Social Distancing als Normalzustand: Angst vor der Rückkehr ins Büro
Nach langer Homeoffice-Pflicht geht es für viele Arbeitnehmer langsam, aber sicher zurück ins Büro. Zwar haben einige Unternehmen Homeoffice zum neuen Standard gemacht, doch nicht jede Firma möchte, dass ihre Mitarbeiter nur noch von zu Hause arbeiten. Deswegen müssen sie sich nun umgewöhnen und zumindest ein paar Tage in der Woche wieder an den Arbeitsplatz fahren. Manch einer freut sich darüber, endlich nicht mehr in den eigenen vier Wänden eingesperrt zu sein und die Kollegen wiederzusehen. Doch nicht allen geht es so. Tatsächlich haben einige mittlerweile eine regelrechte Angst vor der Rückkehr ins Büro entwickelt. Social Distancing ist für sie zum Normalzustand geworden und sie wollen gar nicht mehr zurück zur alten Ordnung. Warum das gefährlich ist und welches psychologische Phänomen dahintersteckt, erfährst du in diesem Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier
Endlich wieder unter Leute gehen – die Zeit der Isolation neigt sich langsam dem Ende zu. Doch nicht jeder sieht dieser Tatsache freudig entgegen. Manchen Menschen fällt die Umstellung zurück zur Normalität schwer. Sie haben sich so sehr an die Isolation gewöhnt, dass sie nicht mehr aus ihrer Höhle hinauswollen. Immerhin ist der Mensch ein Gewohnheitstier und kein großer Fan von Veränderungen. Jetzt ist das Homeoffice endlich perfekt eingerichtet, die Routinen sind etabliert und man möchte es gar nicht mehr anders haben. Wieder früh morgens aus dem Haus, zurück in die volle U-Bahn oder in den morgendlichen Stau? Nein, danke.
Doch nicht nur Gemütlichkeit kann ein Grund sein, weshalb Mitarbeiter nicht zurück an den Schreibtisch im Büro wollen. Das Ganze kann auch psychologische Ursachen haben. Schuld daran ist das sogenannte Cave-Syndrom.
Das Cave-Syndrom
Das Cave-Syndrom – auf Deutsch „Höhlen-Syndrom“ – beschreibt die Angst vor der Begegnung mit anderen Menschen. Betroffene wollen lieber in ihrer „Höhle“ bleiben, da sie sich dort wohl und sicher fühlen. Immerhin haben wir in den letzten Monaten und Jahren durch die Corona-Maßnahmen befohlen bekommen, daheim zu bleiben, Kontakte zu reduzieren und so viel wie möglich über den digitalen Weg zu erledigen. Der Mensch ist zwar eigentlich ein soziales Wesen, weshalb wir mit diesen Restriktionen zu kämpfen hatten, dennoch wurde unserem Unterbewusstsein durch den Lockdown zu verstehen gegeben, dass dieses Verhalten falsch ist. Für manche Menschen lässt sich diese Tatsache nicht mehr so einfach aus dem Kopf vertreiben.
Betroffene Arbeitnehmer hatten während der Homeoffice-Pflicht zwar digital meist regelmäßig Kontakt zu ihren Kollegen, fühlen sich nun aber unwohl dabei, ihnen wieder live zu begegnen. Oft haben sie auch den Kontakt zur Familie und zu Freunden reduziert. Die immer noch präsente Sorge vor einer Ansteckung kann hierbei durchaus eine große Rolle spielen.
Das Cave-Syndrom ist keine Krankheit, sondern zählt zu den sozialen Phobien. Wer schon vor der Pandemie Probleme in diesem Bereich hatte, bei dem könnte die Isolation diese noch verstärkt haben. Wenn der oder die Vorgesetzte nun aber darauf besteht, dass die Mitarbeiter wieder zurück ins Büro müssen, bleibt Betroffenen allerdings nichts anderes übrig, als sich ihren Ängsten zu stellen. Ansonsten könnten ihnen Konsequenzen bei der Arbeit drohen.
Übrigens gab es das Cave-Syndrom schon vor Corona-Zeiten. Es tritt auch nach prägenden Erlebnissen wie beispielsweise einem langen Gefängnis- oder Krankenhausaufenthalt auf.
Was kann man gegen die Angst tun?
Du erkennst dich in den oben genannten Symptomen wieder? Erst einmal: Keine Sorge, auch wenn es dir im Moment vielleicht nicht so vorkommt, ist deine Situation vermutlich nur ein vorübergehender Zustand. Beim Cave-Syndrom handelt es sich nämlich lediglich um eine Anpassungsreaktion. Du hast dich so an das Homeoffice und die Isolation gewöhnt, dass beides für dich normal geworden ist. Jetzt hilft nur eines – raus aus der Routine und rein in eine neue. Dann hast du ganz bald wieder Spaß daran, Leute zu treffen und auch deine Kollegen wieder im Büro zu sehen.
Hier sind ein paar Tipps und weiterführende Artikel, die dir dabei helfen:
- Mit diesen Tipps kannst du deine Gewohnheiten nach und nach ändern und wieder aktiver und sozialer werden: Die Macht der Gewohnheit: 5 Schritte, um Verhaltensmuster zu ändern
- Achtsamkeit ist immer ein gutes Mittel gegen Ängste: Raus aus dem Hamsterrad: 7 Tipps für mehr Achtsamkeit im Arbeitsalltag
- Du hast Angst vor Viren im Büro? Hier gibt es ein paar Tipps für die Hygiene am Arbeitsplatz: Alles sauber bei dir? Aktuelle Hygiene-Regeln fürs Büro
- Noch mehr Tipps für die Überwindung deiner Ängste gibt es hier: Überwinde deine Ängste: 7 Tipps für mehr Mut im Job
Sollten deine Ängste allerdings über die beschriebenen Symptome hinausgehen, ist es ratsam, dir professionelle Hilfe zu holen. Insbesondere, wenn du an Depressionen oder Panikattacken leidest. Scheue dich bitte nicht davor, dir die Hilfe zu suchen, die du benötigst. Sprich mit deinem Arbeitgeber, um ihm die Situation zu erklären und damit ihr gemeinsam eine Lösung finden könnt.
Fazit
Wieder zurück in den Büroalltag zu finden, ist nicht für jeden einfach. Solltest du Angst davor haben, dein Homeoffice zu verlassen, bist du nicht allein damit. Keine Sorge, diese Angst wird bald wieder verschwinden, wenn du dich an die neue Realität gewöhnt hast. Vielleicht erlaubt dir dein Chef ja, es anfangs etwas langsamer angehen zu lassen, sodass du beispielsweise erst einmal nur zwei Mal in der Woche ins Büro musst und die restlichen Tage von zu Hause arbeiten darfst. Je mehr du dich jedoch an die Rückkehr ins Büro gewöhnst, desto schneller wirst du deine Angst überwinden. Und irgendwann wirst du merken, wie schön es ist, die Kollegen endlich mal wieder live zu sehen und nach der Arbeit vielleicht sogar auf einen Feierabenddrink mit ihnen auszugehen. Denn so sicher eine Höhle auch ist – allein wird es dort drinnen sehr schnell ganz schön langweilig.
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