Digitalisierung der Arbeitswelt: Neue Chancen für Frauen?

Die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt eröffnet neue Chancen, birgt aber auch Risiken. Was bedeutet es für Frauen, dass die Digitalisierung die Wirtschaft umkrempelt? Mehr Gleichstellungspotenzial oder Rückfall in alte Rollenmuster?
Immer mehr digitale Prozesse und Arbeitsabläufe verändern vor allem unsere Bürotätigkeiten in der Arbeitswelt.
Durch die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung des Arbeitslebens einen ungeahnten Schub erhalten. Homeoffice und Remote Working mussten plötzlich stattfinden, es war keine Frage des „Wollens“ mehr. Digitale Prozesse mussten in vielen Bereichen implementiert werden, da andernfalls Arbeiten während der Lockdowns nicht mehr möglich gewesen wäre. Eine große Veränderung, die daraus resultiert: Das Homeoffice ist nicht mehr Ausnahme. Für viele Jobsuchende ist es mittlerweile ein Must-have. Darauf mussten auch die Unternehmen reagieren und bieten remote working mittlerweile in weit größerem Ausmaß an, als das vor der Pandemie der Fall war.
Artikel-Tipp:
Digitalisierung: Auswirkungen und Folgen für die Arbeitswelt
Der Motor der Digitalisierung in unserer Gesellschaft ist die Digitalbranche. Sie entwickelt die Anwendungen, die unsere Arbeitswelt verändern werden. Als klassische IT- und Ingenieursdisziplin ist jedoch auch dieser Bereich aktuell eine Männerdomäne. Eine Bitkom-Studie aus dem Jahr 2022 zeigt auf:
Frauen sind in der Digitalwirtschaft weiterhin stark unterrepräsentiert.
Mehr als jedes zehnte der über 500 Unternehmen aus der Branche, die an der Studie teilnahmen, haben überhaupt keine Frau in der Belegschaft. Und: 49 Prozent der befragten Firmen haben keine Frau in einer Führungsposition.
Warum sind wir auch in diesem Bereich von Gleichstellung so weit entfernt?
Die Gründe können verschieden sein:
Aktuelle Stellenangebote in der Digitalbranche
Das Problem, das sich dahinter verbirgt: Diejenigen, die jetzt „unsere Digitalisierung“ entwickeln, entwerfen und gestalten, haben maßgeblich Einfluss darauf, wie sie unsere Gesellschaft beeinflusst. Es wäre im Sinne von Gleichstellung, Gleichberechtigung und fairer gesellschaftlicher Teilhabe sicherlich von Vorteil, wenn hier mehr Frauen das Steuer mit in der Hand hätten. Auch im Hinblick auf den immer noch vorherrschenden Gender Gap im Lohngefüge ist dieses Thema wichtig.
Wird einer stark männlich dominierten Führungsriege die Gestaltung der Digitalisierung überlassen, wäre das gesellschaftlich gesehen eine verpasste Chance. Und diese könnte sich langfristig auswirken. Das nächste Schlagwort ist dann bereits vorprogrammiert: Digital Gender Gap.
Möglichkeiten könnten sich für Frauen durchaus viele durch die Digitalisierung ergeben. Eine Studie zum Projekt „ClimbUp – Frauen in Führung gestalten Digitalisierung“ am ItF Institut Kassel listet zahlreiche auf. Dazu zählen unter anderem folgende:
Eine Hürde sind sicherlich die tradierten Rollenklischees und Denkweisen. Sie sind immer noch dafür verantwortlich, dass die junge Teenagerin eben nicht Informatik studiert, sondern zur Ausbildung in der Bank greift. Denn den Weg in die Digitalbranche muss Mann bzw. Frau sich eben auch zutrauen. Hier entgegenzuwirken ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die bereits bei der kindlichen Erziehung zuhause, im Kindergarten und in der Schule ansetzen muss. Auch die Medien können dazu sicherlich ihren Beitrag leisten, indem bewusst Beispiele für weibliche Karrieren in diesen Branchen gezeigt werden. Aber auch die Arbeitgeber sind gefordert, bei der Besetzung neuer Stellen auf einen höheren Frauenanteil zu achten.
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Female Empowerment: Was ist das eigentlich?
Die Digitalisierung ist ein laufender Prozess, der bereits stattfindet und weiter voranschreitet. Im Sinne einer gleichberechtigten Gesellschaft wäre es von großer Bedeutung, dass vermehrt auch Frauen diese Veränderung mitgestalten. Denn die digitale Arbeitswelt kann für Frauen durchaus Vorteile bieten. Vor allem durch die höhere Flexibilität des Arbeitens räumlich und zeitlich gesehen könnte sie dafür sorgen, dass Frauen künftig Karriere und Familie leichter miteinander vereinbaren können.
Quellen:
bitkom.org, hochschulforumdigitalisierung.de, shetransformsit.org, tagesschau.de, itf-kassel.de
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.
Veronika ist Redakteurin und Content-Managerin. Sie hat Kommunikationswissenschaften, Arbeits- und Organisationspsychologie sowie Französische Sprachwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität in München studiert und ist bereits über 15 Jahre journalistisch in Print und online unterwegs. Für careeasy – Dein Karriere-Magazin von stellenanzeigen.de recherchiert und schreibt Veronika zu Themen rund um Studium & Ausbildung, Karriere, Gesundheit im Job und Arbeitsrecht.