Pflegekräfte sind aktuell dringend gesucht. Denn es herrscht akuter Pflege-Notstand in Deutschland: Hierzulande fehlt es nicht an medizinischer Infrastruktur bzw. Material oder Ausstattung, nein, es fehlen die Arbeitskräfte in der Pflege.

Pflexit in Deutschland?

Die Zahl schockiert: Im Oktober 2021 standen in Deutschland nach Angaben von Medizinern rund 4.000 Intensivbetten weniger zur Verfügung als zu Jahresbeginn 2021 (vgl. aerzteblatt.de). Doch exakt benannt, sind es nicht die Betten, die verschwunden sind. Es ist das fehlende Pflegepersonal, das eine Belegung dieser Betten unmöglich macht. Belegbar sind nur sogenannte „betreibbare“ Betten.

Denn speziell in der Krankenpflege wie auch in der Altenpflege gilt: Ohne Menschen läuft hier fast gar nichts.

Auch wenn gerade in der Intensivmedizin sehr viele technische Hightechgeräte zum Einsatz kommen, braucht es die Pflegekraft bzw. Krankenschwester, die den Patienten am Bett betreut, pflegt, sich kümmert und die Maschinen überwacht und kontrolliert.

Eher konstanter Personalmangel

Doch wo sind sie hin, all die examinierten Pflegefachkräfte? Nicht wenige haben ihren Beruf verlassen, weil sie ausgebrannt sind. Bereits seit Jahren, aber jetzt noch einmal ganz akut im Rahmen der Covid-Pandemie. Fakt ist aber auch: Es gibt sie in Deutschland nicht in der Anzahl, in der sie unsere Gesellschaft benötigen würde. Bereits vor Jahren sprach man von ca. 70.000 Pflegekräften, die defacto im ganzen Land fehlen.

Natürlich ist die Belastung physischer und psychischer Art in diesem Job schon allein aufgrund des Berufsbilds groß: Man muss mitunter körperlich schwer heben, und man ist selbstverständlich tagein, tagaus auch mit Leid, Schmerz und Tod konfrontiert. All das gehört zum Berufsalltag, neben vielen schönen Ereignissen und Erfahrungen, die natürlich auch Teil davon sind: Wenn jemand kämpft und gewinnt, wenn ein Patient Heilung erfährt, wenn man dem Kranken Trost und Hoffnung spenden kann. Doch um den Charakter des Berufsbilds weiß man im Prinzip, wenn man sich zu einer Ausbildung zum Krankenpfleger entschließt. 

Ist allerdings der Pflegealltag bereits seit Jahren durch Personalnot und -mangel gekennzeichnet, wirkt sich das auch auf die noch verbliebenen Arbeitskräfte aus. Denn ihr Berufsalltag verändert sich dadurch: Der Stress steigt, die Belastung wächst, der Zeitdruck frisst oftmals zuerst die schönsten Momente im Berufsalltag auf. Hinzu kommen eine nicht sonderlich gute Vergütung sowie ein relativ geringes gesellschaftliches Ansehen des Berufs. 

Es wird eng – für uns alle

Auch Gernot Marx, der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), vermutete öffentlich, dass viele der Pflegekräfte in den letzten Monaten aufgrund der Belastungen ihren Beruf beendet bzw. ihre Arbeitszeit verkürzt hätten. Im Rahmen der Covid-Pandemie nun natürlich ein grausamer Effekt, der schmerzlich aufzeigt, wie wichtig es wäre, langfristig mehr in die Ausbildung von Pflegepersonal zu investieren und bessere Rahmenbedingungen für die dort Beschäftigten zu schaffen.

Dabei gilt es, nicht nur an einer Stellschraube zu drehen.

Viele Aspekte müssen vermutlich schonungslos auf den Prüfstand:

  • Arbeitszeiten,
  • Bezahlung,
  • Schichtdienstgestaltung und
  • Reputation des Berufs.

Es ist sicherlich eine Mammutaufgabe, das Gesundheitswesen hier wieder „gesünder“ aufzustellen. Und vor allem eine Aufgabe, die sich nicht in wenigen Monaten stemmen lässt. Denn qualifiziertes Personal in großem Umfang neu zu generieren, klappt nicht von heute auf morgen. Doch wir müssen diese Herausforderung bewältigen. Denn die Zahl an Pflegekräften, die unsere alternde und damit auch immer gebrechlichere Gesellschaft zukünftig braucht, wird weiterhin steigen. Wie schmerzhaft es für ein Land wird, wenn die gesundheitliche Versorgung nicht mehr zu 100 Prozent vor Ort sichergestellt werden kann, erfahren wir ja leider gerade hierzulande. 

Pflegefachfrau bzw. Pflegefachmann gesucht

Doch welches Berufsbild ist vor allem gefragt? In erster Linie sind Krankenschwestern, Krankenpfleger sowie Altenpfleger auf dem deutschen Arbeitsmarkt gesucht. Dabei handelt es sich um examiniertes Pflegepersonal, also Fachkräfte mit entsprechender Ausbildung. Bei Pflegehelfern ist der Personalmangel nicht ganz so groß.

Seit Januar 2020 ist die Ausbildung für die drei beliebtesten Pflegeberufe hierzulande neu angelegt. Wer später als Altenpfleger, Kranken- und Gesundheitspfleger oder Kinderkrankenschwester arbeiten möchte, beginnt in jedem Fall eine Ausbildung zum Pflegefachmann bzw. zur Pflegefachfrau. Generalisiert wurde die Ausbildung, um später auch einen leichteren Wechsel zwischen den Tätigkeiten zu ermöglichen. Die Ausbildung dauert drei Jahre und wird in einem Ausbildungsbetrieb wie einem Krankenhaus oder einem Pflegeheim und einer Berufsschule absolviert.

Da der Arbeitsmarkt in der Pflege aktuell so leergefegt ist, hat man aber auch als Quereinsteiger gute Chancen. Verschiedene Weiterbildungsmaßnahmen oder Qualifizierungsangebote helfen, den Einstieg in die Branche zu schaffen. Das Tätigkeitsumfeld ist dann natürlich etwas begrenzter; so ist man dann eher bei leichteren Hilfsarbeiten zur Unterstützung der Pflegebedürftigen eingespannt, und selbstverständlich nicht in der Intensivpflege. Beispielsweise bei Jobs als Pflegehilfskraft.

Interessierst du dich für einen Quereinstieg in die Pflege, dann informiere dich weiter in diesem Artikel:

Quereinsteiger-Jobs: Arbeiten in der Pflege

Fazit

Wären die Rahmenbedingungen besser, wäre der Pflegejob im Krankenhaus oder Pflegeheim eigentlich ein Traumberuf für viele Menschen. Denn sehr viele Ausbildungs- oder auch Berufssuchende geben an, sie wünschten sich einen Job, bei dem sie Gutes tun, helfen können und sinnvolle Arbeit leisten. All das garantiert das Berufsbild des (Kranken-)Pflegers. Und genau das macht diesen Job auch sehr erfüllend. Allerdings müssen auch die Rahmenbedingungen wie Bezahlung, Arbeitszeit und Belastung stimmen. Doch nicht zuletzt durch die Erfahrung aus der Pandemie wird vermutlich endlich ein Umdenken in der Politik einsetzen. Es ist auf jeden Fall mit verbesserten Rahmenbedingungen für die Arbeit in der Pflege zu rechnen.

Quellen:
aerzteblatt.de,
spiegel.de, zeit.de

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