Den Kollegen auf seinen unangenehmen Körpergeruch ansprechen – 10 Beispiele
Während Kinder recht unverblümt mit der Sprache herausrücken, wenn sie einen unangenehmen Geruch wahrnehmen, sieht es bei höflichen Erwachsenen meist anders aus. Zwar leidet man unter dem müffelnden Büro, und man weiß auch, wer dafür verantwortlich ist, doch niemand hat nur die leiseste Ahnung, wie man es dem Kollegen sagen soll, ohne ihn zu verletzen. Und Andeutungen wie „Heute riecht es hier im Büro aber schlecht“ oder „Möchtest du gern einen Kaugummi?“ interpretieren die Menschen, von denen der Geruch ausgeht, oft falsch. Doch wie kann man es einer Person möglichst diplomatisch sagen und ihr gleichzeitig dabei helfen, das Problem zu lösen?
Inhaltsverzeichnis
Wohlgeruch ist die Norm
Die Mehrheit der Menschen gibt sich viel Mühe, gut zu riechen, und heute ist Wohlgeruch in unseren Breiten auch leichter umzusetzen als zu jeder anderen Epoche: Die Auswahl an Körperpflegeprodukten und Parfums ist riesig, die Wasserversorgung konstant und die medizinische Versorgung sehr gut. Das mögen Gründe dafür sein, dass Körpergeruch der häufigste Auslöser für Schamgefühle ist (Quelle: Umfrage).
Ob beim Familientreffen oder dem Kaffeekränzchen mit Freunden – immer wieder trifft man auf Menschen, die sich über einen müffelnden Kollegen beklagen. Und ganz oben auf der Liste der Diskussionsthemen steht die Frage, wie man die betreffende Person auf ihren Geruch nach Schweiß & Co. ansprechen könnte. Da viele Menschen das Entstehen einer unangenehmen Situation fürchten, wird das Thema gern totgeschwiegen. Es werden Fenster geöffnet, der Raum wird mit Lufterfrischer ausgestattet, die Person wird gemieden, oder man erfindet eine Ausrede, um den Vorgesetzten davon zu überzeugen, in ein anderes Büro ziehen zu können.
Die besonders Mutigen unter uns sprechen das Thema offen an. Doch nicht immer lässt sich vorhersehen, wie das Gegenüber auf die Kritik reagieren wird. Um zu vermeiden, dass sich der Kollege verletzt fühlt, kann die Befolgung der Tipps aus unserer Sammlung helfen!
Unterschiedliche Gerüche und wie man es den Betroffenen sagt
Während der eine Geruch die restlichen Anwesenden vor ein Rätsel stellt, lässt sich manch anderer Gestank von den Kollegen – je nach deren Kenntnisstand in den Bereichen Medizin und Pflege – schnell einordnen.
Hat sich der Kollege vielleicht seit Jahren nicht mehr neu eingekleidet, weshalb die Kleidung einen bestimmten Mief angenommen hat? Oder riecht man ganz genau, dass sich die Person zu selten duscht? Doch bevor du jetzt gleich zu den Beispielen scrollst, um ein hilfreiches Exempel für deinen Fall zu finden, nimm dir bitte noch diese beiden Dinge zu Herzen:
- Unbedingt solltest du die Person vor Beginn des Gespräches fragen, ob ihr mal unter vier Augen sprechen könnt. Wird diese Regel missachtet und weist du den Menschen zum Beispiel in einem Großraumbüro auf sein Defizit hin, ist es sehr gut möglich, dass der Kollege aus Schamgefühl seinen Job kündigt oder dich des Mobbings bezichtigt.
- Eine weitere weniger gute Idee ist, wenn du dich mit mehreren anderen Kollegen zusammentust und die Person mit eurem Anliegen überfällst. Denn dann wird sich der Mensch möglicherweise übergangen und ausgeschlossen fühlen.
Geruch nach altem Schweiß – dafür gibt es zahlreiche Ursachen
Wenn in einem Büro ohne Klimaanlage aufgrund der Jahreszeit einmal wieder Höchsttemperaturen herrschen, ist ein leichter Schweißgeruch kaum zu vermeiden. Auch kann es einmal vorkommen, dass jemand z. B. aufgrund eines Defekts in der Wasserleitung oder aufgrund eines anderen außergewöhnlichen Ereignisses an einem Tag nicht die Möglichkeit hatte, sich zu duschen. Handlungsbedarf jedoch entsteht, wenn manche Menschen aus der Reihe tanzen, indem sie extrem penetrant nach Schweiß riechen – und das zu jeder Jahreszeit. Für diese Geruchsbelästigung gibt es unterschiedlichste Ursachen, und nicht immer ist der Grund sofort erkennbar.
(Vermeintliche) Deo-Verweigerer: Schweißgeruch trotz Dusche und frischer Wäsche
- Manche Personen lehnen die Nutzung eines Deodorants aus Gründen des Gesundheitsbewusstseins ab: Die meisten hochwirksamen Deos aus dem Supermarkt enthalten Aluminium. Dieses jedoch kann zur Verstopfung von Poren führen. Sogar Nervenkrankheiten soll das Metall auslösen können. Zwar gibt es Deodorants ohne Aluminium, doch nicht alle dieser Produkte helfen effektiv gegen den Geruch von Schweiß.
- Eine dichte Achselbehaarung kann daran schuld sein, dass ein Deodorant nicht richtig wirkt.
- Nicht alle Deos sind gleich effektiv, und um an das richtige Produkt zu gelangen, benötigt man entweder Experimentierwillen oder einen guten Tipp von einem nahestehenden Menschen.
- Hyperhidrose wird die Krankheit genannt, bei der Menschen übermäßig stark schwitzen. Die Störung kann in unterschiedlichen Schweregraden auftreten. Es gibt unterschiedliche Behandlungsmethoden: Beispielsweise wird bei einer sekundären Hyperhidrosis, die durch Übergewicht bedingt ist, eine Gewichtsabnahme empfohlen. Da eine solche Heilmaßnahme jedoch lange dauern kann, gibt es auch Produkte zur schnellen Linderung wie Achselpads. In manchen Fällen ist es auch sinnvoll, die Schweißdrüsen der Achselhöhle operativ entfernen zu lassen.
- Auch Menschen, die häufig an starker Nervosität (ausgelöst beispielsweise durch eine Panikstörung oder andere psychische Erkrankungen) leiden, können übermäßig schwitzen. Allerdings können viele der Psychopharmaka, die zur Behandlung solcher Störungen typischerweise zum Einsatz kommen, zu einer drastischen Gewichtszunahme führen, was wiederum eine erhöhte Schweißproduktion zur Folge haben kann.
- Manche Personen vertragen Kaffee schlecht, trinken ihn aber dennoch, obwohl er bei ihnen zu unangenehmen Schweißausbrüchen führt. Auch eine zu hohe Menge an Koffein kann zu einer übermäßigen Schweißproduktion beitragen.
- Sportliche Aktivität vor der Arbeit: Der Kollege ist gesundheitsbewusster Umweltschützer und fährt deshalb jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit? Auch in diesem Fall kann trotz allgemeiner Hygiene und Verwendung eines Deos ein unangenehmer Schweißgeruch entstehen, insbesondere bei Verwendung der falschen Kleidung.
Menschen mit einer Aversion gegen das Duschen
Aus unterschiedlichsten Gründen haben manche Menschen eine Abneigung gegen regelmäßiges Duschen. Gründe dafür können z. B. eine empfindliche Haut sein oder auch eine Antriebslosigkeit, wie sie etwa eine Depression mit sich bringt. Auch übertriebene Sparsamkeit kann hinter diesem Verhalten stecken. Treffen alle diese Gründe nicht zu, kann schlicht ein Desinteresse an der Einhaltung von Knigge-Regeln schuld sein.
Die falsche Kleidung
Besonders enge Kleidungsstücke oder wenig atmungsaktive Materialien können dazu führen, dass eine Person einen unangenehmen Körpergeruch entwickelt. Die beste Wahl zur Vorbeugung unangenehmer Gerüche sind natürliche Stoffe wie Baumwolle, Leinen oder Seide. Zusätzlich sollte man sich nach dem „Zwiebel-Prinzip“ anziehen, damit man möglichst selten ins Schwitzen gerät.
Alte Kleidung
Personen, die die Umwelt (und vielleicht auch ihren Geldbeutel) schonen wollen, versäumen es gern, ihren Kleiderschrank nach Klamotten zu durchforsten, die sogar dann noch schlecht riechen, wenn man sie frisch gewaschen hat. Vor allem im Achselbereich von Kleidungsstücken kann sich nach einiger Zeit ein übler Geruch einnisten, doch auch in Slips, Socken oder BHs.
Schlechte Kenntnisse in der Haushaltsführung
Eine weitere Ursache für unangenehme Gerüche kann die falsche Wäschepflege sein: Wer die Klamotten zum Beispiel bei einer zu geringen Temperatur wäscht und möglicherweise auch nicht bügelt, sodass Bakterien nicht abgetötet werden, kann dadurch ebenfalls als Müffler auffallen.
Beispielgespräch mit einer Person, die nach altem Schweiß riecht:
Du: „Sonja, mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass du stark nach Achselschweiß riechst. Ich wollte gern fair zu dir sein, weil ich es auch gern gesagt bekommen würde, wenn ich so riechen würde.“
Kollegin: „Aber ich dusche mich täglich.“
Du: „Das kann schon sein. Aber vielleicht benutzt du das falsche Deo, rasierst deine Achseln nicht regelmäßig, ziehst mehrfach dasselbe T-Shirt an, prüfst deine Garderobe nicht auf schlechte Gerüche, trinkst vielleicht zu viel starken Kaffee…? Wenn du das Gefühl hast, extrem zu schwitzen, kann es auch Sinn machen, zum Arzt zu gehen.“
Mundgeruch
Halitosis, so nennt man Mundgeruch in der Medizin, kann unterschiedliche Ursachen haben. Auch wenn der Geruch noch so unangenehm ist, kann eine konkrete Beschreibung des Gestanks (Beispiel: „Du hast einen fauligen Atem.“) der Person gegenüber sehr verletzend sein.
Nicht nur im zahnmedizinischen Bereich kann das Problem der betroffenen Person angesiedelt sein: So können etwa schlecht sitzende Kronen oder Zahnfleischentzündungen üble Gerüche erzeugen. Möglicherweise kann dem Menschen auch von einem HNO-Arzt oder einem Allgemeinmediziner geholfen werden.
Beispielgespräch:
Du: „Timo, bitte sei mir jetzt nicht böse, aber ich mache mir Sorgen um deine Gesundheit, weil du schon seit längerer Zeit einen wirklich fiesen Mundgeruch hast.“
Kollege: „Aber ich putze mir zweimal am Tag die Zähne.“
Du: „Es kann aber z. B. im Mundraum Stellen geben, an die du mit der Zahnbürste gar nicht rankommst. Hast du vielleicht Kronen? Auch kann es sein, dass du ein Problem mit dem Magen, mit den Mandeln oder mit den Nasennebenhöhlen hast. Lass das doch bitte unbedingt so bald wie möglich vom Arzt abchecken.“
Stinkende Füße oder Schuhe
Neben mangelnder Körperpflege oder dem gesundheitlichen Problem der Schweißfüße können auch ungünstige Materialien der Strümpfe oder Schuhe dazu führen, dass Füße stinken, sodass der Geruch sogar dann wahrnehmbar ist, wenn die Person Schuhe trägt.
Beispielgespräch:
Du: „Hans, kann es sein, dass deine Schuhe wenig atmungsaktiv sind? Früher hast du nicht so gerochen, und ich glaube, dass der Gestank, der von deinen Füßen ausgeht, von deinen Schuhen verursacht wird.“
Kollege: „Vielleicht hilft es ja, wenn ich die Schuhe mal wasche.“
Du: „Der Schuss kann aber auch nach hinten losgehen. Denn es ist nicht leicht, die Schuhe nach dem Waschen innen richtig trocken zu bekommen, und dann können sich sogar Schimmelpilze bilden, die ebenfalls stinken.“
Kollege: „Okay, vielleicht ist es tatsächlich besser, wenn ich die Schuhe wegwerfe. Die waren ein Schnäppchen aus dem Internet und fast zu günstig, um gut zu sein.“
Ungewaschen riechende Haare
Sehr viele Menschen fühlen sich unwohl, wenn sie merken, dass ihre Haare allmählich beginnen, fettig zu werden. Anderen Personen wiederum macht das nichts aus: Womöglich haben sie in Kindertagen gelernt, dass es reicht, wenn man sich einmal pro Woche die Haare wäscht, und haben diese Häufigkeit später nie hinterfragt. Wie oft die Haare gereinigt werden müssen, ist jedoch individuell unterschiedlich. Während sich manche Personen bereits unwohl fühlen, wenn sie sich einen Tag lang die Haare nicht gewaschen haben, müssen andere erst von ihren Mitmenschen auf den Geruch hingewiesen werden.
Beispielgespräch:
Du: „Sag mal, Tina, wie oft wäschst du dir eigentlich die Haare?“
Kollegin: „Einmal in der Woche. Warum?“
Du: „Das ist eindeutig zu selten. Ich will jetzt nicht gemein zu dir sein, sondern es dir nur sagen, dass deine Haare wirklich ungewaschen riechen. Und dir werden dadurch bestimmt auch in anderen Lebensbereichen Nachteile entstehen.“
Geruch im Intimbereich
Nun kommen wir zu einem absoluten Tabuthema. Während es noch relativ einfach erscheinen mag, einen Kollegen auf seinen Mundgeruch oder seinen Achselschweiß hinzuweisen, ist es für viele feinfühlige Menschen weitaus schwieriger, Gerüche anzusprechen, die vom vorderen oder hinteren Intimbereich ausgehen. Das können zum Beispiel Gerüche nach Urin oder Kot sein.
Beispielgespräch:
Du: „Josef, es ist mir unglaublich unangenehm, aber ich muss dir jetzt endlich sagen, dass du immer nach Kot riechst. Du musst auf jeden Fall zum Arzt gehen und gemeinsam mit diesem eine Lösung für das Problem finden!“
Undefinierbare Gerüche
Manche Menschen riechen nach Gerüchen, die man gar nicht einordnen kann. Man vermutet allerdings, dass mit dem Gesundheitszustand der Person etwas nicht in Ordnung ist.
Beispielgespräch:
Du: „Sven, ich wollte dich mal auf ein wichtiges Thema ansprechen. Ich finde, dass du irgendwie krank riechst.“
Kollege: „Also mir selbst wäre an mir kein komischer Geruch aufgefallen.“
Du: „Man selbst gewöhnt sich auch an den eigenen Geruch und nimmt ihn deshalb nicht wahr. Gehe unbedingt zum Arzt und lasse das mal abchecken.“
Parfum, Zigarettenrauch & Co.
Zahlreiche Gerüche haben weniger mit dem Gesundheitszustand einer Person zu tun und sind dem betroffenen Menschen gleichzeitig häufig bewusst. Spricht man ein solches Problem an, kann man deshalb mit weitaus mehr Widerstand rechnen. Auf jeden Fall sollte man die jeweilige Person auf eine Überdosierung von Produkten wie Parfums oder Aftershaves ansprechen oder auf die Verwendung von Hautcremes, die ihr Mindesthaltbarkeitsdatum offenbar überschritten haben.
1. Geschmackloses oder zu intensiv benutztes Parfum
Du: „Jutta, ich muss mich heute mal dazu überwinden, dir etwas zu sagen: Ich finde dein Parfum schrecklich. Es verdirbt mir die Laune, und manchmal bekomme ich auch Kopfschmerzen davon. Könntest du bitte ein anderes Parfum oder gar keines verwenden?“
Kollegin: „Aber das ist doch eine Sache der individuellen Persönlichkeitsentfaltung. Ich finde mein Parfum toll.“
Du: „Könnten wir uns dann wenigstens darauf einigen, dass du ein paar Spritzer weniger am Tag aufträgst?“
2. Zigarettenrauch an der Jacke
Du: „Tom, deine Jacke stinkt extrem stark nach Zigarettenrauch. Könntest du sie bitte einmal wieder waschen?“
Kollege: „Aber die Jacke riecht doch noch gar nicht verschwitzt, und ich will ihre Farbintensität möglichst lange erhalten. Es ist ja nicht verboten, ein Raucher zu sein.“
Du: „Können wir es dann vielleicht so machen, dass du die Jacke an einem anderen Ort aufhängst, damit es in unserem Büro nicht so schlecht riecht?“
3. Fettgeruch an der Jacke
Du: „Du Robert, deine Jacke riecht ganz schlimm nach ranzigem Fett. Mir wird davon speiübel.“
Kollege: „Das kann daran liegen, dass ich nach der Arbeit immer in die Imbissbude gehe.“
Du: „Ich glaube nicht, dass ich die einzige Person bin, der es vor dem Geruch graust. Du könntest dir entweder eine zweite Jacke zulegen und die Teile regelmäßig waschen, oder du bewahrst die Jacke in einer Plastiktüte auf, wenn du im Büro bist.“
4. Schimmelig riechende Klamotten
Du: „Josefine, mir ist aufgefallen, dass deine Klamotten jeden Tag schimmelig riechen. Kann es sein, dass du sie nicht richtig trocknest?“
Kollegin: „Naja, ich trockne die Wäsche im Zimmer.“
Du: „Hast du einen Balkon? Wenn du sie dort trocknest, wird die Wäsche bestimmt besser riechen. Es kann natürlich auch sein, dass die Temperatur, bei der du die Klamotten wäschst, zu niedrig ist.“
Was tun, wenn die Kritik nicht angenommen wird?
In vielen Fällen wird sich, nachdem du ein Vier-Augen-Gespräch mit deinem Kollegen geführt hast, bei diesem ein Schamgefühl einstellen, und er wird sich bemühen, das Problem zu beheben bzw. seine Gewohnheiten zu ändern.
Weniger erfolgversprechend ist eine Kritik in Fällen, in denen dem Menschen der bestimmte Geruch bewusst ist: Vielleicht mag die Kollegin ein bestimmtes Parfum, oder eine andere Person ist nun einmal Raucher, weshalb die Klamotten und Haare entsprechend riechen. Während es für den Betroffenen bei Körperpflegeprodukten und Duftwässerchen, deren Geruch bei den Kollegen auf Ablehnung stoßen, noch einfach ist, nach dem Motto „Der Klügere gibt nach“ zu handeln, kann ein Raucher sich nicht so leicht seiner Sucht entledigen. Und bevor sich jemand komplett umpolen lässt, kommt es wahrscheinlich eher zu einer Kündigung vonseiten deines Kollegen.
Natürlich kann auch der Fall eintreten, dass der Kollege rein gar nichts ändert oder sich sogar von dir gemobbt fühlt. Doch was soll man tun, wenn sich die Person die Kritik nicht zu Herzen nimmt?
Zeigt der Kollege keine Einsicht oder ändert sich nichts, solltest du mit deinem Vorgesetzten über das Thema reden. Wichtig ist jedoch, dass auch dieser den Betroffenen nicht vor der restlichen Belegschaft auf das Problem anspricht, da sich dieser sonst zu Recht diskriminiert fühlen könnte. Wenn selbst das nicht hilft, gibt es noch ein paar Lösungen, die Extremfällen vorbehalten sein sollten:
- Kündigung innerhalb der Probezeit: Befindet sich ein Mitarbeiter noch in der Probezeit, ist beispielsweise eine Kündigung aufgrund starken Schweißgeruchs rechtens (laut Urteil des ArbG Köln vom 25.3.2010, 4 Ca 10458/09, ausführliche Infos zu diesem Fall hier).
- Abmahnung: Laut Hinweis eines Fachanwalts für Arbeitsrecht kann man diejenigen Mitarbeiter, die offensichtlich auf ihre Körperhygiene achten, nicht abmahnen, wenn sie dennoch schlecht riechen (Quelle). Eine Ausnahme zu dieser Regel gibt es jedoch, siehe „personenbedingte Kündigung“.
- verhaltensbedingte Kündigung: Ist eine Person augenscheinlich unsauber und stinkt deshalb, sind Abmahnungen und daraufhin eine verhaltensbedingte Kündigung rechtens (Quelle).
- personenbedingte Kündigung: Hat ein Mitarbeiter, der trotz Körperhygiene starken Körpergeruch hat, viel Kundenkontakt und ist aufgrund seiner Ausdünstungen bei seiner Tätigkeit kaum erfolgreich, kommt eine personenbedingte Kündigung infrage (Quelle).ArbG Köln, Urteil v. 25.3. 2010, 4 Ca 10458/09ArbG Köln, Urteil v. 25.3. 2010, 4 Ca 10458/09
- Druckkündigung: Sind sich alle anderen Mitarbeiter einig, dass die Person, die die anderen mit ihren Gerüchen belästigt, gekündigt werden soll, kann der Arbeitgeber darauf verweisen und einen Mitarbeiter kündigen (Ausführlicheres dazu z. B. hier).
Sonderfall: Wenn der Chef stinkt
Da viele Chefs in einem Einzelbüro arbeiten, ist es häufig kein großes Problem, wenn er schlecht riecht. Anders sieht es aus, wenn du mit ihm im selben Büro sitzt. Je nachdem, ob du dir mit deinem Chef ein Büro teilst, oder ob es sich um ein Großraumbüro handelt, ist ein unterschiedliches Vorgehen erforderlich:
1. Wenn du mit ihm alleine im Büro sitzt: In diesem Fall bist du die Person, die den Hinweis an ihn herantragen sollte, da du von dieser Situation am meisten betroffen bist. Du solltest nicht lange um den heißen Brei herumreden, sondern den Vorgesetzten sachlich und freundlich darauf hinweisen, dass ein bestimmter Geruch für dich sehr unangenehm ist. Mit Ratschlägen zur Behebung des Gestanks solltest du dich allerdings zurückhalten, wenn zwischen euch kein echtes freundschaftliches Verhältnis besteht, es sei denn, er fragt dich nach einem Tipp.
2. Wenn ihr in einem Großraumbüro sitzt, ist es wichtig, dass die richtige Person auf ihn zukommt – natürlich im Rahmen eines Vier-Augen-Gesprächs. In der Praxis heißt das z. B., dass keinesfalls die neue Auszubildende mit der unangenehmen Aufgabe beauftragt werden sollte á la: „Ich soll Ihnen von Peter & Co. sagen, dass Sie Mundgeruch haben“. Auch Chefs sind Menschen mit Gefühlen, weshalb man vermeiden sollte, eine Botschaft der kompletten Belegschaft zu überbringen („Wir alle sind der Meinung, dass Sie sich zu selten duschen“).
Fazit: Weniger beschweren als Hilfsbereitschaft zeigen
Es ist kontraproduktiv, bei einem Gespräch unter vier Augen die Geruchsbelästigung der Allgemeinheit in den Vordergrund zu stellen, es sei denn, es handelt sich um Gerüche, die nichts mit der Gesundheit der Person zu tun haben. Vielmehr sollte thematisiert werden, dass du dir Sorgen um den Gesundheitszustand des Menschen machst und ein ernsthaftes Problem vermutest, zu dessen Symptomen ein bestimmter Körpergeruch gehört. Doch auch dann, wenn es um die Gesundheit des Menschen bestens bestellt ist, kannst du betonen, dass du der Person mit dem Hinweis eigentlich nur helfen wolltest, weil er oder sie durch den jeweiligen Geruch bestimmt auch in anderen Lebenssituationen auf Ablehnung stoßen wird.
Anders sieht das allerdings aus, wenn es sich bei dem Müffler um den Chef handelt: In einer solchen Situation sollte man Belehrungen über die negativen Auswirkungen von Körpergeruch auf unterschiedliche Lebensbereiche vermeiden, um nicht überheblich zu wirken. Doch auch Personen ohne Führungsverantwortung können gereizt reagieren, wenn man sich über die direkte Ansprache hinaus noch in ihre anderen Lebensbereiche einzumischen scheint, vor allem dann, wenn zwischen den Kollegen kein echtes freundschaftliches Verhältnis besteht.
Besonders weit auseinander gehen die Meinungen häufig, wenn es um das Thema „Parfum im Büro“ geht. Denn was die eine Nase als besonders angenehm empfindet, führt zu Kopfschmerzen des anderen. Zahlreiche Menschen fiebern mit einer Parfummode nach der anderen mit, und für sie stellt es zudem ein Stück Lebensqualität dar, einen bestimmten Duft zu tragen. Wenn diesbezüglich im Büro gar keine Einigung erzielt werden kann, ist es sinnvoll, dem Vorgesetzten eine räumliche Trennung vorzuschlagen.
Allerdings lassen sich die Geruchsprobleme im Büro nicht immer lösen. Wer also nicht im Homeoffice arbeitet, sollte ein bisschen Toleranz und die Bereitschaft zum Öffnen des Fensters mitbringen.
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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.
Joana hat Germanistische Linguistik und Musikwissenschaft an der LMU studiert und ist als externe Redakteurin für careeasy – Dein Karriere-Magazin von stellenanzeigen.de tätig.