Working Out Loud: Was steckt hinter der Methode?
WOL – hinter diesem Kürzel verbirgt sich nicht etwa ein Computerspiel sondern eine moderne Methode zur Zusammenarbeit bzw. des Wissensmanagements. Es geht darum, dass innerhalb einer Gruppe jeder einzelne von dem Knowhow der anderen profitieren kann. Anstatt dass alle Teammitglieder ihr Wissen für sich behalten, teilen sie dieses mit den anderen. So sollen die Herausforderungen der zukünftigen Arbeitswelt besser gestemmt und Mitarbeiter dazu angeregt werden, selbst unternehmerisch zu denken. Wie genau die Working Out Loud Methode eigentlich funktioniert und was sie sonst noch für Vorteile hat, das erklären wir dir in diesem Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Working Out Loud?
WOL wurde bereits im Jahre 2010 erfunden. Es geht auf einen Blogartikel von Bryce Williams zurück, welcher darin zum ersten Mal von der Idee berichtete. Fünf Jahre später erschien dann das Buch „Working Out Loud: For a better career and life“ von John Stepper. Heute gibt es viele verschiedene Kollaborations-Tools, die denselben Gedanken aufgreifen und weiterspinnen.
Wie bereits erwähnt geht es bei Working Out Loud darum, ein offenes und gemeinsames Arbeitsumfeld zu schaffen. Zahlreiche große deutsche Unternehmen wie etwa Siemens, BMW, Bosch oder Daimler haben früh erkannt, dass diese Art der vernetzten Arbeitshaltung die Zukunft ist. Einige dieser Firmen gründeten die Initiative #WOLCoP was für „Selbstorganisierte, unternehmensübergreifende Working Out Loud Community of Practice“ steht. Doch nicht nur in Deutschland ist diese Methode erfolgreich, sondern in über 60 Ländern auf der ganzen Welt.
Der Grundsatz des WOL-Gedanken: Nicht wer sein Wissen für sich behält, kommt voran, sondern wer es offen mit anderen teilt. Kollaboration, Wissenstransfer und eine bessere Gruppendynamik stehen dabei im Vordergrund, ebenso wie gemeinsame Ideen- und Lösungsfindung.
Die Bezeichnung „Working Out Loud“ ist ein Wortspiel und verbindet die Begriffe „work out“ (deutsch: Training, Erfolg haben) und „loud“ (deutsch: laut). Es geht darum, Erfolge der eigenen Arbeit mit anderen zu teilen und für diese nutzbar zu machen.
Working Out Loud: Die fünf Grundprinzipien
John Stepper stellt in seinem Buch fünf Grundprinzipien vor, an denen sich die WOL-Methode orientiert.
- Beziehungen (Aktives Netzwerk, Austausch, Kontakte knüpfen)
- Großzügigkeit (Großzügige Weitergabe des Wissens, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten)
- Sichtbare Arbeit (Eigene Arbeit für andere sichtbar und verständlich machen
- Zielgerichtetes Verhalten (Auf ein Ziel hinarbeiten)
- Growth Mindset (Neue Wege gehen, fortschrittliches Denken, Komfortzone verlassen)
Die Vorteile von Working Out Loud
WOL bringt mehrere positive Effekte mit sich. Es geht darum, das sogenannte Silodenken in Unternehmen zu minimieren und dafür eine neue Art der Zusammenarbeit zu kreieren. Zum einen fördert und stärkt die Methode persönliche Kontakte und Beziehungen und verbessert die Atmosphäre unter Kollegen. Durch das direkte Feedback, das man von der Gruppe bekommt, kann man sich immer weiter verbessern und dabei lernen, besser mit Kritik umzugehen.
Außerdem hilft sie dem Einzelnen dabei, neue Kompetenzen und Fähigkeiten zu erlernen. Gerade in der heutigen Arbeitswelt ist es wichtig, stets Neues zu lernen und offen zu bleiben. WOL fördert die natürliche Neugier und bietet für jeden die Möglichkeit, Neues auszuprobieren. Des Weiteren können durch diesen Weg der Zusammenarbeit neue Karrierepfade aufgebaut und Kommunikationswege ausgebaut werden. Man befindet sich in einer Art geschützten Raum, in dem auch mal Fehler passieren dürfen, ohne dass dies große negative Auswirkungen hat.
Der WOL Circle: So funktioniert‘s
John Stepper entwickelte die sogenannten Circle Guides – ein Leitfaden für die Working Out Loud Methode. Daraus entstanden verschiedene Working Out Loud Circles, in denen sich Menschen selbstorganisiert vernetzen und von ihrem Wissen profitieren. Diese Circles bestehen meist aus etwa 3-5 Personen. Für jeden Teilnehmer wird ein Ziel definiert, an dem dann gemeinsam gearbeitet wird. Die WOL Guidelines geben vor, sich 12 Wochen lang einmal pro Woche für eine Stunde zu treffen, um dies zu tun. Dabei ist es egal, ob man sich dafür tatsächlich in einem Raum befindet oder die Treffen digital stattfinden.
Um einen WOL Circle zu starten, muss man erst einmal die Menschen finden, die dabei helfen können, das persönliche Lernziel zu erreichen. Danach nimmt man Kontakt auf (z. B. über das Intranet im Unternehmen) und überlegt sich gleichzeitig, was man diesen Personen selbst Gutes tun kann. Jede Woche wird dann ein anderes Thema mit den Circle-Mitgliedern behandelt und es werden entsprechende Übungen dazu gemacht. So profitiert jeder Teilnehmer davon und kann sein Wissen enorm ausbauen. WOL-Zirkel bauen gänzlich auf die intrinsische Motivation der Teilnehmer.
Die Circle Guides stellt John Stepper übrigens kostenlos auf seiner Webseite www.workingoutloud.com zum Download zur Verfügung. Sie enthalten etwa 30 Übungen für eine wertschätzende Zusammenarbeit und vernetztes Arbeiten.
Fazit
WOL gibt Arbeitnehmern die Möglichkeit, eine andere Form der Zusammenarbeit zu leben und dadurch von einem Wissenstransfer zu profitieren. Auf die Gesamtstruktur der Organisation hat die Methode jedoch keinen Einfluss und es ist nur bei absoluter Konsequenz möglich, dass der Wissenstransfer auch abteilungsübergreifend stattfindet. Zudem muss sichergestellt werden, dass die Balance zwischen der Formalstruktur und der Agilität der Arbeit im Circle gegeben ist.
Dennoch ist Working Out Loud ein spannendes Konzept, das in den meisten Büros durchaus gut umsetzbar ist. Es kann sehr wohl eine interessante Erfahrung sein, einen Working Out Loud Circle mit den Kollegen auszuprobieren, um neue Sichtweisen und Blickwinkel zu erhalten und das eigene „Growth Mindset“ zu stärken. Allerdings ist hier ein hoher Grad an Motivation und Selbstorganisation gefragt, um so einen Circle zu organisieren. Immerhin handelt es sich um eine Selbstlern-Methode, weshalb Zeitmanagement und Eigenverantwortung eine große Rolle spielen. Dies bietet allerdings auch die Chance, sich in diesen Bereichen stetig zu verbessern.
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