Ein herkömmlicher Studentenjob oder ein Praktikum sind schnell gefunden. Doch eine richtig gute Werkstudentenstelle zu ergattern, ist um einiges anspruchsvoller.

Die Gründe dafür: Anders als die meisten anderen Jobs bieten dir Werkstudentenstellen drei Dinge, die für dich klasse sind:

  1. Du kannst einen Praxisbezug zu deinem Studium herstellen.
  2. Die Arbeitszeiten werden auf deine Vorlesungszeiten abgestimmt, während du in der vorlesungsfreien Zeit je nach Vereinbarung die Möglichkeit hast, Vollzeit zu arbeiten.
  3. In vielen Fällen werden Werkstudenten von ihrem Arbeitgeber übernommen und haben damit eine Sorge weniger.

Achtung: Schattenseiten

Jeder will gern der Werkstudent der Firma XY oder der Firma JZ sein: Die Unternehmen sind trendy, die Fachbereiche innovativ. Während bei anderen Jobs noch über Tippfehler im Anschreiben oder ein Selfie als Bewerbungsfoto hinweggesehen wird, verfügen die Firmen bei diesen Stellen meist über eine große Auswahl an Bewerbern, weshalb schon ein kleiner Fehler für dich bedeuten kann, aussortiert zu werden. Die Antwort auf die Bewerbung kann dann beispielsweise lauten: „Wir haben uns für einen anderen Bewerber entschieden, denn kleine Dinge machen für uns einen Unterschied.“

Damit es für dich gar nicht zu solch einer enttäuschenden Situation kommt, haben wir in diesem Artikel die wichtigsten Aspekte zusammengefasst, die du bei einer professionellen Bewerbung als Werkstudent beachten musst.

Halte dich an die Vorgaben der Stellenanzeige

Der wichtigste Tipp: Lies dir die Stellenanzeige genau durch. Vielleicht geht aus ihr hervor, dass du alle Bewerbungsunterlagen in einer PDF-Datei schicken sollst. Oder: Manche Firmen wünschen sich ein Bewerbungsvideo oder ein zusätzliches Motivationsschreiben. Ignorierst du die jeweiligen Wünsche, wird deine Bewerbung schnell aussortiert.

Ein anderer Grund, warum du Stellenangebote genau lesen solltest: Du kannst die Effizienz deiner Bewerbungen steigern, wenn du auf Details stößt, die einen Erfolg in dieser Position für dich unwahrscheinlich machen. Das können bestimmte Skills sein, die du dir unmöglich in kurzer Zeit aneignen kannst, oder Aspekte, die die Firma in deinen Augen unattraktiv machen.

Das Anschreiben einer Werkstudent-Bewerbung

In das Anschreiben gehören die folgenden Punkte:

Interesse, Motivation, Leidenschaft: Warum ist die ausgeschriebene Position für dich interessant, und warum bist du optimal geeignet?

Hard Skills: Welche Erfahrungen oder erworbenen Kenntnisse hast du vorzuweisen? Hast du etwa ein bestimmtes (freiwilliges) Seminar besucht, welches dich auf eine solche Tätigkeit vorbereitet hat? Bette diese Infos in eine Kurzbeschreibung deiner bisher wichtigsten Positionen ein. (Beispiel: „Bei der X GmbH habe ich HTML-Kenntnisse erworben.“)

Besonderheiten des Unternehmens: Warum bewirbst du dich ausgerechnet bei diesem Unternehmen? (Beispiel: „Da ich mich mit der Philosophie Ihres Unternehmens voll und ganz identifizieren kann…“)

Soft Skills: Was sind deine persönlichen Stärken, die dazu beitragen, dass du für die Stelle geeignet bist? (Was du an dieser Stelle NICHT erwähnen solltest, sind beispielsweise ein gepflegtes Äußeres und andere Dinge, die als selbstverständlich vorausgesetzt werden.)

Verfügbarkeit: Ab wann kannst du die Stelle antreten? (Komme dem Unternehmen bei dieser Angabe möglichst entgegen. Wenn die Stelle ab sofort ausgeschrieben ist, dann versuche, die Position ab sofort besetzen zu können, auch wenn du dafür eine Reise verschieben musst.)

Lebenslauf: So geht’s

  • Präzision bei den Angaben: Sollte bei bestimmten zeitlichen Angaben in deinem Lebenslauf Unsicherheit bestehen, kannst du in deinen Unterlagen wie deinen bisherigen Arbeitszeugnissen nachschlagen.
  • Etwas Marketing: Wenn du bereits viele andere Studentenjobs hattest, kann es sinnvoll sein, bei einer Bewerbung auf eine Werkstudentenstelle eine Auswahl zu treffen. Positionen, die du nur kurz ausgeübt hast, solltest du eher weglassen, da sonst der Eindruck entsteht, du könntest die Firma vorschnell verlassen. Eine Ausnahme: Es handelte sich um ein kurzes Arbeitsprojekt, das für dich lehrreich war und für die Stelle, auf die du dich bewirbst, relevant ist. Auch deine Noten musst du nicht zwingend im Lebenslauf erwähnen, wenn diese nicht überragend sind. Bleibe jedoch bei allen im Lebenslauf erwähnten Fakten unbedingt bei der Wahrheit!
  • Übereinstimmung mit dem Anschreiben: Überlege dir, welche Fertigkeiten du im einen oder anderen Job erworben hast, und wie diese Fähigkeiten dazu beitragen, dass du den Job, auf den du dich bewirbst, gut meistern kannst. Lasse dies in deine Argumentation im Anschreiben einfließen. Dabei solltest du berücksichtigen, dass alle Positionen, die du im Anschreiben erwähnst, auch im Lebenslauf zu finden sind.
  • Die Form: Wenn in der Stellenanzeige keine anderen Angaben gemacht wurden, wird ein tabellarischer Lebenslauf im amerikanischen Stil erwartet.  Das bedeutet: in der umgekehrten Chronologie.

Das Bewerbungsfoto

  • Dein Profi-Foto: Wichtig ist bei einem Bewerbungsfoto, dass es professionell ist und du darauf sympathisch wirkst. Auf dem Foto solltest du lieber etwas overdressed als zu leger gestylt sein, da Letzteres als Unhöflichkeit ausgelegt werden kann.
  • Aktualität: Keinesfalls darf das Foto zu alt sein. Wenn deine Haare gewachsen sind oder sich deine Statur verändert hat, kann das bei einem persönlichen Termin negative Konsequenzen haben.
  • Wiedererkennungseffekt: Einen besonders guten Eindruck kannst du hinterlassen, wenn du zu dem Vorstellungsgespräch das selbe Oberteil anziehst, das auch auf dem Bewerbungsfoto zu erkennen ist.
Bewerbung als Werkstudent
Bildquelle: www.istockphoto.com / AndreyPopov

Das Vorstellungsgespräch

Die richtigen Fragen stellen

Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete. Du wirst sehen: Je besser du dich mit dem Unternehmen und seinem Gegenstand beschäftigt hast, desto weniger aufgeregt wirst du sein. Lies dir den Unternehmensblog durch und stöbere auf Websites wie kununu herum, um spannende Insider-Infos über die Firma herauszufinden. Das dabei erworbene Wissen stößt dich vielleicht auf Fragen, die du im Vorstellungsgespräch stellen kannst. Und: Interessierte Bewerber sind gern gesehen.

Ein Beispiel: Auf einer Arbeitgeberbewertungsplattform hinterlässt ein ehemaliger Mitarbeiter den Kommentar, es seien stets Überstunden abzuleisten gewesen, und diese seien keinem der Mitarbeiter bezahlt worden.

Zwar sollte man in einem solchen Fall nicht gleich mit der Quelle und den in Erfahrung gebrachten Behauptungen herausrücken, doch kann man das Thema, über das sich die Mitarbeiter beschwert haben, vorsichtig ansprechen. Hier gilt es jedoch auch Tabu-Themen zu beachten: Ist in einer Arbeitgeberbewertung etwa die Rede von einer launischen Chefin, dann sollte dieser Aspekt keinesfalls thematisiert werden. Faustregel: Vermeide alle Themen, die die Person, die das Vorstellungsgespräch mit dir führt, in eine unangenehme Situation bringen könnten!

Auch solltest du in dem Termin keinesfalls Fragen stellen, die bereits auf der Firmenhomepage beantwortet werden à la „Was macht Ihre Institution eigentlich?“.

Gestaltungsmöglichkeiten des persönlichen Gesprächs

Viele Studenten fürchten sich aufgrund ihrer mangelnden Erfahrung vor der Situation des Vorstellungsgesprächs und wollen möglichst vorab wissen, was auf sie zukommt. Wie auch Absolventen können Kandidaten für eine Werkstudentenstelle mit den unterschiedlichsten Szenarien konfrontiert werden. Hier ist eine Auswahl:

  • Szenario 1: Das Vorstellungsgespräch läuft unter vier Augen ab und dauert eine halbe Stunde.
  • Szenario 2: Bei dem Termin ist neben dem Inhaber auch ein Mitarbeiter anwesend.
  • Szenario 3: Nachdem das Vorstellungsgespräch gut verlaufen ist, wünscht sich die Personalerin, dass der Student zum Probearbeiten erscheint.
  • Szenario 4: Bereits während des Vorstellungsgesprächs findet ein kurzes Probearbeiten statt.
  • Szenario 5: Vor dem eigentlichen Termin kommt es zu einem Telefoninterview. Ist die Personalverantwortliche mit dem Gespräch nicht zufrieden, wird der Kontakt abgebrochen.
  • Szenario 6: Mehrere Bewerber werden zu ein und demselben Termin eingeladen und müssen sich im Rahmen einer Gesprächsrunde gegeneinander durchsetzen.
  • Szenario 7: Nachdem das erste Gespräch gut gelaufen ist, wird der Bewerber zu einem zweiten persönlichen Termin eingeladen, in welchem er sich mit einer anderen Person unterhält.

Auch die Fragestellungen im Vorstellungsgespräch können sich unterschiedlich gestalten. Denkbar sind beispielsweise die folgenden:

  • Schildern Sie Ihren bisherigen Werdegang in eigenen Worten! (Überlege dir vor dem Gespräch, welche positiven Dinge du über die einzelnen Positionen oder Firmen sagen kannst und wie die Dinge, die du bei diesen Jobs gelernt hast, zu deiner Qualifikation für diese Stelle beitragen)
  • Erzählen Sie mir etwas über sich! (Bleibe bei deinen Schilderungen im Bereich Studium und Beruf, es sei denn, du wirst später nach deinen Hobbys gefragt.)
  • Was sind Ihre persönlichen Schwächen? (Überlege dir zuvor, welche Schwächen dich für den Job disqualifizieren könnten, bzw. mit welchen Schwächen du die Arbeit trotzdem gut bewältigen kannst.
  • Was hat Sie zu Ihrer Studienwahl bewegt? (An dieser Stelle kannst du beispielsweise eine unterhaltsame Anekdote erzählen.)
  • Wo sehen Sie sich in fünf Jahren? (Manche Unternehmen wollen an dieser Stelle gern hören, dass man nach der Werkstudententätigkeit übernommen werden möchte.)
  • Was waren Ihre bisherigen größten Erfolge? (Wenn es in deinem bisherigen Berufsleben wenig Nennenswertes gibt, kannst du fragen, ob die Person auch an den Erfolgen aus dem Studium interessiert ist.)
  • Wie würden Sie damit umgehen, wenn Ihr Chef… (Bei solchen Fragen geht es darum, anhand der Antworten die eigene soziale Kompetenz zu belegen.)
  • Wissensfragen: Auch Fragen, die den jeweiligen Fachbereich betreffen, sind möglich.
  • Überprüfung des Wissens über das Unternehmen: Zusätzlich solltest du dir am besten folgende und ähnliche Fakten über das Unternehmen einprägen: Wann wurde es gegründet? Wie heißt der Inhaber? Wieviele Mitarbeiter hat es? Nicht nur für BWL-Studenten interessant: Wie hoch sind die Umsätze? Was ist das Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens? Wie heißen die öffentlich bekannten Partnerfirmen? In welchen Ländern oder Städten hat die Firma Niederlassungen?

Unpünktlichkeit ist Unhöflichkeit

  • Eigentlich selbstverständlich: Egal, wie gut du dich auf den Termin vorbereitet hast – wenn du zu spät erscheinst, kannst du dir damit alles kaputt machen, da dies ein Zeichen von Unhöflichkeit ist. Auch dann, wenn eine S-Bahn ausgefallen ist oder gar die U-Bahn-Fahrer streiken: Wer einen Job wirklich will, sorgt dafür, dass er auf jeden Fall pünktlich ist und plant dafür auch Unvorhersehbares ein.
  • Wenn du einen sehr schlechten Orientierungssinn hast, kann es dir helfen, einen Tag vor dem Vorstellungsgespräch zu der jeweiligen Adresse zu fahren und dich umzusehen.
  • Sei an dem großen Tag lieber zu früh da als zu spät. Einen guten Eindruck kannst du machen, wenn du dich 10 Minuten vor Beginn des Termins an der Pforte oder bei der Empfangskraft anmeldest.

Große Unternehmen vs. Startups

Ein wichtiger Aspekt bei deiner Bewerbung als Werkstudent ist, ob du dich in einem großen Unternehmen bewirbst oder etwa in einer frisch gegründeten Firma, deren Chef selbst noch ein Student ist. Während es bei den ersteren häufig förmlicher zugeht und es möglicherweise einen bestimmten Dresscode gibt, herrschen bei jungen Firmen meist flache Hierarchien, und man duzt sich. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel: Eine neu gegründete Unternehmensberatung kann sehr viel Wert auf Etikette legen, während ein Gigant wie Google Inc. keinen Wert auf Anzug & Co. legt.

Um im individuellen Fall den richtigen Ton zu treffen, hilft dir nur eines: intensive Vorbereitung. Während Wissen über große Firmen zur Allgemeinbildung gehört, freuen sich kleinere Unternehmen über gut informierte Bewerber. Im letzteren Fall kann es, insbesondere dann, wenn es sich etwa um eine frisch gegründete GmbH handelt, jedoch auch vorkommen, dass du im Internet nicht genügend Informationen über die Firma findest. Lasse dich davon nicht nervös machen, sondern stelle alle für dich offenen Fragen im Vorstellungsgespräch.

Ein paar Dinge, an die du vielleicht nicht denkst

  • Wenn du deinen Lebenslauf gern auf eine Seite bringen möchtest und vor der Wahl stehst, entweder deine Grundschule oder den spannenden Studentenjob bei der Firma D zu erwähnen, dann sollte die Entscheidung für dich klar sein. Auch Angaben wie die Berufe der Eltern, die eigene Konfession oder sogar der Familienstand sind in einer Bewerbung zum Werkstudenten weniger wichtig als neuere Daten, für die sich die Personaler wesentlich stärker interessieren.
  • Deine E-Mail-Adresse lautet im Idealfall: vorname.nachname@provider.com. Verfügst du also bisher nur über eine E-Mail-Adresse nach dem Schema schnuckelchen@provider.com, solltest du dir schleunigst eine seriös klingende Adresse zulegen.
  • Schlechte Arbeitszeugnisse lieber nicht beilegen: Wenn du dich seit einiger Zeit erfolglos bewirbst, solltest du deine Arbeitszeugnisse einmal unter die Lupe nehmen. In solchen Zeugnissen sind nämlich Codes versteckt (hier findest du einen Artikel über die Bedeutung der einzelnen Sätze in Arbeitszeugnissen).
  • Vermeide Floskeln: Ein bekanntes Beispiel: „Mit großem Interesse habe ich Ihre Stellenanzeige gelesen“. Verwende auf keinen Fall eine fertige Bewerbungsvorlage, sondern versuche, dich so präzise und individuell wie möglich auszudrücken.
  • Du bist in Sachen Rechtschreibung unsicher? Vielleicht hast du einen Freund, der dir helfen kann, oder du beauftragst einen professionellen Korrekturleser mit deinem Anliegen.

Fazit

Du solltest eine Bewerbung als Werkstudent nicht auf die leichte Schulter nehmen und dir in jedem Fall so viel Mühe wie möglich geben. Bei der Erstellung der Bewerbungsunterlagen ist viel Sorgfalt erforderlich. Besitzt du diese nicht, dann lasse dir helfen!

Wenn du alle Dinge aus diesem Artikel berücksichtigst und auch ansonsten Engagement beweist – indem du dich beispielsweise anhand von Büchern in dem Bereich weiterbildest oder bestimmte Kurse belegst – wirst du gute Chancen auf eine Stelle als Werkstudent haben. Und falls es nicht auf Anhieb klappt: Übung macht den Meister!

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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.