Aufregung pur: Du sitzt mitten im Vorstellungsgespräch. Der erste Teil ist bereits geschafft. Zunächst hast du dich deinen Gesprächspartnern vorgestellt und prägnant von deinem Werdegang erzählt. Dann wurde dir die Firma kurz präsentiert und auch die klassischen Fangfragen à la „Was sind ihre Stärken bzw. Schwächen?“ konntest du gut parieren. Das Gespräch neigt sich dem Ende zu. Der Personaler holt noch einmal scheinbar harmlos aus und wendet sich freundlich an dich: „Haben Sie denn jetzt noch Fragen an uns?“

Na klaro, auf jeden Fall! Aber welche, das will wohl überlegt sein.

Fragen will gelernt sein

Viele Bewerber fürchten sich im Vorstellungsgespräch vor unangenehmen Fragen. Sie haben Angst, nicht selbstbewusst genug zu wirken oder auch einfach keine Antwort auf Lager zu haben. Da dürfte doch eigentlich die Möglichkeit, selbst Fragen an den Personalverantwortlichen zu stellen, die leichtere Übung sein? Weit gefehlt. Denn auch in diesem Punkt kann man sich in einem Bewerbungsgespräch ganz schön in die Nesseln setzen. Damit dir das nicht passiert, kommen hier die zehn besten Fragen, die du in einem Gespräch bei deinem Wunsch-Arbeitgeber unbedingt stellen solltest, um zu punkten.

Ein Tipp vorweg: Auf das Angebot hin, jetzt selbst Fragen stellen zu dürfen, nichts zu fragen, ist sicherlich eine der schlechtesten Optionen. Denn damit signalisierst du kein weiteres Interesse an der Position, der Firma und deinem Gegenüber. Mindestens zwei bis drei Fragen solltest du also auf jeden Fall parat haben.

Als Bewerber kannst du deinem potenziellen Arbeitgeber viele verschiedene Fragen stellen, mit denen du Eindruck schinden kannst und die dir weitere wichtige Informationen über die neue Stelle verraten. Es gibt hier eine große Auswahl. Aber Vorsicht: Es gibt auch absolute No-Go-Fragen, mit denen du dich ganz schön ins Aus manövrieren kannst!

Vorstellungsgespräch Fragen
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Wichtig ist für dich eine gute Vorbereitung auf das Gespräch. Du solltest vorab viele Informationen über das Unternehmen einholen und dir bereits passende Fragen ausdenken. Zum Beispiel solche wie diese:

Frage 1: Wird die Stelle neu geschaffen oder nachbesetzt? 

Mit dieser typischen Frage im Bewerbungsgespräch signalisierst du Interesse für die ausgeschriebene Position und die strategische Ausrichtung der Firma. Zudem kannst du damit Informationen darüber einholen, wie deine zukünftige Stelle im Unternehmen einzuordnen ist: Handelt es sich um eine reguläre Nachbesetzung? Oder wird die Position komplett neu geschaffen? Das kann unter Umständen darauf hinweisen, dass der Themenbereich, in dem du arbeiten wirst, ziemliches Neuland für die Firma ist.

Was das für dich bedeutet, entscheidest du: Vielleicht genießt du die Möglichkeit, neue Pfade zu beschreiten und innovativ voranzuschreiten – mit vielen Freiheiten; oder aber du empfindest es als nicht besonders attraktiv, in einem Unternehmen anzufangen, das in deinem Bereich über kein Knowhow und wenig Erfahrung verfügt.

Frage 2: Ist mein Vorgänger noch im Unternehmen tätig?

Auf den ersten Blick mag diese Frage etwas indiskret erscheinen, aber sie kann dir wichtige Informationen preisgeben. Erfahrungsgemäß lässt sich sagen, dass sich an der Reaktion der Personaler bzw. deines Gegenübers im Vorstellungsgespräch auf diese Frage meist recht gut erkennen lässt, ob sich die Firma im Guten oder Schlechten von deinem Vorgänger getrennt hat. Daraus lässt sich natürlich nicht viel ablesen, denn du kennst ja weder die Person noch die Hintergründe. Aber aus der Art und Weise, wie über einen Mitarbeiter gesprochen wird, lassen sich viele Rückschlüsse ziehen.

Holt dein Gegenüber nun zu einer Lästertirade über den Ex-Mitarbeiter aus, spricht das Bände bzgl. des Tons und der Umgangsformen, die in der Firma gepflegt werden.

Zum anderen ist es für dich vielleicht durchaus entscheidend, ob dein Vorgänger weiterhin in deiner Abteilung tätig sein wird oder ob er eventuell in einer höheren Position in der Firma arbeitet. Und deinem Gesprächspartner zeigst du mit dieser Frage auf jeden Fall, dass du dich für die ausgeschriebene Stelle wirklich interessierst.

Frage 3: Wer wird mein direkter Vorgesetzter sein?

Auch diese Nachfrage macht deinem Gegenüber deutlich, dass du tatsächlich wissen willst, wie der Job en detail aussehen würde. Vielleicht hast du deinen direkten Vorgesetzten sowieso gerade im Gespräch kennengelernt; dann erübrigt sich diese Frage natürlich. Andernfalls gelangst du mit dieser Nachfrage an weitere Informationen über deinen möglichen neuen Chef, die für dich interessant sein können; zum Beispiel ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelt bzw. wie viel Erfahrung er in dieser Branche mitbringt.

Frage 4: Wie viele Mitarbeiter sind in dem Team, in dem die Stelle vakant ist?

Diese Frage ist DER Geheimtipp schlechthin, wenn dir einfach keine andere halbwegs intelligente Frage einfallen sollte. Damit machst du garantiert nichts falsch, denn sie ist relativ unverfänglich; und zudem bekundest du mit ihr dein reales Interesse am Arbeitsalltag in der ausgeschriebenen Position.

Nicht zuletzt ist ja für dich als Kandidat auch möglicherweise eine wichtige Entscheidungsgrundlage, zu wissen, ob du später einsamer Einzelkämpfer auf weiter Flur oder ein Rädchen von vielen in einem großen Team sein wirst.

Fragezeichen
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Frage 5: Ist es möglich, den Arbeitsplatz zu sehen und das Team kennenzulernen?

Du bist ein Teamplayer und willst wissen, mit welchen Kollegen du es im Idealfall zu tun bekommst? Dann zeige das auch anhand dieser Nachfrage. Es ist auf jeden Fall zulässig, nach einem detaillierten Einblick ins Unternehmen zu fragen. In vielen Fällen wirst du bei der Einladung zur zweiten Runde diese Chance sowieso bekommen. Fragst du danach, zeigt das, dass du ein kollegialer Mensch bist und es dir wichtig ist, mit wem du zusammenarbeitest.

Ähnlich gelagert ist die Frage „Wie sähe ein typischer Arbeitstag bei ihnen aus?“, die du natürlich ebenso stellen kannst. Auch sie zeigt, dass du dich im Detail dafür interessierst, wie die neue Stelle für dich aussehen könnte. Die Antwort bringt dir eventuell weitere hilfreiche Infos, die dir eine spätere Entscheidung pro oder contra Arbeitsstelle erleichtern.

Frage 6: Wie läuft die Einarbeitung ab?

Wer diese Frage stellt, signalisiert, dass er sich gedanklich schon damit beschäftigt, hier im Unternehmen anzufangen. Sie ist konkret und zeigt, dass du weißt, was du willst: Denn du suchst Informationen darüber, wie dein Arbeitsbeginn genau aussehen könnte. Leider ist gerade die fehlende Einarbeitung ein häufiges Problem bei Neueinstellungen; mit deiner Nachfrage machst du vielleicht deinen potenziellen neuen Arbeitgeber dezent darauf aufmerksam, dass eine Einarbeitungsphase gut geplant sein sollte.

Frage 7: Wie sieht ungefähr die Altersstruktur im Unternehmen aus?

Zugegeben: Diese Frage ist etwas knifflig. Vielleicht sagst du jetzt im ersten Moment, dass dir das doch egal sei: Du kommst mit Kollegen jeden Alters gut klar. Doch die altersmäßige Zusammensetzung einer Belegschaft oder auch nur eines Teams kann durchaus mehr aussagen. Befinden sich in einer Firma zum Beispiel nur Mitarbeiter unter 30 Jahren, macht das schon deutlich, dass hier wohl niemand so richtig alt werden will oder darf.

Deinem Gesprächspartner zeigst du mit dieser Frage, dass du durchaus Interesse an einer längerfristigen Beschäftigung hast. Denn du fühlst damit vor, ob du auf Dauer zur Belegschaft passen und dort einen festen Platz finden könntest.

Frage 8: Wie sieht es mit der Möglichkeit aus, sich weiter fortzubilden?

Das ist eine der wichtigsten Fragen von deiner Seite im Vorstellungsgespräch. Denn im Endeffekt bewirbt sich bei einer Bewerbung ja nicht nur der Kandidat um die Stelle, sondern auch die Firma möchte für den idealen Bewerber attraktiv erscheinen. Das Thema Weiterbildung ist ein Bereich, in dem Unternehmen hier bei Kandidaten Pluspunkte sammeln können. Und es ist wichtig für dich, zu wissen, wie in einer Firma mit Fortbildungen für Mitarbeiter umgegangen wird.

Deinem Gegenüber im Gespräch zeigt diese Frage, dass du interessiert daran bist, über den Tellerrand zu blicken und dich weiterzubilden. Das ist in jedem Fall positiv.

Fragen und Antworten
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Frage 9: Ich habe mich genauer mit ihrem Unternehmen und dem Produkt XY beschäftigt. Dazu hätte ich noch eine Frage …

Einen großen Pluspunkt kann der Kandidat, der solch eine konkrete Frage stellt, für sich verbuchen: Denn er zeigt ganz klar, das er sich gut vorbereitet hat. Du kannst damit womöglich beweisen, dass du dich tiefer in die Thematik eingearbeitet hast als andere Bewerber. Es setzt natürlich voraus, dass du dich wirklich vorab mit dem Unternehmen genau beschäftigt hast und dass du eine konkrete, interessante Fragestellung gefunden hast.

Frage 10: Worin unterscheidet sich ihre Firma von den Mitbewerbern am Markt?

Mit dieser Frage drehst du den Spieß kurzerhand einfach mal um: Du bist jetzt genug Löcher in den Bauch gefragt worden, jetzt soll der Arbeitgeber doch mal ein bisschen Butter bei die Fische bringen. Damit machst du klar, dass du dich für das Unternehmen und seine Marktposition interessierst, und entlockst dem ein oder anderen Personaler oder Fachkollegen sicherlich auch ein paar spannende Details zur Firmenausrichtung.

Aber aufgepasst: Es kann sein, dass diese Frage wie ein Boomerang zurückkommt und dich hart trifft. Nämlich genau dann, wenn dein Gegenüber von dir erwartet, dass du die Antwort eigentlich schon selbst wissen müsstest. Das kann vor allem der Fall sein, wenn du dich bei sehr großen, namhaften Unternehmen bewirbst.

Fazit

Wer fragt, hat viele Chancen: Die Chance, das Gespräch zu führen; die Möglichkeit, sich intelligent zu präsentieren. Außerdem kann er zeigen, dass er sich auf den Termin vorbereitet hat. Vielleicht lässt sich auch ein wenig von der eigenen Persönlichkeit darstellen, zum Beispiel über speziell gewichtete Fragen nach dem Team oder dem Zusammenhalt der Kollegen. Ganz klar gilt: Nutze immer die Chance, am Ende des Vorstellungsgesprächs deine Fragen an dein Gegenüber zu stellen. Denn wer nicht fragt, bleibt dumm.


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