Du weißt, dass die Firma, in der du arbeitest, einen Betriebsarzt hat, doch ist dir dieser noch nie begegnet. Klar kennst du das Thema Gesundheitsschutz, doch du hast dich noch nie getraut zu fragen, was eigentlich der Zweck dieses Betriebsarztes ist und wann man ihn konsultieren kann? Damit du diese Wissenslücke ganz schnell ausgleichen kannst, wollen wir dir verraten, wozu Betriebsärzte eigentlich da sind. Vorab noch ein Tipp für alle Medizinstudenten: In diesem Beruf herrscht ein Mangel, weshalb er glänzende Zukunftsperspektiven bietet.

Wer sich einen Betriebsarzt Däumchen drehend und daher möglicherweise auch als einen weniger kompetenten Arzt vorstellt, liegt auf jeden Fall im Unrecht. Wenn du bereits mit einem solchen Mediziner zu tun hattest und dir der Arzt wenig sachverständig erschien, mag das an seinen zahlreichen gesetzlich geregelten Einschränkungen liegen (mehr dazu später). Betriebsärzte sind Mediziner der Fachrichtung Arbeitsmedizin bzw. Ärzte mit der Zusatzbezeichnung Betriebsmedizin. Um sich „Facharzt für Arbeitsmedizin“ nennen zu dürfen, muss man nach dem Abschluss eines Medizinstudiums eine fünfjährige Weiterbildung absolvieren. Sowohl eine Facharztanerkennung sowie eine einjährige Weiterbildung sind erforderlich, um als Betriebsmediziner aufzutreten. Anders als im Berufsleben der meisten anderen Ärzte stehen konkrete Behandlungen – bis auf die Ausnahme der Ersten Hilfe – jedoch nicht im Zentrum der Arbeit.

Welchen Tätigkeiten geht ein Betriebsarzt nach?

  • Beratung: Er steht allen Beteiligten in einem Betrieb bezüglich des medizinischen Arbeitsschutzes beratend zur Seite.
  • Einschätzung von Situationen: Wenn es darum geht, zu beurteilen, wie gefährlich eine bestimmte Situation ist, der die Beschäftigten ausgesetzt werden, dann ist der Betriebsarzt der richtige Ansprechpartner. Der Arbeitgeber ist gemäß Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) dazu verpflichtet, eine solche Gefährdungsbeurteilung durchzuführen, und ein Arbeitsmediziner kann solche Situationen optimal beurteilen. Möglicherweise denkst du bei dem Wort „Gefährdungen“ spontan an Asbest oder giftige Lacke, doch auch die Arbeit am Bildschirm gehört dazu.
  • Untersuchung: Eine Tätigkeit hat der Betriebsarzt mit seinen Kollegen gemeinsam, die nicht als Betriebsärzte fungieren: Er untersucht Angestellte und beurteilt sie daraufhin aus Sicht der Arbeitsmedizin.
  • Kontrolle des Arbeitsschutzes: Zu den Aufgaben eines Betriebsarztes gehört es auch, die Betriebsräume zu begehen und diese hinsichtlich des Arbeitsschutzes zu kontrollieren.
  • Integration: Wenn es darum geht, behinderte Personen in das Arbeitsleben zu integrieren, spielt der Betriebsarzt eine wichtige Rolle.
  • Weitere Aufgaben: Auch Tätigkeiten wie Eignungsuntersuchungen, Impfberatung und Durchführung von Impfungen, Mitarbeiterschulungen oder die reisemedizinische Beratung gehören zu den Aufgaben eines Betriebsmediziners.

Wie du siehst, besitzen Betriebsärzte für die einzelnen Unternehmen in erster Linie eine beratende Funktion. Doch sind auch diese Ärzte auf Networking angewiesen: Sie kommunizieren etwa mit externen Medizinern oder auch mit medizinischen Einrichtungen wie Krankenhäusern. Außerdem ist der Betriebsarzt für Behörden, die sich für medizinische Belange des Betriebs interessieren, der richtige Ansprechpartner.


Welche Rolle spielt der Betriebsarzt in einem Unternehmen?

Mitarbeiter, die durch die Arbeit krank geworden sind und deshalb lange Zeit ausfallen, sind der Albtraum eines jeden Firmeninhabers. Auch der Gedanke daran, dass es nicht bei einem Einzelfall bleiben könnte, ist ein wichtiger Grund, warum ein Arbeitsmediziner nach dem Rechten sehen sollte. Neben Fehlzeiten sind auch Berufskrankheiten und Arbeitsunfälle für Betriebe sehr kostspielig. Der Betriebsarzt identifiziert dann verschiedene Gegebenheiten am Arbeitsplatz, die Ursachen für Erkrankungen sind.

Auch der Staat hat ein Interesse daran, dass die Beschäftigten der einzelnen Betriebe gesund bleiben: Wenn Menschen in Frührente gehen, ist das nicht nur für die einzelne Person schade und ein Verlust für den Betrieb, sondern kostet die Rentenversicherungen viel Geld. Das ist ein wichtiger Grund dafür, warum es die für alle EU-Länder gültige EG-Rahmenrichtlinie 89/391 gibt, die eine Betriebsarztpflicht vorschreibt.

In manchen Bereichen fehlt vielen Mitarbeitern schlicht ein ausreichendes Gesundheitsbewusstsein: Warum muss bei der einen Tätigkeit ein Helm aufgesetzt werden, oder warum sollen bei einem anderen Arbeitsschritt Handschuhe getragen werden? Der Arbeitsmediziner kann die Mitarbeiter beispielsweise im Rahmen einer Schulung über die Risiken ihrer Arbeit aufklären.


Sind Betriebsärzte immer festangestellt?

Wenn von einem sogenannten Werksarzt die Rede ist, dann handelt es sich in der Tat um einen festangestellten Betriebsmediziner. Doch kann es sich bei dem Betriebsarzt auch um einen externen Berater handeln. Er besitzt die Funktion einer Stabsstelle, trägt also nur indirekt zur Lösung von Aufgaben bei. In jedem Fall aber besitzt der Betriebsarzt die Verpflichtung, mit dem Betriebsrat zusammenzuarbeiten.


Wann ist ein Betriebsarzt Pflicht?

Auch wenn sich „Betriebsarzt“ so ähnlich anhört wie „Betriebsrat“, ist eine betriebsmedizinische Betreuung nicht erst ab einer Mindestzahl an Mitarbeitern Pflicht: Bereits ein einziger Angestellter genügt, und der Arbeitgeber muss einen Betriebsarzt nennen können, wenn diese Information beispielsweise von Behörden oder einer Unfallversicherung erfragt wird. Klar ist freilich, dass ein Einzelunternehmer, der nur einen einzigen Mitarbeiter beschäftigt, deshalb nicht gleich einen Betriebsmediziner einstellt, sondern stattdessen lieber den Kontakt zu einem arbeitsmedizinischen Dienst herstellt.

Betriebsarzt
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Du und der Betriebsarzt – die Bedingungen

  • Für dich wäre es der reine Horror, wenn der Betriebsarzt bei dir eine ernsthafte Erkrankung feststellt, die möglicherweise sogar ein Ausschlusskriterium für deinen Job ist? Dann kannst du jetzt immerhin in Bezug auf den Datenschutz beruhigt aufatmen, denn auch der Betriebsarzt unterliegt der Schweigepflicht, sogar deinem Arbeitgeber gegenüber.
  • Du fürchtest dich vor dem Kontakt mit dem Betriebsarzt, weil du denkst, er könnte deine Krankschreibungen, die du dir in letzter Zeit von deinem Arzt hast ausstellen lassen, hinterfragen? Keine Sorge, diese Tätigkeit gehört nicht zu den Aufgaben eines Betriebsmediziners, sondern zu denen des Amtsarztes.

Hilfe – Einstellungsuntersuchung!

Bevor du eine bestimmte Stelle antreten kannst, musst du erst einmal zur Einstellungsuntersuchung? Stellt der Betriebsmediziner eine Erkrankung bei dir fest, die ein Ausschlusskriterium für die Stelle ist, dann solltest du auf jeden Fall die Gelegenheit erhalten, deine Bewerbung zurückzuziehen, sodass der Betrieb, bei dem du dich beworben hast, nichts von dem Befund erfährt.

Du willst lieber zu deinem Hausarzt gehen, da du den Betriebsarzt für befangen hältst? Eine solche Sorge ist kein ausreichender Grund, um für die Einstellungsuntersuchung einen anderen Arzt zu wählen.

Doch was ist eigentlich der Sinn einer Einstellungsuntersuchung? Es geht hierbei darum…

  • ob du die Tätigkeit, so wie sie im Arbeitsvertrag geregelt ist, ausführen kannst,
  • ob diese Arbeit deine Gesundheit gefährden würde
  • und ob du evtl. andere Angestellte gefährden könntest.

Es dürfen im Rahmen einer solchen Untersuchung übrigens keine HIV- oder auch Schwangerschafts-Tests durchgeführt werden. Ebenso verboten sind bei einer Einstellungsuntersuchung die Überprüfung, ob du il(legale) Drogen konsumierst, sowie genetische Untersuchungen. Doch auch Personen, die von diesen Problematiken nicht betroffen sind, können aufatmen: Ein Betriebsarzt darf dich nicht zu deinen Vorerkrankungen, den Krankheiten deiner Eltern oder zu deinen Freizeitgewohnheiten ausfragen.

Schlussendlich soll der Betriebsmediziner ausschließen, dass du im nächsten halben Jahr arbeitsunfähig sein wirst. Dabei ist natürlich klar, dass kein Betriebsarzt vorhersehen kann, ob du dir in den nächsten sechs Monaten eine Erkältung einfangen wirst.


Gesündere Mitarbeiter und bessere Produkte

Ist der Bürostuhl ergonomisch? Wie kann das betriebliche Gesundheitsmanagement gestaltet werden? Und wie kann man Gefahren am Arbeitsplatz minimieren? Solche Fragen sind das tägliche Brot eines Betriebsmediziners. Mit seinen vielfältigen Tätigkeiten in den Bereichen Prävention und Gesundheitsförderung kann ein Arbeitsmediziner nicht nur dazu beitragen, dass die Mitarbeiter gesünder sind, sondern insgesamt auch die Produktqualität steigern.

Wer später selbst gern Betriebsmediziner werden möchte, der kann sich nicht nur auf die Perspektive freuen, eine sichere Stelle zu finden oder eine gute Auftragslage als freiberuflich tätiger Betriebsarzt zu haben: Auch wer weiß, dass er/sie später gern in Teilzeit tätig sein möchte, wird es als Betriebsarzt leicht haben, diesen Wunsch umzusetzen.

Quellen:

haufe.de, praktischarzt.de, de.wikipedia.org

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