Studieren und nebenher Geld verdienen ist für viele Studenten Alltag. Wer eine Werkstudentenstelle gefunden hat, freut sich oftmals über das große Los: Er kann richtig was lernen und dabei noch gutes Geld verdienen. Doch mit welchem Gehalt können Werkstudenten rechnen? Und was unterscheidet eine Werkstudententätigkeit von einem Praktikum?

Der Werkstudent

Ein Student, der während seiner Immatrikulation an einer Hochschule einer bezahlten Tätigkeit in einem Unternehmen nachgeht, die den Umfang einer geringfügigen oder selbstständigen Tätigkeit übersteigt, ist ein Werkstudent. Er muss voll studieren und darf die berufliche Tätigkeit nur nebenher ausüben. Bist du in einem Unternehmen als Werkstudent angestellt, profitierst du von folgenden Vorteilen:

  • Werkstudentenstellen bieten oftmals inhaltlich sehr spannende, anspruchsvolle Tätigkeiten aus deinem Bereich. Du kannst dir somit bereits während deines Studiums wertvolle Zusatzqualifikationen aneignen und Berufserfahrung sammeln.
  • Du hast die Chance, sehr wichtige Kontakte im Betriebsalltag und in deiner Branche zu knüpfen. Daraus können sich gute Chancen für deinen späteren Berufseinstieg nach Abschluss des Studiums ergeben.
  • Das Gehalt eines Werkstudenten ist in der Regel weitaus höher als das eines Praktikanten.

Der Begriff des Werkstudent geht bis ins Jahr 1921 zurück. In diesen Jahren, als sich die Studentenvereinigungen immer stärker politisierten, taucht die Bezeichnung im „Erlanger Programm“ auf. Diese Schrift wurde 1921 vom Deutschen Studententag verabschiedet. Als Werkstudent werden dort Studenten bezeichnet, die während ihres Studiums in Fabriken, Betrieben oder der Landwirtschaft arbeiten müssen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Der Verdienst eines Werkstudenten dient also ganz klar dem Broterwerb und sollte dazu auch geeignet sein. Das klassische Praktikum hingegen ist anders definiert: Es soll dem Praktikanten ermöglichen, in bestimmte Arbeitswelten hinein zu schnuppern und sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Das Gehalt ist hier eher zweitranging und fällt oftmals auch viel niedriger aus. Allerdings sollte auch die erwartete Arbeitsleistung entsprechend geringer sein.

Werkstudent am PC
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Befreiung von Beiträgen zur Sozialversicherung

Ein attraktives Gehalt bekommt natürlich jeder gerne ausbezahlt. Du solltest also bei Stellenausschreibungen unbedingt darauf achten, ob die Position als „Praktikum“ oder „Werkstudentenstelle“ aufgeführt ist. Bei der Bezahlung können da sehr große Unterschiede bestehen. Doch warum ist der Lohn von Werkstudenten im Vergleich so gut?

Eine große Rolle spielen dabei die besonderen Bedingungen zur Versicherungspflicht für Werkstudenten. Denn: Erfüllt deine Tätigkeit bestimmte Voraussetzungen, bist du als Werkstudent von zusätzlichen Beiträgen zur Arbeitslosen-, Pflege- und Krankenversicherung befreit – genauso wie dein Arbeitgeber. Dadurch ist dein ausbezahltes Gehalt deutlich höher, als wenn du diese Beiträge bezahlen müsstest. Als Voraussetzung, um in den Genuss der Beitragsbefreiung zu kommen, zählen:

  • Das Studium ist deine Hauptbeschäftigung.
  • Pro Woche arbeitest du neben dem Studium während der Vorlesungszeit nicht mehr als 20 Stunden (Achtung: Hier zählt die Summe von Arbeitsstunden bei verschiedenen Arbeitgebern!)
  • Als Ausnahme von der 20-Stunden-Regelung gelten die Semesterferien: In der vorlesungsfreien Zeit darfst du mehr arbeiten. Gehst du hauptsächlich an Abend- oder Nachtstunden oder am Wochenende einer Tätigkeit nach (zum Beispiel im Schichtdienst, als Rettungssanitäter oder als Nachtportier) kann eine weitere Ausnahmeregelung greifen: Dann darfst du im Laufe eines Beschäftigungsjahres nicht mehr als 26 Wochen oder 182 Kalendertage über 20 Stunden pro Woche arbeiten (vgl. studentenwerke.de).

Wie viel Rentenversicherung muss ich zahlen?

Ob und wie viel Beitrag zur Rentenversicherung du in deinem Werkstudent-Job abführen musst, hängt von der Höhe deines Einkommens ab.

Lohn von maximal 520 Euro

Du bist von der Rentenversicherung befreit und musst keine Beiträge zahlen.

Lohn zwischen 520 und 850 Euro

Hier gilt die Gleitzonenregelung. Dein Arbeitgeber übernimmt den größeren Teil der Rentenversicherung, du den Rest. Das macht je nach Gehalt und Bundesland zwischen 4 und 9 Prozent deines Werkstudenten-Gehalts aus. Exakt berechnen kannst du den Anteil mithilfe eines Gleitzonenrechners der Krankenkassen.

Lohn über 850 Euro

Du teilst dir mit deinem Arbeitgeber die Beitragszahlung von 18,7 Prozent des Einkommens. Sprich jeder bezahlt 9,35 Prozent. (Quelle: praxistipp/focus.de)

Gehalt eines Werkstudenten
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Gehalt eines Werkstudenten

Wie viel Gehalt du tatsächlich als Werkstudent verdienst, hängt nicht nur von der Branche und deinem Berufszweig ab, sondern auch von der Region, in der du tätig bist, und der Firmengröße. Generell sind große Unterschiede zwischen Geisteswissenschaftlern und Naturwissenschaftlern auszumachen. Während erstere sich oftmals schwer tun, überhaupt bezahlte Neben-Jobs in ihrem Fachbereich zu finden, sieht es in der Technik-Branche besser aus. Angehende Ingenieure oder Software-Entwickler können bei Werkstudentenstellen mit einem Stundenlohn von ca. 13 bis 16 Euro kalkulieren. Gerade große, namhafte Unternehmen aus der Industrie bieten meist relativ gut dotierte Studentenjobs im Rahmen einer Werkstudententätigkeit an. Im Informatikbereich ist für Master-Studenten durchaus auch ein Stundenlohn von bis zu 20 Euro drin. Als Mittelwert für alle Branchen und Fachbereiche lässt sich laut einer Umfrage bei über 5000 Unternehmen ein Stundenlohn von knapp 12 Euro für Werkstudenten nennen (Quelle: berufsstart.de).

Als absolute Untergrenze für deinen Nebenjob gilt der gesetzliche Mindestlohn. Er wurde in Deutschland zum 1.01.2017 eingeführt und beträgt im Jahr 2019 9,19 Euro Stundenlohn. Arbeitest du 20 Wochenstunden mit einer Vergütung zu diesem Mindestlohnniveau, ergibt sich daraus für dich ein Brutto-Monatsgehalt von 796 Euro.

Tipp: Mit unserem Stundenlohnrechner kannst du schnell und einfach berechnen, wie viel du pro Stunde verdienst.

Unbezahltes Praktikum?

Die Mindestlohnregelung gilt prinzipiell auch für Praktikanten. Allerdings gibt es hier Ausnahmen. Sprich das unbezahlte Praktikum ist in Deutschland in vielen Branchen immer noch an der Tagesordnung. Der gesetzliche Mindestlohn kann umgangen werden, wenn

  • ein freiwilliges Praktikum nicht länger als 3 Monate dauert oder
  • es sich um ein Pflichtpraktikum handelt, das von Schule, Ausbildungsbetrieb oder Universität vorgeschrieben ist.
Erstaunter Mann mit erhobenem Zeigefinger
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Achtung, Fallstricke!

Bafög-Freibetrag

Doch aufgepasst: Damit du dich auch wirklich über ein gutes Werkstudenten-Gehalt freuen kannst und dir kein böses Erwachen droht, musst du ein paar Fallstricke umgehen. Gerade wenn du zusätzlich staatliche Fördermittel wie zum Beispiel Bafög beziehst, solltest du unbedingt die aktuell gültigen Verdienstobergrenzen einhalten! Ansonsten droht dir im schlimmsten Fall eine saftige Bafög-Rückzahlung.

Um Bafög-Leistungen zu beziehen, darf dein Jahresgehalt maximal 5400 Euro betragen. Würdest du jeden Monat arbeiten, dürftest du nur maximal 450 Euro pro Monat verdienen. Bist du allerdings 4 Monate tätig und arbeitest den Rest des Jahres nicht, darfst du entsprechend mehr verdienen. Auch das geht in Ordnung.

Krankenkasse: Familienversicherung

Viele Studenten sind bei ihrer Krankenkasse im Rahmen einer Familienversicherung mitversichert. Das ist möglich bis zu einem Alter von 25 Jahren, anschließend zahlst du den Studententarif. Bist du noch unter 25 und familienversichert, darfst du monatlich nicht mehr als 450 Euro verdienen. Bekommst du mehr Geld, musst du den erhöhten Beitrag des Studententarifs von ca. 90 Euro pro Monat bezahlen.

Kindergeld-Bezug bis 25 Jahre

Studenten beziehen grundsätzlich bis zu einem Alter von 25 Jahren weiterhin Kindergeld. Bist du als Werkstudent in einer Beschäftigung mit unter 20 Wochenstunden Arbeitszeit, ist das kein Problem. Du bekommst weiterhin Kindergeld.

Fazit

Es gibt viele gute Gründe, die dafür sprechen, sich als Student eine Werkstudentenstelle zu suchen: Du sammelst wertvolle Berufserfahrung, verdienst gutes Geld und kannst Geschäftskontakte für später knüpfen. Achte jedoch bei einer Anstellung unbedingt darauf, dass die Vorschriften zur Werkstudententätigkeit eingehalten werden und dass dein Einkommen bestimmte Grenzen nicht übersteigt. Ansonsten kannst du Probleme mit dem Bafög-Bezug oder der Krankenversicherung bekommen.

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