Die Geburt eines Kindes stellt das Leben der Eltern gehörig auf den Kopf. Nichts ist mehr, wie es einmal war. Und das gilt oftmals auch für die Rückkehr in den Beruf nach der Kinderpause. Egal, ob du nur kurz Elternzeit genommen oder mehrere Jahre im Arbeitsleben ausgesetzt hast: Beim Wiedereinstieg verspüren viele Mütter und Väter den Wunsch nach beruflicher Neuorientierung.

Ganz klar: Wer Mama oder Papa wird, steht vor einer Zäsur. Partynächte sind erstmal passé, dafür stehen demnächst kurze Schlafeinheiten aufgrund Babygeschreis auf der Tages- bzw. Nachtordnung. In der Regel setzt ein Elternteil mindestens für ein paar Monate auch beruflich aus, um sich komplett um den Nachwuchs zu kümmern. 

Elternzeit ist in Deutschland immer noch mehrheitlich Frauensache: Nur knapp ein Viertel der Elterngeldbezieher war im Jahr 2020 männlich. Das heißt umgekehrt, dass ca. 75 Prozent Mütter waren (Quelle: Statistisches Bundesamt).

Hinzu kommt, dass Väter in der Regel sehr viel kürzer und oftmals zusätzlich zu den Müttern Elternzeit nehmen. Planten die Frauen im Schnitt ca. 14,5 Monate lang Elterngeld zu beziehen, waren es bei den Männern nur 3,7 Monate.

Pro Kind stehen jedem Elternteil drei Jahre Elternzeit zu, unabhängig davon, ob der andere Elternteil auch Elternzeit nimmt. Allerdings ist natürlich der Bezug von Elterngeld zeitlich begrenzt. 

Mehr zur Elternzeit erfährst du in diesem ArtikelElternzeit und wie lange du sie nehmen kannst

Berufliche Umorientierung
Bildquelle: www.istockphoto.com / KatarzynaBialasiewicz

Warum Neustart? Es gibt viele Gründe

Egal, welches Rollenmodell man bevorzugt, ob der Mann oder die Frau zuhause bleiben: Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem auch derjenige, der die Erziehungsarbeit bislang voll übernommen hat, wieder arbeiten gehen möchte oder muss. 

Wie so oft im Leben geben einem Pausen oder Auszeiten die Chance, Abstand zu gewinnen und nachzudenken. So ist es auch mit der beruflichen Pause. Viele kommen während der Elternzeit ins Grübeln, ob sie überhaupt wieder zurück in ihren alten Job oder in ihre bisherige Tätigkeit möchten. Ist man erst einmal raus aus der Mühle, liegen einem die Chancen, neu durchzustarten, quasi bereits direkt vor den Füßen. Auch ein Branchenwechsel hat jetzt oftmals seinen Reiz.

Nutze deine Chance: Jetzt kannst du beruflich noch einmal ganz neu loslegen!

Gründe für einen beruflichen Neuanfang gibt es viele, zum Beispiel:

Dein Arbeitgeber verlangt, dass du in Vollzeit auf deine alte Stelle zurückkehrst. Das möchtest du aber nicht.

Generell hat dich dein Job nicht mehr befriedigt. Du hast schon vor der Elternzeit mit Unzufriedenheit und Frust zu kämpfen gehabt.

Während der Kinderpause hast du dich öfters gefragt, welchen Sinn eigentlich deine frühere Arbeit hatte. Du kannst dir nicht mehr vorstellen, in diesem Bereich erfüllt tätig zu sein.

Du hast relativ lange pausiert, und dadurch bist du in deinem alten Tätigkeitsfeld nicht mehr up-to-date. Zugleich verspürst du wenig Interesse, dich jetzt mit entsprechenden Fortbildungskursen wieder mühsam einzuarbeiten. 

Durch die Arbeitspause hast du dich wieder an einen alten Kindheitstraum bzw. Berufswunsch erinnert. Jetzt spukt er dir im Kopf herum, und du willst wenigstens versuchen, ob es damit nicht doch für dich klappen könnte.

Während der Elternzeit hast du neue Kontakte geknüpft und dadurch bietet sich dir jetzt ein neues Geschäftsmodell an. Eine Bekannte hat dich gefragt, ob du dich nicht gemeinsam mit ihr selbstständig machen möchtest.

Du musstest dich zu Beginn deiner beruflichen Laufbahn zwischen zwei Traumberufen entscheiden und hast dann deine Wahl getroffen. Doch über all die Jahre hinweg ist dir der damals abgewählte Beruf nicht aus dem Kopf gegangen. Jetzt hast du richtig Lust darauf!

Durch deine Beschäftigung mit den Themen Schwangerschaft, Geburt, Kindererziehung, Kleinkindernährung usw. hast du ein neues Betätigungsfeld gefunden, dass dir enorm viel Spaß macht. Deshalb möchtest du dich jetzt in diesem thematischen Umfeld beruflich ausprobieren.

Dir ist klar, dass du in deinem alten Job in Teilzeit nicht mehr die Führungsverantwortung übernehmen können wirst wie bislang. Deshalb bist du auf der Suche nach einem anderen Tätigkeitsfeld, wo du wieder eine reelle Chance bekommst, auch in der oberen Liga mitzuspielen – trotz weniger Wochenarbeitsstunden.

Mit Kleinkindern ist dir dein alter Job einfach zu stressig. Du möchtest jetzt eine neue Arbeitsstelle, die dich nicht so extrem fordert. Der Stress zuhause reicht dir vollkommen.

Umorientierung Beruf
Bildquelle: www.istockphoto.com / Kerkez

In drei Schritten zum neuen Traumjob

Bevor du dich jetzt allerdings in blindem Aktionismus verlierst, lege eine Bedenkpause ein: Denn zunächst musst du dir darüber klar werden, was du eigentlich zukünftig tun möchtest.

1. Luftschlösser bauen

Überlege im ersten Schritt, was dein Traumberuf wäre. Welche Tätigkeit könntest du dir jetzt, in Kombination mit deinem neuen Familienleben, am besten vorstellen? Und mit welchen Themen und Aufgaben wärst du gerne befasst? Schreibe dir all deine Ideen dazu auf, damit du dir einen Überblick verschaffen kannst. Erinnere dich auch nochmal an deinen bisherigen Beruf und frage ab: Was hat mir Spaß gemacht an meinem alten Arbeitsplatz? Woran hatte ich keine Freude? Dank deiner bereits gewonnenen Lebens- und Berufserfahrung ist jetzt der ideale Zeitpunkt, um sich neu aufzustellen.

Lies in unserem Artikel zum Thema Berufung, wie es gelingt, seinen Traumberuf zu finden!

2. Realistisch werden

Der Realitätsschock: Deine Träume und Vorstellungen aus 1. müssen nun in die „raue Wirklichkeit“ übertragen werden. Prüfe deshalb im zweiten Schritt, was sich davon realistisch umsetzen lässt. Das hat mit

  • Arbeitszeiten,
  • Arbeitsorten,
  • Verdienstmöglichkeiten bzw. entstehenden Kosten für Fort- und Ausbildungen,
  • Flexibilität,
  • möglicher externer Kinderbetreuung und
  • individuellem Stresslevel zu tun.

Rede dir jetzt nichts schön – der Alltag muss bewältigbar bleiben, privat und beruflich. Sonst wird dein Neustart schnell zum Rohrkrepierer. Skizziere dir am besten einen typischen Arbeitstag, wie du ihn dir vorstellst – von 9 bis 14, 15, 16 oder 17 Uhr. Oder eher in den Abendstunden? Egal. Auf jeden Fall erfüllend, aber machbar.

Einstieg nach Kinderpause
Bildquelle: www.istockphoto.com / BrianAJackson

3. Informationen einholen

Im Idealfall weißt du nun, was du tun möchtest und was zugleich möglich ist. Doch wie kommst du nun dorthin? Jetzt musst du dich informieren. Speziell an diesem Punkt scheitern viele Mütter oder Väter. Denn übermäßig Zeit, auf Informationsbeschaffung zu gehen, hast du als junge Eltern leider nicht. Doch wer hier hartnäckig bleibt, hat die Chance, sich beruflich noch einmal ganz neu zu erfinden. Durchhaltevermögen macht sich bezahlt!

Nutze vor allem das Internet für Erstinformation. Legt dein Nachwuchs mal ein Schläfchen ein, dann setze dich an den PC und recherchiere, wie du dein Berufsziel erreichen kannst.

Auf jeden Fall solltest du dich auch schlau machen, ob es in deiner Region Stellenangebote und die nötige wirtschaftliche Infrastruktur gibt, um (später) im gewünschten Feld tätig zu sein.

Wer sich selbstständig machen möchte, muss zudem eine Konkurrenz- und Marktanalyse betreiben.

Hilfreich kann auch ein Blick auf aktuell geförderte Umschulungsangebote durch die Agentur für Arbeit oder auch die dort zu findende Fachkräfte-Engpass-Analyse sein. Letztere zeigt dir vielleicht eine Möglichkeit auf, wenn du dein Berufsbild beibehalten, aber die Branche wechseln möchtest.

Musst du dich zunächst noch aus- oder fortbilden? Dann ist es wichtig, zu wissen, wo du solche Angebote findest. Nicht alles, aber vieles geht mittlerweile auch remote.

Jetzt musst du die einzelnen Schritte, die zu deinem neuen Beruf bzw. zu deiner neuen Aufgabe führen, definieren. Das können zum Beispiel

  • eine Fortbildung,
  • eine Umschulung (betrieblich oder schulisch oder in Kombination),
  • eine komplett neue Ausbildung (beispielsweise in Teilzeitform),
  • ein Studium oder ein Aufbaustudiengang (ebenfalls oft in Teilzeit möglich),
  • ein Praktikum oder ein freiwilliges soziales/ökologisches Jahr usw.,
  • die Jobsuche
  • oder aber die Selbstständigkeit sein.
Einstieg nach Babypause
Bildquelle: www.istockphoto.com / Prostock-Studio

Tipps, damit die Umorientierung erfolgreich klappt

Egal, in welcher Branche du dich siehst und als was du arbeiten möchtest: Ganz wichtig ist, dass deine Rahmenbedingungen stimmen. Wer mit Familie arbeitet, muss zwangsläufig Multitasking können. Trotzdem solltest du vorab so planen, dass dir genügend freie Zeit von der Familie fürs Arbeiten zur Verfügung steht.

Partnerschaft

Kläre unbedingt mit deinem Partner frühzeitig ab, wie du dir dein zukünftiges Berufsleben vorstellst. Wie viele Wochenstunden willst du arbeiten? Kann eventuell auch dein Partner bzw. deine Partnerin ihre Wochenarbeitszeit reduzieren, damit du wieder einsteigen kannst? Als Familie seid ihr ein Team, und das muss gemeinsam ran. Du brauchst die Unterstützung deines Partners, wenn beide arbeiten gehen und sich den Haushalt und die Familienarbeit aufteilen müssen. Nicht selten sind ungeklärte Konflikte dieser Art leider der Grund für eine Trennung. 

Kinderbetreuung

Hast du noch sehr kleine Kinder, die zum Beispiel in der Krippe erst eingewöhnt werden müssen, plane hierfür auf jeden Fall genügend Zeit ein! Selbst vier Wochen sind hierfür sehr knapp kalkuliert. Leider weißt du niemals vorab, wie leicht bzw. schwer sich dein Kleines mit der Eingewöhnung tut. Musst du dann bereits voll in deinem neuen Job durchstarten, weißt aber, dass dein Nachwuchs jeden Morgen in der Kita stundenlang heult und tobt, wird es schwierig. Zudem kannst du dich zu Beginn der Krippenzeit auf mindestens 6 Monate Dauerhusten, -schnupfen und Erkältungen beim Nachwuchs einstellen; vor allem, wenn der Start ins Winterhalbjahr fällt. Und dann musst du dein krankes Kind zuhause betreuen.

Generell gilt: Kalkuliere einen gehörigen zeitlichen Puffer zwischen Betreuungszeiten für die Kinder und deinen Arbeitszeiten ein. Wenn du hier auf knappe Kante rechnest, ist der Stress vorprogrammiert. Zum einen bist du dann zeitlich komplett unflexibel und kannst nicht mal schnell eine halbe Stunde dranhängen, falls es das Arbeitsaufkommen erfordert. Zum anderen musst du auch Probleme wie Stau, Verzögerungen im ÖNPV o.ä. in den Bring- und Holprozess einkalkulieren.

Idealerweise kannst du die Kinderbetreuung so buchen oder organisieren, dass dir täglich ein Puffer von mindestens 30 Minuten (oder mehr) zur Verfügung steht.

Wie du mit Kindern Homeoffice bewältigst, liest du hier.

WIedereinstieg
Bildquelle: www.istockphoto.com / Drazen Zigic

Jobsuche und Bewerbung

Warst du längere Zeit raus aus dem Job, liegt sicherlich auch dein letztes Vorstellungsgespräch schon mehrere Jahre zurück. Und wann du zuletzt deine Bewerbungsunterlagen auf Vordermann gebracht hast, weißt du gar nicht mehr? Tja, dann wird es höchste Zeit, dass du dich in punkto Jobsuche und Bewerbung wieder auf den neuesten Stand bringst. Wie man sich bewirbt, mit welchen Unterlagen und wo man nach Stellen sucht: All das verändert sich über die Jahre.

Folgende Artikel helfen dir in dieser Phase der Jobsuche weiter:

So geht Jobsuche heute

Die richtige Schriftart für deine Bewerbung

Unterschrift bei der Online-Bewerbung: So geht`s

Bewerbung 50plus

Remote-Vorstellungsgespräch: Darauf achten Personaler jetzt

Angst vor dem Vorstellungsgespräch: So wirst du sie los

Rätselfragen im Vorstellungsgespräch

Fazit

Es erfordert Mut, Willen und Durchhaltevermögen, um nach der Babypause noch einmal beruflich neu durchzustarten. Aber es kann sich durchaus lohnen: Zum einen bringst du jede Menge Lebens- und Berufserfahrung mit und hast sicher bereits aus dem einen oder anderen Fehler gelernt. Zum anderen hast du nun die Chance, dich noch einmal selbst zu verwirklichen und deine beruflichen Träume wahr werden zu lassen. Viel Glück dabei!

Quellen:
arbeitsagentur.de, perspektive-wiedereinstieg.de


Aktuelle Jobangebote




Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.