„Weil anders sein auch richtig ist“ – so und ähnlich lauten Sprüche, die Heilpädagogen auf ihren Websites zitieren. Wer über die staatliche Anerkennung für diesen Beruf verfügt, dem stehen vielfältige berufliche Möglichkeiten offen.

Du hast eine soziale Ader, magst Menschen, die anders sind und willst einen Beruf, in dem du diesen etwas Gutes tun kannst? Als Heilpädagoge ist man ein Alltagsbegleiter für Personen mit körperlicher, geistiger oder psychischer Beeinträchtigung. Für den einzelnen Menschen fungiert man als Bezugsperson und fördert dessen persönliche Entfaltung. Die individuelle Behinderung soll dabei nicht im Vordergrund stehen: Wichtig ist, die Person als Gesamtes zu sehen und entsprechend zu fördern. Manchmal wird das Gebiet der Heilpädagogik – dieser Begriff stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts – umgangssprachlich auch als „Sonderpädagogik“ bezeichnet. Ein gravierender Unterschied zwischen Heilpädagoge und Sonderpädagoge ist, dass der erste wie ein Therapeut arbeitet, während der Sonderpädagoge ein Lehrer ist.

Allgemeines zum Beruf des Heilpädagogen

Was macht ein Heilpädagoge?

Eine Qualifizierung für diesen Beruf kann aufgrund der Klientel, die sowohl Kinder als auch Erwachsene (inklusive Senioren) umfasst, zu sehr vielen unterschiedlichen praktischen Tätigkeiten führen. Angehörige dieses Berufs tragen dazu bei, dass Menschen, die unter erschwerten Bedingungen leben, in die Gesellschaft integriert werden können. Dabei stehen zwei Hauptaufgaben im Zentrum: die Erziehung und die Förderung der Personen. Zudem ist man für die Koordinierung einzelner Therapien verantwortlich.

Auch die Vorbeugung einer Behinderung kann im Zentrum der Tätigkeit eines Heilpädagogen stehen. Damit die einzelne Person eine optimale Behandlung erfährt, arbeiten Heilpädagogen interdisziplinär mit Ärzten, Lehrern, Sozialpädagogen und Psychologen zusammen.

Wo arbeitet man?

Je nach individueller Neigung kann ein Absolvent der Heilpädagogik den Bereich wählen, der für sie oder ihn am spannendsten ist: heilpädagogische Einrichtungen wie Kindergärten oder Schulen, Altenheime, Kliniken, Beratungsstellen oder Reha-Einrichtungen. Wird mit Erwachsenen gearbeitet, können Heilpädagogen beispielsweise auch in entsprechenden Werkstätten oder im betreuten Wohnen tätig sein.

Welche Ausbildung ist erforderlich?

Verschiedene Bildungswege führen zum Abschluss des staatlich anerkannten Heilpädagogen:

  • Ausbildung an der Fachschule: Es handelt sich um eine Weiterbildung, die eine abgeschlossene Ausbildung als Erzieher oder Heilerziehungspfleger bzw. gleichwertige Ausbildungen sowie einschlägige praktische Erfahrungen voraussetzt. Die Weiterbildung kann in Vollzeit 18 bis 24 Monate dauern. Auch in Teilzeit kann sie absolviert werden. Will man diesen Beruf ergreifen, sollte man sich frühzeitig nach einer Ausbildungsmöglichkeit umsehen und berücksichtigen, dass die Ausbildung an manchen Fachschulen nur in einem bestimmten Turnus (zum Beispiel alle zwei Jahre) angeboten wird. Eine Liste der Schulen findest du hier.
  • Studium (Bachelor of Arts): Die einzelnen Hochschulen stellen unterschiedliche Anforderungen an ihre Studienbewerber. Da die Ausbildung direkt auf die praktische Tätigkeit vorbereitet, handelt es sich um ein Fachhochschulstudium. Folgende und weitere Fächer stehen auf dem Stundenplan: Inklusions- und Kulturpädagogik, Philosophie, Ethik, Rechtswissenschaft, Psychologie, Biologie, Kommunikationswissenschaft und Soziologie. Vereinzelt werden auch Masterstudiengänge angeboten. Dies ist insbesondere denjenigen zu empfehlen, die nach dem Studium gern als Führungskraft tätig sein wollen.

Übrigens besteht die Möglichkeit, ein Studium der Fachrichtung Heilpädagogik im Fernstudium zu absolvieren. Natürlich ist auch im Rahmen eines solchen Studiums ein Praxisprojekt verpflichtend, damit der Titel „Staatlich anerkannter Heilpädagoge“ verliehen werden kann.

Laut Angaben der Diakonie landen Absolventen des einschlägigen Studiums eher in Führungspositionen als solche, die die schulische Ausbildung genossen haben, weshalb man sich vorher überlegen sollte, wieviel Wert man auf Aufstiegschancen legt.

Heilpädagoge mit einem Kind
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Diese persönlichen Stärken benötigst du

Die folgenden Soft Skills dürfen nicht fehlen, wenn du an einer heilpädagogischen Ausbildung interessiert bist:

  • empathisches Wesen: Du musst dich gut in Menschen hineinversetzen können, gleichzeitig aber eine gesunde Distanz zu ihnen halten können.
  • Geduld: Wer viel mit Menschen mit gewissen Einschränkungen zu tun hat, muss Geduld mitbringen.
  • Beobachtungstalent und pädagogische Begabung: Die Gabe, Menschen gut beobachten und Rückschlüsse aus ihrem Verhalten ziehen zu können, ist sehr wichtig.
  • ein dickes Fell: Du solltest über die Fähigkeit verfügen, nach Feierabend abschalten zu können, ohne dauernd über einzelne Fälle zu grübeln. Einzelschicksale dürfen dir nicht zu nahe gehen. Da es abhängig vom Einsatzgebiet auch erforderlich sein kann, Menschen bei der Körperpflege zu helfen, darf man diesbezüglich nicht zu empfindlich sein.
  • Kreativität: Häufig müssen außergewöhnliche Lösungen gefunden werden, wenn die Standardansätze nicht zum Erfolg führen. Ein Blick über den Tellerrand kann deshalb nicht schaden.
  • gesundheitliche Eignung: Zur Aufnahme einer Heilpädagogik-Ausbildung musst du nachweisen, dass du dich gesundheitlich für die Ausübung dieses Berufs eignest.

Wieviel verdient man als Heilpädagoge?

Das zu erwartende Gehalt eines Heilpädagogen hängt von zahlreichen Faktoren ab und kann zwischen ungefähr 2.480 € und 4.185 € liegen. Ausführliche Erläuterungen zu den einzelnen Gehaltsspannen findest du hier. Ist man als Heilpädagoge selbstständig, hängt das Einkommen stark von der Auslastung der eigenen Praxis ab.

Chancen und Karrieremöglichkeiten

Karriere und Weiterbildung

  • die eigene Praxis: Als Heilpädagoge besteht die Möglichkeit, sich selbstständig zu machen. Dabei stehen unterschiedliche Spezialisierungsmöglichkeiten zur Auswahl, zum Beispiel eine Praxis für Kinder und Jugendliche. Tipp: Um dich später gut über Wasser halten zu können, macht es Sinn, gezielt nach Lücken in der Versorgung von Menschen mit Behinderung zu suchen und diese Lücke mit deiner heilpädagogischen Praxis zu schließen. Außerdem solltest du dir die Frage stellen, von welcher Institution oder Behörde deine Leistungen bezahlt werden sollen? Zudem muss man für die Gründung einer eigenen Praxis Berufserfahrung mitbringen und einen Antrag auf Zulassung stellen.
  • im öffentlichen Dienst arbeiten: Wenn du den Master bereits absolviert hast oder ihn noch draufsatteln möchtest, stehen dir nach dem Abschluss Türen für eine Karriere im öffentlichen Dienst offen.
  • Lehrer an einer inklusiven Schule werden: Um an einer solchen Schule als Lehrkraft tätig werden zu dürfen, musst du eine zusätzliche Prüfung ablegen (Quelle).
  • akademische Laufbahn: Wenn du über den Master verfügst, hast du die Möglichkeit zu promovieren und dann vielleicht auch noch zu habilitieren.

Wie stehen die Zukunftschancen?

Fachkräfte wie der Heilpädagoge werden gesucht, und zwar sowohl im sozialen Bereich als auch im Gesundheitsbereich. 2008 ist die UN-Behindertenrechtskonvention mit dem Leitbild der Inklusion in Kraft getreten. Sie hat für eine Umstrukturierung und einen Ausbau von Einrichtungen für Behinderte gesorgt, was sich günstig auf die Berufsaussichten der Heilpädagogen auswirkt.

Welche beruflichen Alternativen gibt es?

Bevor du dich an die Ausbildung zum Heilpädagogen machst, solltest du prüfen, ob nicht einer der folgenden Jobs noch besser zu deinen Vorstellungen von einem Traumberuf passt: Erzieher, Motopäde, Psychotherapeut, Sonderpädagoge oder Sozialpädagoge. Durchforstet man die Stellenanzeigen für Heilpädagogen, fällt jedoch auf, dass für eine Stelle Absolventen unterschiedlicher Fächer infrage kommen können, also beispielsweise entweder ein Heil- oder ein Sozialpädagoge.

Zusammenfassung

Ob in der Jugendhilfe oder in der Arbeit mit Erwachsenen – bei der Heilpädagogik handelt es sich um ein erfüllendes Gebiet, das gleichzeitig hohe Anforderungen an den Experten stellt. Man erhält die reale Gelegenheit, einen eigenen Beitrag zu einer gerechteren Gesellschaft zu leisten.

Wenn man die Anforderungen erfüllt, die an die eigene Person gestellt werden, kann nur zu einem Heilpädagogik-Studium oder einer schulischen Ausbildung geraten werden, da die Zukunftsaussichten rosig sind.

Hier gibt es Stellen als Heilpädagoge




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