Sich um die Verstorbenen und deren Angehörige kümmern – erst seit dem Jahr 2003 existiert der Ausbildungsberuf des Leichenbestatters, auch wenn es die Tätigkeit vorher schon gegeben hat. Offiziell lautet die Berufsbezeichnung „Bestattungsfachkraft“, und seit dem Jahr 2009 ist es möglich, den Meister zu machen.

Eine umgangssprachliche Bezeichnung heißt „Bestatter“. In der Praxis wird jedoch wohl kaum ein privater Auftraggeber von einer „Bestattungsfachkraft“ sprechen, es sei denn, jemand besitzt Kenntnisse über das Berufsbild, über welches wir in diesem Artikel informieren. Wer einer solchen Arbeit nachgehen möchte, benötigt dafür im Prinzip nur einen Gewerbeschein, anhand dessen man sich selbständig machen kann. Wer jedoch die Ausbildung absolviert hat, dessen Chancen stehen wesentlich besser: Mit einer fundierten Lehre besitzt man das Rüstzeug, um sich von den nicht-ausgebildeten Kollegen, die ein eher schlechtes Image genießen, abzuheben.

Welche Aufgaben hat ein Leichenbestatter?

  • Man holt den Toten ab, also von seinem Zuhause, vom Krankenhaus oder vom Altenheim. Bist du mit der Leiche an deinem Arbeitsplatz angekommen, erfolgen Hygienemaßnahmen: Beispielsweise berichtet ein Geselle, er würde den Leichen alle Körperöffnungen verschließen, sodass keine unangenehmen Gerüche entweichen können.
  • Man zieht dem Gestorbenen sein letztes Gewand an – welches das ist, wird mit den Angehörigen besprochen – und legt ihn in seinen Sarg. Auch der weitere Kontakt mit Angehörigen gehört zu deinem Job. Es geht dann um die Klärung von Fragen wie „Welche Blumen sollen ausgewählt werden?“ Dann kommen auch kaufmännische Aufgaben dazu: Du klärst mit dem Floristen, wieviel Kränze und Blumen kosten dürfen.
  • Zudem gehört der Kontakt mit Behörden wie dem Gesundheitsamt und dem Standesamt, bei welchen du die erforderlichen Dokumente wie den Erbschein beantragst, zu deinen Aufgaben.
  • Auch die Organisation der Trauerfeier kann zu deinem Tätigkeitsbereich dazuzählen.
  • Viele ältere Menschen wollen ihren eigenen Tod gern vorbereiten, weshalb auch sogenannte Vorsorgegespräche zu deinem Alltag gehören.

Wo kann man die Ausbildung absolvieren?

Sowohl Bestattungsunternehmen als auch Friedhofsverwaltungen bieten Lehrstellen. Da auf jede Ausbildungsstelle mehrere Bewerber kommen, ist es wichtig, dass du dich anhand der richtigen Argumente in deinem Bewerbungsschreiben hervortust.

Ein Beispiel: „Bei der Beerdigung meines Großvaters hat der Leichenbestatter dafür gesorgt, dass der Abschied sehr würdevoll war. Das hat mich beeindruckt. Zudem bin ich mir auch bewusst, dass man für diesen Beruf nicht nur viel Fingerspitzengefühl, sondern auch ein dickes Fell haben muss. Beide Eigenschaften bringe ich mit.“

Es handelt sich um eine duale Ausbildung, weshalb auch der Besuch der Berufsschule dazugehört. Der Unterricht wird als Blockunterricht abgehalten, und auf dem Lehrplan stehen unter anderem Fächer wie Versorgung, Bestattung oder Betreuung. Auch in Sachen Recht, Psychologie sowie Riten und Bräuchen werden die Auszubildenden unterrichtet. Doch mit dem Berufsschulbesuch allein ist es nicht getan: Egal, in welchem Bundesland du die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft absolvierst: Du wirst zudem das Bundesausbildungszentrum der Bestatter in Münnerstadt besuchen, an welcher ein Teil der überbetrieblichen Ausbildung stattfindet.

Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen?

  • Sehr wichtig ist emotionale Stabilität. Auch wenn alle anderen weinen, muss man rational bleiben können. Natürlich kommt es auch vor, dass sehr junge Menschen sterben. In diesem Fall ist deine Professionalität gefragt. Das bedeutet: Man darf zwar einfühlsam sein, sollte sich den Angehörigen aber nicht aufdrängen.
  • Hart im Nehmen sein: Eine andere sehr wichtige Voraussetzung ist, dass man sich gut vorstellen kann, die entsprechenden Hygienemaßnahmen an den Leichen durchzuführen. Dazu kann es auch gehören, dass man Blut sieht. Zudem können besonders eklige Fälle zum Job gehören: Leichen, die mit Fäkalien beschmutzt oder aufgrund längeren Aufenthalts im Freien von Würmern befallen sind oder Selbstmörder mit abgetrennten Gliedmaßen.
  • Eine weitere wichtige Persönlichkeitseigenschaft ist außerdem, dass du ein Mensch bist, der nicht permanent im Vordergrund stehen möchte, sondern es hingegen angenehm findet, stets die zweite Geige zu spielen.
  • Wenn du dir nicht sicher bist, ob du psychisch dazu in der Lage bist, alle Aufgaben zu meistern, empfehlen wir dir, ein entsprechendes Praktikum zu absolvieren. Ein solches wird auch häufig von Bewerbern vorausgesetzt.
  • Viele Ausbildungsbetriebe bevorzugen ältere Bewerber, da eine emotionale Reife in diesem Metier sehr wichtig ist, vor allem bei dem Kontakt mit den Angehörigen. Deshalb kann es sein, dass du die Ausbildung nicht direkt nach deinem Schulabschluss beginnen kannst, sondern erst dann, wenn du volljährig bist.
  • Ein Kfz-Führerschein wird bei den meisten Stellen vorausgesetzt.
  • Auch sollte man dazu bereit sein, nachts oder am Wochenende zu arbeiten. Zudem kann Bereitschaftsdienst zum Job gehören. So muss man ganz schnell in den Anzug schlüpfen und losfahren, obwohl man sich gerade dem eigenen Privatleben gewidmet hat.
Bestatter haben die unterschiedlichsten Särge zur Auswahl
Bildquelle: www.istockphoto.com / KatarzynaBialasiewicz

Welche Risiken bringt der Beruf mit sich?

  • Psychische Schäden: Vor allem zu erwähnen sind die psychischen Belastungen: Etwa kann dich der eine oder andere Fall mehr mitnehmen als erwartet.
  • Wie sieht es aus mit Infektionen? In der Ausbildung lernst du, wie du dich vor ansteckenden Krankheiten schützt: Während deiner Arbeit trägst du Einmalhandschuhe und weitere Schutzausrüstung.

Wieviel kann man als Bestattungsfachkraft verdienen?

Wie auch in anderen Bereichen hängt die Höhe des Gehalts von der Betriebsgröße und anderen Faktoren wie dem Ort ab. So kann man bei einem größeren Betrieb mehr verdienen, während sich kleine Familienbetriebe nur geringe Lehrlingsgehälter leisten können.

Ein paar ungefähre Richtwerte: Im 1. Lehrjahr kann man zwischen 400 und 890 € verdienen, im 2. Lehrjahr 450 bis 940 € und im dritten Lehrjahr zwischen 500 und 990 €.

Hast du deine Lehre erfolgreich abgeschlossen, wird dein erstes Bruttogehalt bei ca. 2000 € liegen. Auch dies ist nur ein ungefährer Richtwert.

Welche Trends gibt es bei den Leichenbestattern?

  • Während früher ausschließlich starke Männer Bestatter waren, die die Toten tragen konnten, stehen mittlerweile auch die Chancen für Frauen gut, da es für das Heben von Leichen moderne technische Hilfsmittel gibt. Der Frauenanteil liegt bei 50 Prozent.
  • Auch eine besonders persönliche Gestaltung einer Beerdigung liegt im Trend: Dieser Artikel etwa berichtet, dass auch die Urne des toten Hundes mit ins Grab genommen wurde. Oder: Ein Leichnam wird barfuß beerdigt, wenn der Mensch zu Lebzeiten nur ungern Schuhe getragen hat.

Welche Weiterbildungen sind möglich?

  • Man kann sich zum Thanatopraktiker weiterbilden lassen. In diesem Bereich steht es im Zentrum, Tote wie etwa Unfallopfer ästhetisch wiederherzustellen.
  • Auch einen Meister kann man erwerben. Als Bestattermeister kann man Auszubildende beschäftigen und Führungsaufgaben übernehmen.
  • Wem bestimmte Aufgaben besonders gut gefallen, der kann sich spezialisieren, beispielsweise auf Überführungen. (Anmerkung: Als „Überführung“ bezeichnet man jeglichen Transport von Leichen, also beispielsweise vom Krankenhaus zum Bestatter oder von dort aus zum Friedhof).
  • Infos zu weiteren Weiterbildungen findest du hier.

Wie können Quereinsteiger als Leichenbestatter tätig sein?

In manchen Stellenanzeigen wird erwähnt, dass auch Bewerbungen von Quereinsteigern willkommen seien. Besonders Leute aus dem medizinischen Bereich (Beispiele: Altenpfleger, Arzthelferin) haben hierbei gute Chancen.

Die Zukunft des Leichenbestatters

So banal es auch klingen mag: Ob natürlicher Tod oder Unfall – es wird immer genug Menschen geben, die sterben. Doch: Es gibt mehr Bewerber als Lehrstellen, weshalb – obwohl gesetzlich kein bestimmter Schulabschluss erforderlich ist – die Ausbildungsbetriebe Schulabgänger mit Mittlerer Reife bevorzugen und sich gern auch für ältere Bewerber entscheiden. Die Abbrecherquote bei der Berufsausbildung ist übrigens gering. Hat man die Berufsausbildung absolviert, ist es wichtig, sich anhand von Fortbildungen auf dem Laufenden zu halten.

Kannst du mit dem Image dieser Tätigkeit leben?

Beispielsweise in diesem Artikel wird beschrieben, dass Andere es als abartig empfunden hätten, als jemand beschlossen hatte, eine Lehre zum Bestatter zu absolvieren. Auch du solltest damit rechnen, von vielen Menschen für diesen Beruf schräg angeschaut zu werden und möglicherweise auch Probleme bei der Partnersuche zu haben (so beschreibt etwa dieses Interview, was Menschen durch den Kopf geht: „Moment, hat der nicht gerade noch eine Leiche angefasst?“). Wichtig ist es deshalb, die Lehre mit den richtigen Motiven zu ergreifen, also beispielsweise, weil man einen zukunftssicheren Bereich gesucht hat. Zudem kann man Personen, die die eigene Berufswahl kritisieren, gegenüber erwähnen, wie die Arbeit in Wahrheit aussieht: Nur ein kleiner Bruchteil der Tätigkeit widmet sich die Bestattungsfachkraft den Toten, während man vielmehr mit den lebenden Menschen zu tun hat. Ein anderes Argument, die eigene Berufswahl zu verteidigen: „Ich sehe einen höheren Sinn in diesem Job“.

Fazit

Das Metier der Bestattungsfachkraft ist weder für Leute mit schwachen Nerven geeignet noch für Menschen, die Depressionen bekommen, wenn sie permanent mit dem Thema Tod oder auch einmal mit der Leiche eines Kleinkinds konfrontiert sind. Auch für Leute, die viel Wert auf eine gute Work-Life-Balance legen, ist der Job nicht perfekt. Du solltest Friedhöfe mögen, musst aber nicht unbedingt religiös sein.

Wenn du jemand bist, der sehr viel Wert auf ein individuelles Äußeres legt, dann musst du dir vergegenwärtigen, dass Bestattungsfachkräfte sich mit ihrem Äußeren nicht in den Vordergrund rücken sollten: Als Mann wirst du einen Anzug tragen und regelmäßig zum Friseur gehen müssen. Wenn du Piercings trägst, dann nimm diese am besten während deiner Arbeitszeit ab – nicht nur aus hygienischen Gründen, sondern auch aus Respekt den alten Menschen gegenüber, da manche von ihnen diesen Körperschmuck als Unhöflichkeit empfinden könnten.

Um im Job erfolgreich zu sein, sind, wenn man sich nicht auf einen bestimmten Bereich spezialisiert, vielfältige Talente erforderlich: psychologische und psychische, kaufmännische, handwerkliche sowie organisatorische. Darüber hinaus ist Fortbildungsbereitschaft wichtig.

Manche Personen, die seit Jahren in diesem Bereich tätig sind, geraten bei dessen Beschreibung immer noch ins Schwärmen: Denn der Beruf des Leichenbestatters kann einem in der Tat das Gefühl geben, den Sinn des Lebens gefunden zu haben.

Hier findest du Jobs aus dem Bereich Bestattung.




Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.