Hast du schon wieder eine Absage auf eine Bewerbung erhalten? Dann ist es jetzt an der Zeit, umzudenken: Dein Anschreiben muss kreativ und einfallsreich sein, damit du aus der großen Masse an Bewerbern herausstichst. Denn was du zunächst einmal willst, ist Schritt Zwei im Bewerbungsprozess zu erreichen – die Einladung zum Vorstellungsgespräch. Wir zeigen dir, für welche Branchen sich ein kreatives Anschreiben eignet, und wie die Sache funktionieren kann.

Das Anschreiben

Das Anschreiben oder Motivationsschreiben ist neben deinem Lebenslauf und deinen Zeugnissen bzw. eventuellen Arbeitsproben ein wichtiger Bestandteil der Bewerbungsunterlagen. Es soll

  • spontan das Interesse des Personalers an dir wecken,
  • einen ersten fachlichen und persönlichen Eindruck von dir vermitteln sowie
  • deinen Wunsch, die ausgeschriebene Stelle im Unternehmen zu besetzen, erklären.

Wer hätte das gedacht: Derjenige, auf dessen Tisch dein Anschreiben landet, verbringt in der Regel nur unter einer Minute Zeit damit, es zu lesen. Und böse Zungen behaupten ja, manch Personaler würde ganz darauf verzichten, einen Blick darauf zu werfen. Das heißt für dich: Du musst schnell überzeugen! Es muss dir gelingen, mit deinem Anschreiben aus der breiten Masse herauszustechen und Aufmerksamkeit zu wecken.

Eine besonders markante Bewerbung, die versucht, mit ganz besonderen Mitteln aufzufallen, nennt man auch Guerilla-Bewerbung. Mit ihr sagst du dem langweiligen Einheitsbrei im Anschreiben den Kampf an.

Aber Vorsicht:

Das Personalwesen ist und bleibt eine eher konservative Branche. Behalte das immer im Hinterkopf, wenn dir nun schon die wildesten kreativen Ideen im Kopf herumspuken! Seriosität ist noch immer das A & O.


In welchen Branchen punktet man mit Kreativität im Anschreiben?

Nicht in allen Berufszweigen bietet es sich an, allzu viel Individualität ins Anschreiben zu stecken. In traditionell konservativen Bereichen wie dem Finanz- und Bankenwesen, der Ingenieurswissenschaft, der Medizin oder dem öffentlichen Dienst, aber auch in klassischen Branchen wie dem Einzelhandel oder dem Handwerk ist ein allzu kreatives Anschreiben eher unüblich. Hier läufst du Gefahr, den Personaler eher abzuschrecken, als ihn positiv zu beeindrucken. Das heißt nicht, dass du in diesen Berufsfeldern komplett auf Individualität im Anschreiben verzichten solltest. Aber weniger Experimentelles ist in diesen Fällen auf jeden Fall mehr. Mit allzu viel kreativem Design oder abgefahrener Sprache wirkst du bei diesen Personalverantwortlichen schnell angeberisch oder arrogant.

Branchen, in denen du ein besonders kreatives Anschreiben brauchst, sind zum Beispiel:

In erster Linie handelt es sich dabei um Berufsfelder, in denen du auch im späteren Job viel Kreativität beweisen musst. Und deshalb macht es Sinn, diese bereits in deinem Anschreiben zu präsentieren. Außerdem sind Vorgesetzte in diesen Branchen in der Regel ebenfalls kreative Menschen, die sehr offen für Einfälle dieser Art sind. Prinzipiell eignen sich kreative Anschreiben auch immer für Start-Ups bzw. ein junges, agiles und modernes berufliches Umfeld.

Noch ein Tipp:

Gerade für eine Initiativ-Bewerbung eignen sich kreative, ausgefallene Anschreiben. Denn hier musst du ja den Personaler ganz besonders davon überzeugen, dass du genau diejenige Arbeitskraft bist, die das Unternehmen jetzt benötigt – auch ohne ausgeschriebene Stelle.

Anschreiben mit Kreativität
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Zwei Kreativ-Pfade: Inhalt und Design

Generell gibt es zwei Wege, über die du in deinem Anschreiben deine Kreativität unter Beweis stellen kannst. Du kannst zum einen mit dem Layout bzw. Design deines Anschreibens Aufmerksamkeit erwecken. Zum anderen lässt sich über den Inhalt, also das Gesagte bzw. Geschriebene, und die Sprachwahl ordentlich Spektakel machen, sodass du dich von den anderen Bewerbern deutlich abhebst. Die Königsdisziplin ist dann natürlich die Kombination beider Möglichkeiten.

Der Grat zwischen Interesse wecken und prahlerischer Selbstdarstellung ist jedoch manchmal ein sehr schmaler. Haust du zu heftig auf den Putz, kann es dir passieren, dass du dich mit der Bewerbung eher blamierst, unsympathisch oder überheblich wirkst und gleich aussortiert wirst. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt.

In der Folge liefern wir dir einige Ideen, mithilfe derer dein Anschreiben einzigartig werden kann. Beachte allerdings immer: Auf jeden Fall muss dein Anschreiben individuell auf das Unternehmen, bei dem du dich bewirbst, zugeschnitten sein. Im besten Fall kannst du sogar mit deiner kreativen Idee eine Besonderheit der Firma aufnehmen bzw. auf ein Produkt oder eine Marke des Unternehmens eingehen. Denn egal, ob du mit Sprache oder Design punkten willst: Möchtest du besonders kreativ sein, ist die Grundvoraussetzung dafür, dass du dich umfassend über das Unternehmen, bei dem du arbeiten willst, informierst. Denn deine Kreativität soll ja schließlich den Nerv deines Wunscharbeitgebers treffen. Du machst dich also über die Firma schlau, via

  • Website,
  • Social-Media-Kanäle,
  • Xing- oder LinkedIn-Auftritte und
  • die Fachpresse bzw. externe Artikel über das Unternehmen.

Anhand dieser Informationen entsteht für dich ein Bild von der Firma, und nun kannst du deine Kreativität spielen lassen. Entwerfe ein Anschreiben, das sowohl sprachlich als auch optisch zum Unternehmen passt – oder aber das ihm etwas ganz Neues, Spannendes zu bieten hat.

Wichtig dabei: Fokussiere dich auf ein bis zwei wesentliche Kernpunkte. Das kann also entweder ein Cliffhanger zum Einstieg sein, ein besonderes Layout für das Anschreiben ganz im Brand-Style der Firma oder aber ein Sprachstil, der sich sehr eng an der Unternehmenskommunikation orientiert. Versuche nicht, alle diese Kanäle gleichzeitig zu bespielen – dabei verfranzt du dich nur und dein Anschreiben wirkt sehr schnell übermotiviert, anbiedernd und unsympathisch.


3 Prämissen

Es gibt drei Prämissen, die du beim Verfassen eines Anschreibens immer beachten solltest.

  1. Weniger ist mehr: Konzentriere dich aufs Wesentliche; sei lieber knapp und konkret.
  2. Verleihe dem Anschreiben Struktur und Übersichtlichkeit, damit auf den ersten Blick klar wird, was du willst.
  3. Inhalt schlägt immer Design. Was du sagst, hat mehr Bedeutung, als wie du es optisch verpackst.
Kreativ im Job
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Beispiele für kreative Anschreiben

Sprache & Inhalt

Samira möchte unbedingt die Stelle als Programmiererin bei einem großen Online-Portal bekommen. Sie will deshalb gleich zu Beginn in ihrem Anschreiben die Neugierde des Personalverantwortlichen wecken und steigt deshalb mit einem prestigeträchtigen, großen Projekt ein, das sie selbst sehr erfolgreich bei der Konkurrenz verantwortet hat.

„Sehr geehrter Herr XY,

im Sommer letzten Jahres konnte ich sehr erfolgreich ein überaus spannendes Großprojekt bei meinem aktuellen Arbeitgeber ZY in Zusammenarbeit mit meinen koreanischen Kolleginnen und Kollegen starten. Vielleicht haben Sie davon gehört? Wir entwickelten dabei (…) und schafften es dadurch, unsere User-Zahlen in kürzester Zeit extrem zu steigern. Ich persönlich konnte bei dem Projekt meine Kenntnisse in (…) perfektionieren. (…)“

Durch diesen Einstieg macht sich Samira sofort interessant für das Unternehmen. Die Chancen, zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden, steigen.


Markus ist Architekt und bewirbt sich als Redakteur bei einer renommierten Architekturzeitschrift. Seine Idee: Er gestaltet sein Anschreiben ganz im Stil einer architektonischen Entwurfsbeschreibung, die für einen neuen Standort gefunden werden muss. Dafür muss er die herkömmlichen Normen, die für ein Anschreiben gelten, zwar verlassen, aber er geht auf Risiko und hofft, dass sein individueller Gedanke und seine Kreativität überzeugen können. Die üblichen Floskeln à la „Sehr geehrter Herr XY, …“ sucht man in seinem Anschreiben vergebens, denn damit sein kreativer Ansatz überzeugt, muss er einheitlich durchgezogen werden. Er beginnt deshalb folgendermaßen:

„Ausschreibung zur Neugestaltung eines Arbeitsplatzes in der Redaktion XY – Bewerbung Entwurf „Markus“

Unser Entwurf „Markus“ fügt sich perfekt in die Topografie der Umgebung ein und positioniert sich trotzdem sehr selbstbewusst, individuell und kreativ in seinem neuen Umfeld. Mit seiner jahrelangen Erfahrung im architektonisch-journalistischen Bereich bei namhaften Verlagen bringt er ideale Voraussetzungen für die Besetzung dieses Standorts mit. Der Entwurf verfügt durchaus über Ecken und Kanten, ist jedoch auch in der Lage, mit viel Gespür mit der umgebenden Bebauung zu korrespondieren und den Teamgedanken lebendig werden zu lassen. Bei der Linienführung des Gebäudes wurde vor allem auf perfekte Bedingungen für moderne Telekommunikation geachtet, da der Baukörper hierfür alle aktuellen Top-Skills besitzt. (…)“


Laura ist Marketing-Fachfrau und will einen Job in der PR-Abteilung eines großen Sportartikelherstellers. Sie weiß, dass dieser immer „sportliche“ Werbeslogans hat, und passt ihre Sprache im Anschreiben diesem Style an.

„Die Luft ist raus?
Ihr seid komplett am Limit?
Auf der Suche nach einem Power-Booster mit Ausdauer?

Shorttrack ist nicht unbedingt meine Paradedisziplin, aber dafür habe ich einen richtig langen Atem. Auf Schnellschüsse, die nach hinten losgehen, lege ich wenig Wert – ich arbeite gerne an großen Projekten, und das mit Ausdauer und viel Kreativität. Und genau deshalb würde es mich wahnsinnig reizen, eure PR-Abteilung mit dem richtigen Wording und spannenden Konzepten langfristig zu unterstützen. Die Begeisterung fürs Thema begleitet mich dabei bereits mein Leben lang: Seit ich mit vier Jahren mit dem Leistungsturnen begonnen habe, ist Sport mein Leben. Skirennfahren, Triathlon, Canyoning, Klettern oder Capoeira: Bewegung ist meine Leidenschaft. Und deshalb kommt auch beruflich nur diese Branche für mich in Frage. (…) Ich würde mich freuen, wenn ihr einschlagt, und wir uns gemeinsam auf den Weg machen. Let’s start!“


Steffen ist Webdesigner und bewirbt sich auf eine interessante Stelle in einer kleinen Kommunikationsagentur ZZ. Er wählt einen anderen Weg als die meisten: schonungslose Offenheit. Ziemlich ehrlich zählt er zunächst einige persönliche Schwächen auf, bevor er erklärt, warum er trotzdem genau der Richtige für diesen Job ist.

„Ich schlafe für mein Leben gerne und stehe spät auf. Vormittags brauche ich mindestens drei Tassen Kaffee, bis ich ansprechbar bin. Und ehrlich gesagt gehe ich abends lieber mit meiner Freundin ins Kino, als bis 22 Uhr im Büro am Schreibtisch zu sitzen.

Aber: Wenn ich eine kreative Idee habe, muss ich mich sofort dransetzen, sonst lässt mich der Gedanke nicht mehr los. Ich liebe es, im Austausch mit anderen Konzepte wachsen und Projekte entstehen zu lassen – gemeinsam, inspirierend, groß. Und Erfüllung will ich in beidem finden, um glücklich zu sein: Privatleben und Arbeit. Genau deshalb reizt es mich ungemein, für ZZ kreativ werden zu dürfen: Spannende Aufgaben und ein tolles Umfeld spornen mich zu Höchstleistungen an. Und das ist genau dann der Fall, wenn mir Arbeit Spaß macht.“


Stefanie bewirbt sich bei einer Eventagentur um einen Job. Sie hat sich dafür entschieden, ordentlich Selbstmarketing zu betreiben. Deshalb hat sie kurzerhand einen Werbeslogan für sich selbst entworfen, der ihr Anschreiben als Headline ziert.

STEFFIStressresistent, Teamfähig, Energiegeladen, Fleißig, Fehlerfrei, Intuitiv!“

Die meisten Personaler werden das Augenzwinkern hinter diesem Einstieg verstehen. Auf jeden Fall bleibst du mit solch einer Headline im Gedächtnis. Und so mancher HRler wird neugierig darauf werden, dich kennenzulernen.

Kreatives Motivationsschreiben
Bildquelle: www.istockphoto.com / frentusha

Layout & Design

Natürlich lässt sich vor allem auch optisch auf den ersten Blick überzeugen. Hierfür ist es wiederum sehr wichtig, dass du dich vorab mit der Bildsprache, dem Layout und der Designlinie des Unternehmens beschäftigst, bei dem du dich bewirbst. Informiere dich auch über die Produkte oder Projekte, die die Firma herstellt oder betreut. Es lassen sich diesbezüglich sicher gute Anhaltspunkte oder Aufhänger für kreative Ideen finden. Auch beim Layout gilt: Überfrachte das Anschreiben nicht. Ein individuelles Detail reicht aus, um aufzufallen.


Besondere Strukturierung des Textes:

Wer hat eigentlich gesagt, dass immer alles normal sein muss? Gerade in der Kreativbranche darf es auch mal ausgefallener sein. Warum nicht ein Anschreiben in Spiegelschrift oder von links nach rechts verfassen? Dann musst du allerdings auch textlich einen Bogen dazu schlagen und erklären, warum du das getan hast (zum Beispiel „Normal können alle. Ihr wollt jemand Besonderen in eurem Team, der Dinge auch mal aus einer anderen Perspektive betrachten kann?“…)

Noch etwas ausgefallener: Bewirbst du dich bei einem Unternehmen, dessen Logo zum Beispiel in Kreisform angelegt ist, kannst du deine Schrift im Anschreiben in Schneckenform in einem Kreis verlaufen lassen. Oder aber du nimmst das Logo als Schablone, und lässt die Schrift deines Anschreibens im Rahmen dieser Schablone einlaufen. Dann sieht man beim ersten Blick auf das Anschreiben das Logo des Unternehmens. Ein witziger Gag, der zeigt, dass du dich mit der Firma beschäftigt hast.


Anpassung an das Corporate Design des Unternehmens:

Auch eine Möglichkeit, aufzufallen, ist die Anpassung deiner Bewerbung an das Corporate Designs des Unternehmens. Dafür musst du nicht gleich eine ganze Designlinie entwerfen. Es reicht aus, einzelne Details zu übernehmen, wie beispielsweise die Schrift- oder Logofarbe, Linienführung oder auch Schriftart. Wer Zeit und Muße hat, kann hier natürlich auch zur Höchstform auflaufen und seine Bewerbung komplett im CD seines Wunscharbeitgebers layouten.


Stichwort Provokation

Ein gerne gewähltes Mittel, um aufzufallen, ist Provokation. Und dieses Stilmittel kann durchaus auch in einem Anschreiben gut funktionieren. Je nach Branche, Unternehmen oder Position solltest du allerdings darauf achten, einen gewissen Rahmen nicht zu sprengen. Denn ansonsten wirst du einfach nur schnell aussortiert. Achte außerdem darauf, durch zu dick aufgetragenes Selbstmarketing nicht zu arrogant zu wirken. Auch das kann dich zu Fall bringen.

Echte Provokation, die gegen moralische oder ethische Grundregeln unserer Gesellschaft verstößt, ist in einem Motivationsschreiben aber generell immer fehl am Platz.


Fazit

HR bzw. Personalwesen ist prinzipiell ein eher konservatives Business. Deshalb gilt als Leitlinie: Manchmal ist in diesem Bereich durchaus weniger mehr, denn allzu viel Revoluzzergeist solltest du in dieser Branche nicht erwarten. Überzeugen kannst du jedoch trotzdem mit ausgefallenen Strategien, die die Aufmerksamkeit auf dich lenken. Eine Prämisse gilt beim Anschreiben jedoch immer: Tolles Design ist natürlich wunderbar, doch es kommt in erster Linie immer auf den Inhalt an. Damit musst du überzeugen. Viel Glück!


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