Krisen führen immer auch Veränderungen herbei. Wie sehr sich der Arbeitsmarkt in den letzten Jahren durch die Corona-Krise gewandelt hat, haben wir selbst erlebt. Kurzarbeit, Kündigungen, Insolvenzen – viele Unternehmen mussten um ihr Überleben kämpfen und im Zuge dessen Mitarbeiter gehen lassen. Auf der anderen Seite gab es weltweit jedoch auch eine rekordverdächtige Anzahl an Kündigungen durch Arbeitnehmer. Dieses Phänomen wird auch The Great Resignation genannt. Was das eigentlich bedeutet und welche Ursachen dahinterstecken könnten, erfährst du in diesem Artikel.

Was ist The Great Resignation?

The Great Resignation bezeichnet die große Kündigungswelle durch Arbeitnehmer auf dem derzeitigen Arbeitsmarkt, welche durch die anhaltende Corona-Pandemie ausgelöst wurde. Seinen Ursprung hat der Trend in den USA, wo seit dem Frühjahr 2021 auffallend viele Arbeitnehmer ihren Job kündigen. Mittlerweile hat das Phänomen auch Europa erreicht. Hohe Kündigungsquoten sind in der Regel in Zeiten eines starken wirtschaftlichen Aufschwungs zu beobachten, nicht aber in Zeiten der Krise. Läuft die Wirtschaft stabil, haben Arbeitnehmer eine hohe Chance, woanders einen besser bezahlten Job zu bekommen. Doch das war seit der Corona-Krise nicht der Fall. 

Dennoch kündigten Millionen Amerikaner ihre Jobs – allein im September 2021 waren es etwa 4 Millionen – und das, obwohl die Pandemie weltweit ohnehin Millionen Arbeitsplätze kostete. Arbeitnehmer in den USA genießen weitaus weniger Sicherheiten als wir in Deutschland. So kam es bereits zu Beginn der Krise dazu, dass viele Unternehmen ihre Mitarbeiter entließen und diese dadurch plötzlich arbeitslos wurden. Daher ist es erst recht verwunderlich, dass darüber hinaus viele Amerikaner das Risiko in Kauf nahmen, selbst zu kündigen. In Zeiten der Krise stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Arbeit normalerweise nicht so stark, da die Prioritäten woanders liegen – in erster Linie auf Stabilität und Sicherheit. In den Finanzkrisen zwischen 2007 und 2009 war genau dies beobachtbar: Nur wenige Leute kündigten damals freiwillig ihren Job. Doch die Covid-19-Pandemie ist anders. Im Jahre 2021 stieg die Kündigungsquote in den USA auf rund 3% – ein Rekordwert! 

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Gründe für The Great Resignation

Wieso kündigen so viele Menschen wie nie in Zeiten einer Krise? Dafür gibt es mehrere Theorien. Zum einen gab es sicherlich einige Menschen, die aus Angst vor einer Ansteckung ihren Job aufgaben. Vor allem Arbeitnehmer, die in körpernahen Dienstleistungen arbeiteten, fürchteten sich eventuell vor einer Ansteckung. Dazu kam, dass Schulen und Kindergärten geschlossen waren und insbesondere Frauen daher keine andere Wahl blieb, als zu kündigen und sich um die Kinder zu kümmern. 

Doch es gab auch andere Gründe. So reflektierten während der Pandemie viele Menschen über ihr (berufliches) Leben, hinterfragten viel und orientierten sich um. Immer mehr Arbeitnehmer wollen als Quereinsteiger neu durchstarten und eine andere Karriere einschlagen, da ihnen ihr alter Job nicht mehr gefällt. Auch persönliche Prioritäten wurden neu geordnet. Dinge wie Freiheit und Selbstverwirklichung wurden trotz Krise immer wichtiger. Die Menschen sehnen sich nach Entschleunigung, weniger Stress und mehr Lebensqualität. Und dies lässt sich eben nicht mit jedem Job vereinbaren.

Des Weiteren änderten sich die Arbeitsumstände der Beschäftigten. Viele durften im Homeoffice arbeiten und genossen die damit verbundene Freiheit und Flexibilität. So wurde das Kriterium „Homeoffice“ ein immer wichtigeres bei der Jobsuche und die Unternehmen mussten sich daran anpassen. Am häufigsten kündigten Arbeitnehmer der Generationen Z und Y – sogenannte Post-Millenials und Millenials. Beide Generationen haben den Ruf, sich viel mit Selbstverwirklichung zu beschäftigen. Des Weiteren wurden die jungen Arbeitnehmer vor allem in den USA sehr schlecht bezahlt.

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Wertewandel in der Gesellschaft

Es wird deutlich, dass die Pandemie weltweit zu einer Sinnkrise geführt hat. Insbesondere in den USA wollen die Menschen die schlechten Arbeitsbedingungen nicht mehr akzeptieren und wünschen sich ein erfüllteres Berufsleben. Jüngere Generationen fordern eine bessere Work-Life-Balance, mehr Freiheiten und Zeit für die wichtigen Dinge im Leben. Sie wollen keine Arbeit ausführen, die in ihren Augen keinen Sinn macht, sondern möchten etwas verändern. Sie möchten Unternehmen unterstützen, hinter deren Werte sie stehen. Viele junge Menschen dieser Generationen haben an ihren Eltern gesehen, was ein stressiges Arbeitsleben anrichtet: Sie leiden an einem Burnout oder sonstigen gesundheitlichen Problemen.  

Durch die Pandemie hat ein kultureller Wandel stattgefunden, bei dem der Mensch wieder in den Vordergrund gerückt ist. Karriere und Status sind nicht mehr so wichtig wie zuvor. Dies hat zur Folge, dass in der Arbeitswelt ebenfalls ein Umdenken stattfinden muss. Beruf und Privatleben müssen besser miteinander vereinbar werden. 

Gründe für freiwillige Kündigungen könnten beispielsweise sein:

  • schlechte Bezahlung
  • „sinnfreie“ Arbeit
  • nicht genügend Wertschätzung
  • nicht funktionierende Systeme und Technik
  • zu wenig Eigeninitiative möglich
  • zu hohe Arbeitsbelastung
  • Unflexible Arbeitszeiten
  • zu viel Druck und Stress
  • keine Weiterbildungsmöglichkeiten
  • falsche Berufswahl
  • schlechte Work-Life-Balance
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Fazit

Die Kündigungswelle traf vor allem die Vereinigten Staaten. Anders als in den USA genießen wir in Deutschland einen umfangreichen Kündigungsschutz und sind auch sonst besser abgesichert. Dennoch stellten sich auch hierzulande viele Leute die Sinnfrage während der Pandemie. Nun ist es an den Unternehmen, ihre Arbeitsbedingungen anzupassen und neue Wege zu gehen. Wie genau sich das Phänomen entwickeln wird, werden wir erst in ein paar Jahren sehen. Bisher gibt es nämlich kaum Erfahrungen dazu, wie sich der Arbeitsmarkt nach einer Pandemie verändert. 

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