Ausbildung als Seiler (m/w/d)
Seile, Taue und Netze werden überall benötigt – auf Spielplätzen und in Gärtnereien, in der Medizin und im Sport, in der Schifffahrt, Autoindustrie oder für die Montage von Aufzügen. Hergestellt werden sie in Seilereien, die natürliche und chemische Fasern sowie Metalle maschinell oder manuell verarbeiten.
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In Norddeutschland bezeichnete man Seiler auch als Reepschläger, die auf Reeperbahnen arbeiteten – Hamburgs berühmteste Vergnügungsmeile erinnert also an genau diese Tradition.
Moderne Seiler und Azubis der Seiler Ausbildung arbeiten allerdings eher mit computergestützten Techniken und Maschinen, wenn sie Seilen und Tauen den gewünschten Drall verleihen oder sie zu tragfähigen Netzen weiterverarbeiten.
Welche Tätigkeiten übernimmt man während der Seiler Ausbildung?
Während deiner Seiler Ausbildung werden deine Hände beständig in Bewegung sein – bei der Bedienung der Maschinen, dem Einsetzen von Garnspulen, der Einarbeitung von Ösen, dem Schweißen und Knoten sowie dem Ablängen und Montieren von Seilen und anderen Produkten.
Doch nicht nur deine Hände werden in der Seilerwerkstatt ausgebildet, auch dein Verstand und deine Konzentrationsfähigkeit sind gefragt, etwa wenn du lernst, was für Eigenschaften bestimmte Fasern haben, wie man die Belastbarkeit eines Taus berechnet oder wie man kontrolliert, ob die erforderliche Seilstärke erzielt wurde.
Die Ausbildung als Seiler ist in den drei Schwerpunkten „Netzkonfektion“, „Seilkonfektion“ und „Seilherstellung“ möglich, aus denen sich weitere Tätigkeiten ergeben. Beispielsweise das Zuschneiden von Netzen, die Verbindung von Seilen und Beschlägen oder auch die Fertigung von Drahtseilen.
Wie lange dauert die Seiler Ausbildung und wie ist der Ablauf?
Die Ausbildung dauert drei Jahre und umfasst eine Zwischenprüfung sowie die Gesellenprüfung am Ende des dritten Ausbildungsjahres.
Für die duale Ausbildung benötigst du einen Platz an der Berufsschule und einen Ausbildungsvertrag mit einer Seilerei oder einem anderen branchennahen Unternehmen.
Der Berufsschulunterricht wird oft in länderübergreifenden Klassen unterrichtet, einen Teil deiner Ausbildung kannst du in einer überbetrieblichen Ausbildungsstätte absolvieren, sollte dein Ausbildungsbetrieb dir nicht alle Inhalte vermitteln können.
Zu der Grundausbildung als Seiler/in gehört, dass du dich mit allen wesentlichen Fertigkeiten befasst, also beispielsweise mit
- dem Bedienen sowie der Wartung von Maschinen und Werkzeugen,
- der Herstellung von Seilen/Drahtseilen, Netzen und Seilverbindungen,
- der Planung und Kontrolle der hergestellten Produkte,
- der Montage und fachgerechten Einlagerung.
Du erlernst das manuelle und maschinelle Fertigen von Seilen und fertigst zum Ende der Ausbildung schließlich dein Gesellenstück an.
Welche Voraussetzungen musst du erfüllen, um Seiler zu werden?
Für die Bewerbung um eine Ausbildung als Seiler sind keine speziellen Vorkenntnisse erforderlich. Ein erfolgreicher Hauptschulabschluss ist in Kombination mit Interesse für den Beruf und Lernbereitschaft eine gute Voraussetzung.
Ein Praktikum oder eine Qualifizierung vorab in einem Ausbildungsbetrieb können deine Chancen erhöhen.
Hilfreich ist es zudem, wenn du in Mathematik, Chemie und Physik gute Noten hast oder deine Kenntnisse auf andere Art nachweisen kannst.
Auch solltest du technisch begabt sein und gern maschinelle, aber auch handwerkliche Tätigkeiten ausführen. Für Kundengespräche und Beratungen benötigst du ein gutes Ausdrucksvermögen.
Wo kann ich nach meiner Ausbildung als Seiler arbeiten?
Als Seiler findest du überall Jobs, wo Seile und Netze hergestellt oder weiterverarbeitet werden, also in klassischen Seilereien und Spinnereien.
In Betrieben und Zulieferern aus den Bereichen Schiffsbau, Textilverarbeitung, Metallverarbeitung, Spielgeräteherstellung und weiteren werden Seiler ebenfalls nachgefragt.
Was verdient man nach der Seiler Ausbildung?
Das durchschnittliche Grundgehalt für Seiler beläuft sich auf rund 29.000 Euro brutto im Jahr.
Das Einstiegsgehalt kann allerdings deutlich darunter liegen, vielfach beginnen Seiler ihre Laufbahn mit einem Gehalt von rund 22.000 Euro brutto jährlich.
Ob es dir gelingt, ein Spitzengehalt zu erzielen, hängt vom Bundesland, deiner Qualifizierung und dem Unternehmen ab, in dem du beschäftigt bist. Spitzengehälter für Seiler liegen bei etwa 36.000 Euro brutto im Jahr.
Welche Arbeitszeiten habe ich als Seiler?
Die Arbeitszeiten für Seiler entsprechen den regulären Zeiten im Handwerk. In der Industrie kann Schichtarbeit anfallen, in handwerklichen Betrieben und bei Montagearbeiten bei Kunden kann Samstagsarbeit erforderlich sein.
Gibt es Besonderheiten im Job als Seiler zu beachten?
Als Seiler musst du Lärm und Staub in der Werkstatt ebenso gut wegstecken können wie die Arbeit bei verschiedenen Witterungsverhältnissen im Freien.
Die Arbeit ist auch dort, wo sie hauptsächlich maschinell erfolgt, körperlich anstrengend.
Werden Seile, Taue oder Netze auf Baustellen oder Schiffen montiert, musst du über eine ausgeprägte körperliche Balance und Koordination verfügen.
Du solltest also körperlich belastbar sein, nicht unter Höhenangst leiden, bei Seegang tapfer geradeaus gehen können und möglichst keine Stauballergie oder eine Allergie gegen bestimmte Kunststoffe oder Metalle haben.
Als Seiler benötigst du zudem ein besonders stark ausgeprägtes Verantwortungsgefühl, denn Nachlässigkeiten in der Arbeit und in der Kontrolle können zu schweren bis tödlichen Unfällen bei jenen führen, die mit den von dir gefertigten Seilen arbeiten oder sie benutzen.
Da du häufig Kontakte mit Kunden, Lieferanten oder auch mit Angestellten deiner Auftraggeber haben wirst, sollte es dir leichtfallen, mit fremden Menschen freundlich und respektvoll umzugehen
Je nach Tätigkeit und Einsatzort wirst du zudem Schutzkleidung tragen müssen – wie beispielsweise Handschuhe oder Arbeitsschuhe und einen Helm.
Wie sieht meine Zukunftsperspektive als Seiler aus?
Die Anzahl an offenen Stellen für Seiler ist überschaubar. Da Seiler aber in Handwerksbetrieben ausgebildet werden, die Nachwuchs benötigen, kannst du davon ausgehen, dass du nach erfolgreichem Abschluss deiner Ausbildung auch eine Festanstellung findest.
Willst du dich höher qualifizieren, um deine beruflichen Chancen zu verbessern, kommt beispielsweise eine Anpassungsweiterbildung oder Aufstiegsweiterbildung infrage.
Der Weg in die Selbstständigkeit steht dir als Seiler ebenfalls frei – allerdings musst du hierfür vorab eine Weiterbildung zum Seilermeister erfolgreich absolvieren, damit du dich als Seilermeister in die Handwerksrolle eintragen lassen kannst.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.