst dich langsam in der neuen Stadt ein.

Ethische Entscheidungsfindung im Berufsleben

Ethische und soziale Aspekte spielen in unserer Arbeitswelt eine immer größere Rolle. Das betrifft nicht nur individuelle Überlegungen, sondern auch die Wahl eines Arbeitgebers, einer Branche oder einer beruflichen Position. Immer häufiger geht es auch darum, einen Arbeitsplatz zu finden, der den eigenen Wertvorstellungen entspricht. Die Entscheidungsfindung schließt auch ein, die eigenen Werte zu reflektieren und nach ihnen zu handeln. Das bedeutet zum Beispiel, Unternehmen zu bevorzugen, die für soziale Verantwortung, Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen stehen.

Eine sozial verantwortliche Berufswahl bedeutet, Positionen anzustreben, die nicht nur der individuellen Karriere dienen, sondern auch einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben. Das kann bedeuten, für Unternehmen zu arbeiten, die soziale Projekte unterstützen, oder für Produkte und Dienstleistungen, die das Wohlergehen der Menschen verbessern.

Artikel-Tipp: Cultural Fit – Wie du erkennst, zu welchem Unternehmen du am besten passt

Beruflichen Entscheidungen können also nicht nur ökonomisch, sondern auch ethisch geprägt sein. In diesem Fall kannst du ebenfalls mit bewährten Instrumenten der Entscheidungsfindung arbeiten.

Nachdenklicher junger Mann vor Laptop - Entscheidungen treffen
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Checkliste: Zehn Dinge, die du vor jeder Entscheidung bedenken solltest

  1. Ziel definieren: Was willst du mit der Entscheidung erreichen?
  2. Informationen sammeln: Hast du alle relevanten Informationen?
  3. Alternativen abwägen: Welche anderen Möglichkeiten gibt es?
  4. Risiken einschätzen: Welche potenziellen Nachteile könnten auftreten?
  5. Ressourcen prüfen: Welche erforderliche Mittel und Kapazitäten braucht es?
  6. Intuition einbeziehen: Was sagt dein Bauchgefühl?
  7. Folgen bedenken: Wie wird die Entscheidung die Zukunft beeinflussen?
  8. Andere einbeziehen: Wer ist noch von deiner Entscheidung betroffen?
  9. Zeitfaktor bedenken: Ist dies ein guter Zeitpunkt für die Entscheidung?
  10. Notfallplan erstellen: Was kann Plan B sein, falls es nicht wie erwartet läuft?

Fazit

Dir stehen vielerlei Werkzeuge zur Verfügung, um in deinem Berufsleben Entscheidungen zu treffen. Dies hier ist nur eine erste Auswahl: Von der Pro- und Kontra-Liste bis zur SWOT-Analyse, von der Intuition zur ethischen Reflexion – jeder Ansatz beleuchtet einen anderen Aspekt. Der Schlüssel liegt darin, die richtigen Fragen zu stellen und die Methoden zu nutzen, die deine Entscheidungsfindung am besten unterstützen.

Mit zunehmender Erfahrung stellst du fest, dass das Treffen von Entscheidungen auch eine Fähigkeit ist, die du verfeinern kannst. Mit jedem bewussten Schritt gewinnst du an Selbstvertrauen und entwickelst ein Verständnis für die Nuancen, die jede Wahl mit sich bringt. Bedenke auch: Keine Entscheidung ist stets auch eine (akzeptable) Entscheidung. Wenn du jedoch merkst, dass das Treffen von Entscheidungen öfter eine Herausforderung für dich ist, solltest du vielleicht über ein Coaching nachdenken. Darin kannst du die Dinge einmal grundsätzlich unter die Lupe nehmen und neue Perspektiven auf deinen Entscheidungsprozess entwickeln.


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