Früher hat dich deine Mutter vor der Influenza gewarnt, heute klingt der Traumjob vieler Jugendlicher ganz ähnlich: Auf einmal will jeder Influencer werden. Doch ist das überhaupt ein Beruf? Lässt sich damit Geld verdienen, und wie werde ich ein angesehener YouTube- oder Instagram-Star? Und die Frage aller Fragen: Auf welcher Seite der Macht steht der Influencer?

„Ich möchte Influencerin werden. Wie klappt das?“, ist eine häufig gestellte Frage in unserer Facebook-Community. Ganz klar: Was früher der Rockstar als Top-Berufswunsch junger Leute war, ist heute der Influencer. Sein Bekanntheitsgrad gleicht im Idealfall dem eines Popstars, er scheint sich in einer Glamourwelt zu bewegen, darf gratis jede Menge cooler Produkte testen, und für viele sieht das Ganze nach leicht verdientem Geld aus. Doch die Realität ist oftmals eine andere. Trotzdem kann man den „Influencer“ mittlerweile durchaus als eigenständigen Beruf bezeichnen, und es gibt sogar einige wenige, die damit richtig viel Geld verdienen.

Junge Influencerin sitzt auf Bett vor Kamera
Bildquelle: www.istockphoto.com / diego_cervo

Was ist ein Influencer?

Als klassischer Influencer bist du in sozialen Netzwerken wie Instagram, YouTube, Twitter oder Snapchat aktiv. Dort postest du jede Menge Beiträge zu bestimmten Themen: Texte, Videos und Podcasts. Auch du als Person bist dort sichtbar, in der Regel stehst du im Zentrum der Beiträge. Und du hast jede Menge Follower, die dir folgen, dich „liken“ und deine Fans sind. Dadurch besitzt du großen Einfluss (englisch: influence) auf dein Publikum.

Influencer Marketing

Nun kommen Industrie und Wirtschaft ins Spiel. Viele Unternehmen betreiben inzwischen gezieltes Influencer Marketing, das heißt, sie haben die Influencer als wertvolle Transporteure ihrer Botschaften, Marken und Produkte entdeckt. Das funktioniert so: Verfügst du über viele Fans bzw. Follower auf Social-Media-Kanälen wie Instagram, Snapchat oder YouTube, wirst du für Unternehmen interessant. Diese bieten dir dann Kooperationen an: Du schließt mit den Unternehmen einen Vertrag ab und verbreitest die gewünschte Botschaft in deinem Kanal. Dafür erstellst du Bild-, Text- oder Tonbeiträge im gewünschten Tenor und veröffentlichst diese anschließend. Du fungierst sozusagen als Meinungsmacher oder reichweitenstarke Person mit einem großen Netzwerk, das du nutzt. Im Gegenzug erhältst du von dem Unternehmen Geld für deine Influencer-Tätigkeit. Im Grunde wird also dein Channel als Plattform für die Schaltung einer Anzeige oder PR genutzt, vergleichbar einem Printmagazin.

Damit beeinflusst du natürlich deine Follower und bewegst dich tagtäglich auf einem schmalen Grat zwischen authentischer Selbstdarstellung, Informationsverbreitung, PR und Werbung. Die Grenzen zwischen diesen verschiedenen Kommunikationsstilen sind fließend und – hier wird es problematisch, obwohl so gewollt – für den User oft nicht ganz leicht zu unterscheiden.

Finde DEIN Thema

Doch zuallererst musst du es schaffen, mit einem spannenden Thema viele Internetnutzer in der Social-Media-Welt zu erreichen und zu begeistern, sodass du ein großes Netzwerk bedienst und viele Fans hast. Deine Karriere beginnt also damit, für dich ein passendes und spannendes Betätigungsfeld zu finden. Im Idealfall ist das ein Bereich, für den du Interesse mitbringst, oder sogar ein Feld, das du als dein Hobby bezeichnen würdest. Klassische Themen für Influencerchannels sind Mode, Kosmetik, Ernährung, Sport oder Musik.

Manchmal dreht sich aber alles auch ganz einfach nur um dich und dein Leben. Viele Influencer haben ihre Plattform oder ihren Kanal zunächst als reine Freizeitbeschäftigung gestartet, bevor die Zahl der Fans durch die Decke ging. Dann begann sich das System von selbst zu professionalisieren: Hast du viele Follower, fragen Unternehmen, die deine Zielgruppe interessant finden, bei dir bzgl. einer Social-Media-Marketing-Maßnahme an. Es gibt spezielle Tools, in denen die Marketingabteilungen von Unternehmen ganz gezielt nach einem für sie passenden Influencer suchen können. Dann läuft der Laden, und die Einnahmequellen sprudeln. Oft fungiert eine erste Kooperation wie ein Eisbrecher, denn dadurch werden andere Unternehmen auf dich aufmerksam.

Was muss ich mitbringen?

Es ist ein Trugschluss, zu denken, Influencer könne doch jeder werden. Im Endeffekt ist es eine spezielle Form der Kommunikation, eine Mischung aus Selbstdarstellung und PR. Und auch dafür benötigst du auf jeden Fall das passende Rüstzeug. Denn du musst Skills in ganz verschiedenen Bereichen mitbringen, um erfolgreich zu sein.

Video/Bild

Eine riesige Bedeutung haben Videos und Fotos, die du auf den sozialen Medien einstellst. In vielen Blogs und Channels ist die Bildsprache von großer Wichtigkeit. Über Bilder werden Emotionen transportiert, und damit lässt sich eine Zielgruppe rasch begeistern. Du solltest also sowohl über die technischen Möglichkeiten, hochwertige Fotos zu machen, verfügen, als auch ein Händchen für ein gutes Foto haben. Nicht jeder Schnappschuss wird zum Dauerbrenner auf deinem Instagram-Account. Bist du auf YouTube unterwegs, so solltest du dich mit dem Erstellen von Videos beschäftigen und dir einige solide Kenntnisse im Videoschnitt zulegen. Allerdings ist das alles gar nicht so kompliziert, wie es sich anhört: Mit einem aktuellen Smartphone und einer entsprechenden Software bzw. App lässt sich einiges bewerkstelligen. Aber auch hier gilt: Übung macht den Meister, und wer überzeugen will, sollte qualitativ gute Arbeit abliefern.

Influencer bzw. Food Blogger rollt vor Kamera Teig aus
Bildquelle: www.istockphoto.com / golubovy

Text

Blogger texten gerne und jede Menge. Und Blogs gibt es heutzutage viele. Damit steigen die Anforderungen an dich, willst du dich von der Masse abheben, Aufmerksamkeit wecken und Erfolg haben. Sprich, wenn du es kaum auf die Reihe bekommst, drei kurze Sätze ohne Rechtschreib- und Grammatikfehler zu verfassen, solltest du dir noch einmal ernsthaft Gedanken über den Berufswunsch Influencer machen. Texten ist für dich Alltag, und du musst dazu in der Lage sein, die Artikel so zu formulieren, dass sie von vielen Menschen gerne gelesen werden. Kurzum: Dein Content muss richtig gut sein. An dieser Aufgabe haben sich schon Generationen von Journalisten oder Werbetextern die Zähne ausgebissen. Unterschätze diese Anforderung nicht!

Auch sollte die Sprache, die du verwendest, die deiner Zielgruppe sein. Viele erfolgreiche Blogger entspringen selbst ihrer eigenen Zielgruppe und kennen deshalb „ihre Sprache“ am besten. Bedenke dann aber auch, dass deine Fans langsam aber sicher über die Jahre gemeinsam mit dir altern. Willst du über längere Zeit hinweg eine sehr junge Zielgruppe ansprechen, was oftmals sehr werbewirksam ist, wirst du nicht umhinkommen, deinen Sprachstil immer wieder anzupassen.

Spaß und Wissen an und in deiner Branche

Egal, welches Themengebiet du dir für deinen Channel aussuchst: Du musst Lust auf das Thema und Interesse an den Inhalten haben. Und zwar ausdauernd, denn als Influencer ist morgens dein erster Gedanke: Was poste ich heute? Du musst tagtäglich Content ins Netz stellen, sodass du deines Themas nicht schnell überdrüssig werden darfst. Betreibst du einen Kanal zum Thema Mode, so solltest du dich beispielsweise in der Branche gut auskennen und durchaus über ein wenig oder auch gerne etwas mehr Fachwissen verfügen. Nicht selten bringen zum Beispiel Blogger oder Influencer aus dem Fitness- oder Ernährungsbereich sogar eine entsprechende Berufsausbildung oder ein fachspezifisches Studium mit. Denn über „nichts“ zu bloggen, ist schwer; Wissen schadet also auf keinen Fall.

Faible für Selbstdarstellung

Gehörst du zu denjenigen, die sich schon im Kindergarten hinter dem Klettergerüst versteckt haben, wenn der Fotograf kam? Du findest dich eigentlich auf jedem Foto doof und siehst dich ungern selbst? Dann ist ein Dasein als Influencer sicher nichts für dich. Denn hier steht ganz klar einer bzw. eine im Mittelpunkt: du. Und das sollte dir auch so richtig Spaß machen. Es sind also durchaus die Selbstdarsteller unter uns gefragt.

Kreativität

Ein wenig Kreativität schadet auf keinen Fall. Denn oftmals liegt es an dir, das eine oder andere Produkt fotografisch entsprechend in Szene zu setzen. Schlechte bzw. sehr unterhaltsame Beispiele (vgl. Perlen des Influencer-Marketings) gibt es zuhauf, doch auch hier heiligt der Erfolg letztendlich die Mittel: Stimmen Clicks, Followers und Likes, mag man sich noch so über das gewählte Motiv mokieren. Oftmals kommen auch diejenigen, die sich über die Posts amüsieren, nicht unbedingt aus der anvisierten Zielgruppe.

Selbstständigkeit

Der Job als Influencer ist eine klassische selbstständige Tätigkeit. Das heißt für dich, dass du dich selbst um die korrekte Anmeldung beim Finanzamt, um die Steuererklärung und die passenden Versicherungen kümmern musst. Hinzu kommt, dass du Verträge mit Kooperationspartnern aushandeln wirst und du dich deshalb durchaus auch im Vertragsrecht etwas auskennen solltest. Verhandlungsgeschick und kaufmännische Grundkenntnisse sind auch nicht fehl am Platz in diesem Job. Und du solltest die Marktmechanismen der digitalen Wirtschaft bzw. des Online Marketings verstanden haben: Wer zahlt für was warum und wie viel?

Wer selbstständig tätig ist, muss auch selbst für die benötigte Büroausstattung sorgen. Sprich du musst digital aufrüsten bzw. auf aktuellem Stand sein. Unverzichtbar ist ein passendes technisches Equipment. Je nach deiner Ausrichtung besteht die absolute Grundausstattung aus einem Smartphone, einem Notebook, einer hochwertigen Fotokamera und einem Selfiestick. Professioneller wird dein Auftritt als Social Influencer durch hochwertige Technik in puncto Beleuchtung, zum Beispiel spezielle Lampen mit Softboxen für weiches Licht, oder auch qualitativ überzeugende Tonaufnahmegeräte. Diese Investitionen können sich für dich durchaus bezahlt machen, denn mit einer Profi-Ausrüstung gelingt es dir vielleicht eher, namhafte Kooperationspartner aus Wirtschaft und Industrie an Land zu ziehen.

Spannend: Man kann durchaus auch mit staatlichen Fördermitteln für die Existenzgründung rechnen, wenn man plant, sich als Influencer selbstständig zu machen.

Text Influencer Marketing erscheint über Smartphone
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So viel Geld kann man machen

Verdienstkonzepte

Geld verdienst du mit einem der folgenden Modelle:

  1. Du schließt einen Vertrag mit einem oder mehreren Unternehmen ab. Dieser kann sich entweder auf nur einen Beitrag deinerseits beziehen oder aber einen längeren Kooperationszeitraum umfassen. Dann ist beispielsweise fixiert, wie viele Posts du machst, welche Produkte darin auftauchen sollen und wie hoch deine Vergütung ausfällt.
  2. Du arbeitest mit Affiliate-Marketing. In diesem Fall gehst du eine längerfristige Kooperation mit einer Firma ein und präsentierst deren Produkte in deinem Channel. Bei Instagram werden dann beispielsweise Links in die Profilbeschreibung gesetzt, die den User direkt zur Website des Produkts weiterleiten. Du erhältst dann für jeden Klick oder eventuell auch für jeden im Anschluss getätigten Kauf eine Provision vom Unternehmen.

Als magische Grenze gilt eine Zahl von ca. 10.000 Followern. Viele Influencer berichten, dass ab dieser Anzahl Unternehmen bei ihnen anfragten, ob Kooperationen möglich wären (Quelle). Allerdings giltst du mit weniger als 30.000 Followern in der Branche immer noch als sogenannter „Micro-Influencer“. Doch diese sind für manche Unternehmen sogar interessanter, da ihre Zielgruppe zum Teil schärfer umrissen ist und dadurch die dort verbreitete Werbung besser trifft. Aktuell lässt sich ein Trend in diese Richtung ausmachen: Immer mehr Marken setzen ganz gezielt auf Micro-Influencer, um ihre Botschaften im Netz zu verbreiten.

Höhe des Einkommens

Konkrete Zahlen, wie viel man in diesem Business des Digital Marketing verdienen kann, liefert eine Umfrage von Rakuten Marketing. Demnach könnten Top- oder Key-Influencer mit mehr als 500.000 Followern bis zu 38.000 Euro pro Post erhalten. Micro-Influencer hingegen bekämen bis zu 32.000 Euro pro kompletter Kampagne (die natürlich mehrere Blogbeiträge oder Posts über einen längeren Zeitraum umfasst).

Aber Achtung: Diese Zahlen definieren die absoluten Höchstwerte! Als grober Richtwert in der Branche gilt: Hast du um die 30.000 Follower, kannst du deren Zahl durch 100 teilen, und dieser Betrag entspricht in etwa dem, was du für einen Post verlangen kannst. Bei 40.000 Followern wären das ca. 400 Euro pro Beitrag.

Problematik Schleichwerbung

Die älteren Semester werden sich noch entsinnen: Früher gerieten des Öfteren Fernsehshows oder auch Filme in Misskredit, weil ihnen der Verdacht auf Schleichwerbung anhaftete. Unter Schleichwerbung versteht man die unlautere Platzierung von Produktmarken oder Firmen in Filmen. „Unlauter“ handelt in dem Fall, wer

„den kommerziellen Zweck einer geschäftlichen Handlung nicht kenntlich macht, sofern sich dieser nicht unmittelbar ergibt, und das Nichtkenntlichmachen geeignet ist, den Verbraucher zu einer geschäftlichen Handlung zu veranlassen, die er andernfalls nicht getroffen hätte.“ (W&V)

Wie sieht es diesbezüglich bei Influencern aus? Einige Gerichtsurteile aus der letzten Zeit beschäftigen sich mit diesem Problem. Grundlegend ist für jeden Influencer: Kommerzielle Kooperationen müssen auf jeden Fall entsprechend gekennzeichnet sein, sprich du musst vor deinem entsprechenden Post gut sichtbar einen Vermerk wie „Werbung“, „Anzeige“, „Advertising“ o. ä. einfügen. Andernfalls kannst du ernsthaft Probleme bekommen, denn du haftest für all das, was du veröffentlichst. Andere Wettbewerber-Unternehmen können dich auf Unterlassung verklagen, Abmahnungen, Rechtsanwaltskosten und auch geplatzte Verträge könnten die Folge sein (Quelle).

Zu platte Werbung kann zudem wie ein Boomerang negativ auf dich zurückfallen und beispielsweise einen gefürchteten Shitstorm im Netz auslösen, der dann im schlimmsten Fall mit deinem Namen und dem des beworbenen Produkts assoziiert wird. Machst du dich durch solch eine Aktion bei deinen Fans und deinem Auftraggeber unbeliebt, kann das auch zur Folge haben, dass weitere lukrative Kooperationen ausbleiben.

Fazit

Die offiziellen Hürden, Influencer zu werden, sind sehr niedrig: Du brauchst rein theoretisch keine vorgeschriebene Ausbildung. Ein relativ einfaches, technisches Equipment reicht für die Tätigkeit aus, und du kannst das Themengebiet, zu dem du Beiträge verfassen willst, frei wählen. Trotzdem musst du einiges an Talent und Können mitbringen: Gefragt sind neben technischem Basiswissen, was Internet und deine Ausrüstung betrifft, vor allem fotografische, sprachliche und unternehmerische Fähigkeiten. Um wirklich Geld mit diesem Job zu verdienen, musst du eine Vielzahl an Followern erreichen und überzeugen können. Das Gesetz des Netzes ist da relativ unzuverlässig: Erfolg kann mit Glück durch einen einzigen Urlaubsschnappschuss mit entsprechenden Kommentar gelingen – muss aber nicht.

Außerdem ist ziemlich fraglich, ob du es als Influencer schaffst, dauerhaft so erfolgreich zu sein, dass du davon dein Leben lang deinen Unterhalt finanzieren kannst. Anders gesagt: Eine solide Ausbildung oder ein Studium in einem bestimmten Bereich sind auf jeden Fall empfehlenswert, damit man flexibel bleibt. Influencer kann man dann ja immer noch werden.

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