Bettwanzen und Ratten – weder ekeln oder fürchten sie sich vor ihnen, noch überkommt sie das Mitleid, wenn es um deren Bekämpfung geht. Und: Am 6. Juni eines jeden Jahres, am Tag des Gesundheitsschädlings, werden sie gefeiert: die Schädlingsbekämpfer. Das Wort „Kammerjäger“ ist ein umgangssprachlicher Begriff für diese Berufsbezeichnung und wurde ursprünglich für Königsbedienstete mit entsprechendem Aufgabenbereich verwendet. In der Berufsausübung und im späteren Berufsleben kann ein Schädlingsbekämpfer – je nachdem, für welches Unternehmen und an welchem Ort er tätig ist – Schädlinge wie Flöhe, Läuse, Motten, Kakerlaken, unterschiedliche Arten von Pilzen und Holzwürmer zu sehen bekommen. Aber auch zur Taubenabwehr oder zur Beseitigung von Ameisen, Wespen oder Mäusen werden diese Personen eingesetzt.

Was macht ein Kammerjäger genau?

  • Er beurteilt, wie gefährlich der Schädling für die Umwelt ist.
  • Er informiert den Kunden darüber, was der Schädling anrichten kann und anhand welcher Methoden man am besten gegen ihn vorgeht.
  • Er führt die geplanten Maßnahmen zur Schädlingsbeseitigung sowie vorbeugende Maßnahmen durch.
  • Alles, was der Kammerjäger vornimmt, protokolliert er auch.
  • Zu seinen Aufgaben gehört es zudem, die verwendeten Geräte zu warten.

Was man wissen sollte, bevor man diesen Beruf ergreift

Im Folgenden haben wir ein paar wichtige Infos zusammengestellt, die du womöglich ohnehin schon kennst, wenn du dir sicher bist, dass du „Auftragskiller“ für Ungeziefer & Co. werden möchtest. Wer sich für die Berufsausbildung grundsätzlich interessiert, sich jedoch noch nicht sicher ist, den können einzelne Fakten abschrecken oder auch ermutigen.

Welche gefährlichen Krankheiten können von Schädlingen ausgelöst und übertragen werden?

  • Während die meisten Krankheiten der Tauben nur schwer auf den Menschen übertragbar sind, ist der Kot der Vögel mit äußerster Vorsicht zu genießen: Beispielsweise kann ein Pilz, der im Taubenkot vorkommt, beim Menschen eine Hirnhautentzündung auslösen. Viele andere Krankheiten, die von Schädlingsbekämpfungsfirmen zu Werbezwecken genutzt werden, sind für den Menschen jedoch ungefährlich, wie dieser Artikel erläutert.
  • Beispielsweise kann durch Mäusespeichel das Hantavirus übertragen werden.
  • Marder können den Menschen unter anderem mit Tollwut anstecken.
  • Ratten sind dazu in der Lage, ca. 120 Infektionskrankheiten zu übertragen (Quelle).
  • Besonders in der Lebensmittelindustrie stellen Schädlinge eine Gefahr dar, da sie eine Vielzahl von Krankheiten übertragen. Die Gesetzgebung verlangt im Fall einer Kontamination, dass wirkungsvolle Maßnahmen ergriffen werden.

Welche weiteren Probleme werden von Schädlingen ausgelöst?

Das Verzeichnis des Schädlingsbekämpfer-Verbands unterscheidet im Wesentlichen die folgenden Arten:

  • Vorratsschädlinge fressen Nahrungsmittel an und verunreinigen diese.
  • Lästlinge unterscheiden sich von Schädlingen dadurch, dass sie keinen echten Schaden anrichten. Beispielsweise mag der Maulwurf mit seinen Hügeln manchen Personen auf die Nerven gehen.
  • Materialschädlinge: Silberfischchen können in Bibliotheken einen großen Schaden anrichten.
  • Hygieneschädlinge: So werden Tiere genannt, die sich an Vorräten von Menschen bedienen und die Nahrung dabei mit Keimen verunreinigen.
Kammerjäger müssen damit umgehen können, dass sie Mäuse und Ratten töten müssen
Bildquelle: www.istockphoto.com / Pakhnyushchyy

Aus Sicht des Tierschutzes: Was passiert mit Ratte, Maus & Co?

Tierschützer werden sich spontan fragen, was ein Kammerjäger eigentlich mit Mäusen und Ratten macht. In diesem Bericht haben wir Antworten gefunden: Es werden Schlag- oder Lebendfallen aufgestellt, oder es kommt Gift zum Einsatz. Der Artikel weist darauf hin, dass Schlagfallen alles andere als tierfreundlich seien, da den Nagern damit das Genick gebrochen werde, und ermuntert den Auftraggeber auch anhand der Vorstellung des unschönen Anblicks, lieber Lebendfallen zu benutzen. Bei deren Einsatz können die Tiere wieder in der Natur ausgesetzt werden. Wenn Gift (es handelt sich um Rodentizide) verwendet wird, verbluten die Tiere innerlich – ein grausamer Tod.

Wer die Berufsausbildung zum Schädlingsbekämpfer absolvieren möchte, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er die Methode, anhand der die Tiere gefangen bzw. getötet werden, nicht immer wählen können wird. Deshalb raten wir Tierliebhabern von der Tätigkeit ab. Weitere wichtige Voraussetzungen haben wir im folgenden Absatz gesammelt.

Was muss man für die Berufsausbildung mitbringen?

  • Meist reicht ein guter Hauptschulabschluss, doch gibt es keine gesetzlich vorgeschriebene Vorbildung.
  • Wenn du in den Fächern Biologie und Chemie gute Note hattest, dann solltest du das in deiner Bewerbung um einen Ausbildungsplatz hervorheben.
  • Bist du dir sicher, dass du dich vor keinem Tier fürchtest oder ekelst? Schaue lieber einmal in diesem Schädlingsverzeichnis nach und sieh dir die Bilder an! Übrigens: Wenn man Glück hat, dann bekommt man in der Praxis nur Kot und andere Spuren der Schädlinge zu Gesicht.
  • Wichtig ist, dass man dazu bereit ist, mit Chemikalien umzugehen.
  • Auch wird man in der Berufspraxis mit üblen Gerüchen konfrontiert.
  • Man ist im Berufsleben viel mit dem Auto unterwegs, weshalb Ausbildungsbetriebe sich manchmal bereits von Lehrlingen einen Führerschein wünschen. Auch gehört die Montage zum Berufsleben, weshalb du eine grundsätzliche Reisebereitschaft mitbringen solltest.
  • Es können auch Einsätze am Wochenende erforderlich sein.
  • Du solltest schwindelfrei sein, da Arbeiten hoch in der Luft vorkommen können.

Absolviert man eine duale Berufsausbildung, so muss man neben der Tätigkeit im Ausbildungsbetrieb auch Blockunterricht an einer der beiden Berufsschulen besuchen: Aktuell bieten sowohl die Knobelsdorff-Schule in Berlin (Einzugsbereich: Bundesland Berlin) als auch das Hans-Schwier-Berufskolleg in Gelsenkirchen (bundesweites Einzugsgebiet) einen entsprechenden Unterricht sowie Übernachtungsmöglichkeiten.

Was lernt man in der Berufsschule?

Die beiden Berufsschulen haben ihre Stundenpläne leider nicht veröffentlicht, doch Einblicke in die Lehrinhalte gibt der Artikel „Kammerjäger – ein Beruf im Wandel der Zeit„. Dieser nennt unter anderem folgende Themenbereiche:

  • Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit
  • Umweltschutz
  • Rechtsvorschriften und Normen
  • Bedienen und Warten von Betriebsmitteln
  • Umgang mit und Anwendung von Gefahrstoffen
  • Umgang mit und Anwendung von Schädlingsbekämpfungsmitteln
  • Feststellen von Schädlingsbefall im Gesundheits- und Vorratsschutz, im Holz- und Bautenschutz sowie im Pflanzenschutz
  • Kundenberatung

Mit welchem Einkommen kann man rechnen?

Viele Betriebe für Schädlingsbekämpfung sind kleine Familienunternehmen, die dir keine besonders attraktive Ausbildungsvergütung bezahlen können. Anders wiederum kann es bei Unternehmen aussehen, die bundesweit aktiv sind wie beispielsweise der Ausbildungsbetrieb APC AG oder der bekannten Rentokil Initial GmbH.

Als ausgelernte Fachkraft kann dein Einstiegseinkommen bei ca. 1.800 € liegen. Auch die Höhe dieses Gehalts hängt von Faktoren wie Unternehmensgröße und -lage ab. Wie es auch in anderen Bereichen der Fall ist, kann das Einkommen mit wachsender Erfahrung steigen.

Welche gesundheitlichen Gefahren bringt der Beruf mit sich?

Natürlich wird es sehr viele Angehörige dieses Berufs geben, die ihr Leben lang gesund bleiben, doch wollen wir euch die folgenden Infos nicht vorenthalten: Da man häufig mit Giften hantiert, kann es kurzfristig zu eigenen Vergiftungen oder Verletzungen der Hornhaut kommen, langfristig auch zu Krebs (Quelle). In der Berufsausbildung lernt man zwar, wie man Gifte richtig einsetzt, doch können auch Missgeschicke geschehen.

Trends in der Schädlingsbekämpfung

  • Biologische Methoden nehmen in der modernen Schädlingsbekämpfung an Wichtigkeit zu. Läuse etwa können von deren natürlichen Feinden wie Marienkäfern gefressen werden.
  • Ein weiterer wichtiger Trend ist die integrierte Schädlingsbekämpfung: Dabei rückt die eigentliche „Bekämpfung“ in den Hintergrund, während Prävention und Überwachung im Zentrum stehen.

Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?

Bessere Verdienstmöglichkeiten sowie Aufstiegschancen versprechen Weiterbildungen wie die zum Technischen Fachwirt oder zum Fachwirt Umweltschutz. Manche Ratgeber empfehlen denjenigen Kandidaten mit Hochschulreife auch ein artverwandtes Studium. Allerdings sollte man zuvor sicherstellen, dass Absolventen des jeweiligen Studiengangs auch am Arbeitsmarkt gefragt sind. Beispielsweise gestaltet sich der Berufseinstieg für Absolventen der Biologie recht schwierig.

Wissenswertes zum Beruf

  • Seit 2004 handelt es sich um einen klassischen Ausbildungsberuf, während man ihn zuvor ausschließlich im Rahmen einer Umschulung ergreifen konnte.
  • Damit sich niemand für deren Beauftragung schämen muss, reisen moderne Kammerjäger meist mit neutralen Fahrzeugen an. In den meisten Fällen ist jedoch keine mangelnde Hygiene für den Schädlingsbefall verantwortlich.
  • Die Berufsvereinigung der „Kammerjäger“ ist der Deutsche Schädlingsbekämpfer-Verband e.V. Dieser informiert etwa über aktuelle Fortbildungen. Man muss jedoch kein Mitglied des Verbands sein, um an Seminaren teilnehmen zu können.
  • Dieser Verband räumt auf seiner Website mit dem althergebrachten Image dieses Berufs auf: Anders als von der Öffentlichkeit wahrgenommen handele es sich bei Kammerjägern eigentlich um Hygieneexperten, Detektive und Psychologen.
  • Teilweise werden bei der professionellen Schädlingsbekämpfung auch Aspekte des Artenschutzes berücksichtigt. Ein Beispiel für diese Vorgehensweise ist das Projekt „Faire Wespe“.
  • Anders als es der Name „Kammerjäger“ vermuten lässt, arbeitet man nicht ausschließlich im Haus. Dieses Wort ist auf den ursprünglichen Tätigkeitsbereich des im Dienste des Königs stehenden Schädlingsbeseitigers zurückzuführen.

Du hast keinen Ausbildungsplatz gefunden?

Wenn es dein Traumjob ist, Kammerjäger zu werden, dann ist zur Ausübung dieses Jobs nicht in allen Fällen eine Berufsausbildung im Bereich Schädlingsbekämpfung erforderlich: Manche Stellenanzeigen beweisen, dass man auch als Quereinsteiger Chancen haben kann, wenn man etwa über eine Berufsausbildung in den Bereichen Handwerk, Hygiene oder Technik verfügt.

Wie stehen die Zukunftschancen?

  • Laut Statistiken der Arbeitsagentur ging die Arbeitslosenquote der Schädlingsbekämpfer in den letzten Jahren zurück. Auch im Ausland können Kammerjäger – in der Schweiz heißen sie Desinfektoren – Arbeit finden. Denn: Ungeziefer & Co. gibt es fast überall auf der Welt.
  • In einem Artikel heißt es zu diesem Beruf, sie hätten Nachwuchssorgen und mit einem schlechten Image zu kämpfen. Während wir dich aufgrund des ersten Aspekts dieser Aussage nur ermutigen können, in diesem Metier zu arbeiten, wollen wir dir aufgrund des zweiten Details zum Schluss noch ein bisschen ins Gewissen reden.

Ungebetene Gäste bekämpfen – und das aus Leidenschaft?

Den Beruf des Kammerjägers sollte man nur dann ergreifen, wenn man voll und ganz hinter dem stehen kann, was man tut und den Job aus Überzeugung ausübt. Wer jahrelang still in sich hineinleidet, weil er an die vielen Tiere denken muss, die er getötet hat, kann eine ernsthafte psychische Erkrankung entwickeln.

Ein weiterer Faktor, welcher berücksichtigt werden muss: Bei Freunden und auch bei neuen Bekanntschaften kann der Beruf auf Ablehnung stoßen. Zwar ist jede Person dankbar, wenn der Kammerjäger ein Wespennest entfernt oder die Schaben beseitigt, doch Menschen können sich vor einem Angehörigen dieses Berufs ekeln oder einen besonders grausamen Menschen in ihm sehen – auch dann, wenn diese Personen selbst ein Insekt totschlagen, ohne mit der Wimper zu zucken.

Hier findest du Jobs als Schädlingsbekämpfer.




Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.