Job-Klischee Friseur: Arm, aber sexy?
Geschwätzig, oberflächlich, bei der IQ-Vergabe eher vernachlässigt und Schlecht-Verdiener – Friseure haben mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Die 5 gängigsten Job-Klischees im Friseurberuf und wie die Realität tatsächlich aussieht.
Inhaltsverzeichnis
1. Oberflächliche Schwätzer
Klischee: Schon klar, wer lästern will oder scharf ist auf die neuesten Gerüchte in der Kleinstadt, der geht am besten: zum Friseur. Hier wird getratscht, was das Zeug hält – und zwar auch von den Angestellten. Dem Friseur und der Friseurin haftet hartnäckig das Klischee an, ständig die Klappe aufzuhaben, und es dabei hinzubekommen, so gut wie nichts Gehaltvolles zu sagen.
Wahrheit: Früher gehörte es zum Jobprofil, viel Smalltalk mit den Kundinnen und den Kunden zu betreiben. Es war fester Bestandteil des Friseurbesuchs, von der Haarwäsche bis zur Föhnfrisur vollgetextet zu werden, ob man wollte oder nicht. Mittlerweile hat sich der Kundenwunsch hier jedoch etwas gewandelt: Viele Menschen haben gerne ihre Ruhe auf dem Frisierstuhl. Daran haben sich moderne Friseure auch angepasst: Hier wird nicht mehr ohne Punkt und Komma geplaudert. Liebt ein Kunde jedoch den klassischen Friseur-Smalltalk, sollte der Haarkünstler dazu in der Lage sein, das Gespräch während der „Behandlung“ locker-flockig am Laufen zu halten. Mit Oberflächlichkeit hat das aber wenig zu tun, denn die Kunst des Smalltalks ist nicht zu unterschätzen.
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2. Friseure sind doof
Friseur: „Möchten Sie die Stirnlocke behalten?“ Kunde: „Ja, bitte unbedingt!“ SCHNIPP, die Locke fällt. Friseur: „Gut, dann packe ich sie Ihnen ein.“
Klischee: Der Beruf des Friseurs zieht nicht unbedingt die hellsten Köpfe an. Haare waschen, schneiden, ein bisschen rumfrisieren und endlos palavern kann eigentlich jeder. Die Ausbildung zum Friseur ist einfach und quasi für alle mit noch so schlechtem Hauptschulabschluss zu schaffen. Da den Job eh niemand machen will, findest du immer schnell eine Ausbildungsstätte.
Wahrheit: Der Friseurberuf ist ein anerkannter Ausbildungsberuf im Handwerk. Die duale Ausbildung dauert drei Jahre und kann mit einem Hauptschulabschluss begonnen werden. Im Jahr 2020 hatten jedoch auch 8 Prozent der neu startenden Azubis im Friseurhandwerk gar keinen Schulabschluss (Quelle: arbeitsagentur.de).
Nichtsdestotrotz ist der Beruf vielseitig und kann anspruchsvoll sein, wenn man ihn in all seinen Facetten ausleben möchte: Neben dem Handwerk des klassischen Haareschneidens, das durchaus eine Kunst sein kann, sollte man auch Lust auf Stilberatung haben, ein geschultes Auge besitzen und viel Empathie und Freude am Arbeiten sehr nah am Menschen mitbringen. Ein wenig psychologisches Geschick ist ebenso von Vorteil. Zum Beispiel, wenn du ein Kind frisieren sollst, das Angst vor der Schere hat, oder wenn du eine Kundin zum Thema Haarausfall beraten musst. Und irgendwann, wenn du später deinen eigenen Salon eröffnen und dich selbständig machen möchtest, ist klar: Selbstverständlich musst du einwandfrei lesen, schreiben und vor allem rechnen können!
3. Ein Friseur verdient nichts
Klischee: Als Friseurin kannst du kaum von deinem Gehalt leben. Du verdienst extrem schlecht.
Wahrheit: Tatsächlich zählt der Friseurberuf zu den eher schlecht bezahlten Jobs in Deutschland. Wie immer bei Gehaltsvergleichen müssen Berufserfahrung sowie die Gegend, in der man arbeitet (Bundesland, Großstadt, ländliche Umgebung usw.) berücksichtigt werden. Grob geschätzt verdient ein Friseur mit einigen Jahren Erfahrung im Friseurhandwerk im Durchschnitt ca. 22.000 Euro brutto pro Jahr bzw. ca. 1.800 Euro brutto monatlich. Das Einkommen kann auch sehr unterschiedlich ausfallen, je nachdem, ob du bei einer großen Unternehmenskette angestellt bist, in einem kleinen Handwerksbetrieb arbeitest oder selbstständig bist.
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4. Alle Friseure lieben Männer
Klischee: Als Friseurin bzw. Friseur arbeiten nur grell gestylte Tussis – oder schwule Männer. Jeder Friseur ist doch irgendwie „vom anderen Ufer“.
Wahrheit: Einen schwulen Friseur kennt vermutlich fast jeder. Aber vielleicht kennst du auch einen homosexuellen Bankangestellten und einen homosexuellen PR-Fachwirt? Die sexuelle Orientierung hat nichts mit der Jobwahl zu tun. Natürlich liegt es auf der Hand, dass Männer und Frauen, die sich in ihrem Job mit dem Stylen und Verschönern anderer Menschen beschäftigen, ein besonderes Faible für Aussehen, Optik und Schönheit mitbringen sollten. Doch nur, weil sich ein Mann für diese Dinge interessiert, sagt das noch nichts über seine sexuelle Orientierung aus. Achtung: Man kann sich hier mit vorschnellen Urteilen ganz schön täuschen! Und schließlich gehen die Präferenzen in der Liebe auch niemanden etwas an – und sind auch völlig irrelevant für die Beziehung zwischen Friseur und Kunde.
5. Eitle Zeitgenossen
Klischee: Die meisten Friseure sind unfassbar eitel und gucken sich am liebsten nur die ganze Zeit selbst im Spiegel an. Für die Frisuren ihrer Kundinnen und Kunden interessieren sie sich tatsächlich gar nicht.
Wahrheit: Na ja, wer Friseur ist, muss sich zwangsläufig den ganzen Tag sehr viel vor Spiegeln bewegen. Aber das wird im Alltag zum völlig unspektakulären Akt, denn diese Spiegel bemerkst du irgendwann gar nicht mehr. Wer sich selbst am liebsten im Mittelpunkt sieht und mit seiner eigenen Schönheit glänzen will, wird sicher nicht unbedingt den Friseurberuf wählen. Viel eher wird er sich für einen Beruf wie Schauspieler, Model oder für eine Youtuber- oder TikToker-Karriere entscheiden.
Fazit
War doch klar: Die meisten Klischees über Friseurinnen und Friseure kann man getrost schnell zusammenfegen. Der Friseurberuf ist ein anspruchsvoller Handwerksberuf, bei dem es auf viel mehr ankommt, als seinen Kunden nur irgendeinen x-beliebigen Haarschnitt zu verpassen. Du brauchst neben handwerklichem Geschick und einem guten Auge für Optik und Styling auch viel Empathie und Einfühlungsvermögen. Besonders, wenn du dich später mit einem Salon selbstständig machen möchtest, solltest du außerdem kaufmännisches Wissen mitbringen und gut mit Zahlen umgehen können.
Welche Vorurteile fallen dir ein? Welche Job-Klischees kannst du bestätigen und welche nicht? Lass es uns in den Kommentaren wissen.
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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.
Veronika ist Redakteurin und Content-Managerin. Sie hat Kommunikationswissenschaften, Arbeits- und Organisationspsychologie sowie Französische Sprachwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität in München studiert und ist bereits über 15 Jahre journalistisch in Print und online unterwegs. Für careeasy – Dein Karriere-Magazin von stellenanzeigen.de recherchiert und schreibt Veronika zu Themen rund um Studium & Ausbildung, Karriere, Gesundheit im Job und Arbeitsrecht.