Ausbildung zum Rettungssanitäter: Helfen, bis der Arzt kommt
Leben retten und Personen in Notsituationen zur Seite stehen – das ist der Traum vieler Teenager oder auch Menschen in höherem Alter, die sich für den Beruf Rettungssanitäter interessieren. Ob als Ausbildung oder Umschulung: Verschiedene Wege führen in diesen spannenden und herausfordernden Job.
Inhaltsverzeichnis
Rettungssanitäter brauchen starke Nerven
Adrenalin pur und auch in den stressigsten Situationen einen kühlen Kopf behalten – dass du diese Stärken vorweisen oder dir aneignen musst, dürfte klar sein. Als Rettungssanitäter oder Notfallsanitäter tanzt du mit deinem Team an, wenn die 112 gewählt wird, bleibst Menschen in der Regel positiv in Erinnerung – und nicht selten wirst du es erleben, dass sich jemand im Nachhinein bedankt. Doch in der Regel besteht der Job aus viel hektischem Durcheinander, und von den meisten Personen wird man aufgrund der Notsituation schnell wieder vergessen.
Deine Aufgaben: Den Überblick behalten, Menschen beruhigen, bei der medizinischen Grundversorgung helfen, und bei alledem Ruhe ausstrahlen, aber schnell handeln.
Fakten zur Berufsausbildung
Achtung! Es gibt zwei unterschiedliche Berufsabschlüsse im Rettungsdienst: den Rettungssanitäter und den Notfallsanitäter.
Ausbildung Rettungssanitäter
Bei der Rettungssanitäter-Ausbildung handelt es sich nicht um eine bundesweit einheitliche, wie es die dualen Ausbildungen sind, sondern um einen Lehrgang, der in jedem Bundesland anders umgesetzt wird.
Diese Ausbildung kann auch im Rahmen eines rein schulischen Lehrgangs binnen 4,5 Monaten in Vollzeit (mindestens 520 Stunden) absolviert werden oder innerhalb von 12 Monaten berufsbegleitend.
Die Ausbildung gliedert sich in
- Grundausbildung,
- Klinikpraktikum,
- Rettungswachen-Praktikum
- sowie die Phase der Prüfungsvorbereitung.
Als Rettungssanitäter hast du die Möglichkeit, dich anschließend zum Notfallsanitäter weiter zu qualifizieren.
Hier geht es zu aktuellen Jobangeboten für Rettungssanitäter
Ausbildung Notfallsanitäter
Der jüngere, aber auch schon seit 2014 bestehende Ausbildungsberuf im Rettungsdienst ist der des Notfallsanitäters. Dabei handelt es sich um eine klassische, duale Ausbildung, die in Vollzeit absolviert wird und drei Jahre dauert.
Hier geht es zu aktuellen Jobangeboten für Notfallsanitäter
Was macht man als Rettungssanitäter?
Kranke Menschen transportieren und diese noch im Wagen notfallmäßig versorgen, beispielsweise unter Einsatz von Maßnahmen der Wiederbelebung – das ist der Kern der Tätigkeit als Rettungssanitäter. Patienten, die keine Luft bekommen, muss solche zugeführt werden. Leiden Personen an Blutungen, muss der Rettungssanitäter diese stillen. Der Notarzt, der im Wagen mitfährt, versorgt die Patienten ärztlich. Du als Rettungssanitäter assistierst dem Arzt, wenn dieser beispielsweise Hilfe beim Anlegen von Infusionen etc. benötigt.
Das Ziel eines Rettungssanitäters besteht also vereinfacht dargestellt darin, das Leben der transportierten Patienten aufrechtzuerhalten und die Gesundheit zu pflegen, soweit dies im Transportwagen möglich ist.
Was sind die wichtigsten Soft Skills, die man als Rettungssanitäter benötigt?
- Wenn du ein gutes Händchen dafür hast, Personen zu beruhigen und ihnen in den schlimmsten Lebenssituationen Mut zu machen, dann sind das schon einmal gute Voraussetzungen, um diesen Beruf zu ergreifen. Zusätzlich ist als Notfallsanitäter ein medizinisches Interesse, das über einen Erste-Hilfe-Kurs hinausgeht, zwingend erforderlich.
- Da du es mit Patienten aus allen Ländern der Welt zu tun haben wirst, ist es wichtig, dass du auch gut Englisch sprichst.
- Klar ist, dass du ein Menschenfreund und einfühlsam sein solltest. Du darfst nicht übermäßig schüchtern sein und musst die Bedürfnisse von Menschen gut erkennen können.
- Auch eine selbstständige Arbeitsweise und ein gewisses Selbstbewusstsein ist in diesem Bereich wichtig, denn durch zu viel Unsicherheit kann wertvolle Zeit verloren gehen. Wichtig ist jedoch gleichzeitig, dass man trotzdem nachfragt, wenn man sich bei etwas nicht sicher ist – denn auch Fehler können Leben gefährden.
Darüber solltest du körperlich fit sein, um schnell genug reagieren zu können, wenn dies vonnöten ist.
Was darf ein Rettungssanitäter nicht?
Angehörige des Berufs, der sich früher noch „Rettungsassistent“ nannte, dürfen den Patienten keine Medikamente verabreichen (mit wenigen Ausnahmen). Dies ist aber erst seit 2012 der Fall, was nicht alle Mediziner gut finden, da beispielsweise ein Medikament gegen einen offensichtlichen Krampfanfall Leben retten könnte.
Seit Juli 2022 dürfen sie jedoch bestimmte, festgelegte Schmerzmittel wieder verabreichen. Generell bewegen sich Rettungssanitäter in der Berufspraxis oftmals auf einem schmalen Grat: Sie sind dafür verantwortlich, Leben zu retten, dürfen jedoch nur in sehr eingeschränktem Maß medizinisch tätig werden, da sonst sogar unter Umständen strafrechtliche Konsequenzen drohen können.
Karriere im Rettungsdienst: Wie viel verdiene ich in diesem Beruf?
Im ersten Lehrjahr verdienst du 1.170 € im Monat, im zweiten 1.230 €, im letzten 1.330 €. Zusätzlich wird dir je nach Arbeitgeber auch eine Lehrmittelpauschale bezahlt.
Wenn du in den Beruf einsteigst, wird dein Durchschnittsgehalt bei ca. 1.900 € bis 2.900 € brutto im Monat liegen.
Mit der Berufspraxis steigt auch dein Gehalt. Mit um die 2.500 € bis 3.500 € kannst du mit etwas mehr Berufserfahrung rechnen. Absolvierst du die Ausbildung rein schulisch, erhältst du dafür keine Bezahlung.
Wie kann ich Schwächen in den Griff bekommen?
Jeder Tag im Einsatz ist wie eine Prüfung, die du absolvieren musst – deshalb muss alles, was du gelernt hast, sitzen. Wer den Beruf des Rettungssanitäters gern ergreifen möchte, doch unter einer Schwäche leidet wie etwa Angst, in den wichtigsten Momenten Fehler zu machen oder nicht gut Autofahren zu können, sollte vor Beginn der Ausbildung gezielt dagegen angehen – mit Kursen oder in schlimmen Fällen mit einer Therapie.
Folgende Probleme sind denkbar:
- Das Martinshorn ist zu laut für die Ohren oder zu stressig für deine Nerven?
- Das Wochenende willst du lieber gemütlich verbringen, und Schichtarbeit ist nicht so dein Ding?
- Du kannst kein Blut sehen – zumindest nicht so oft?
- Dir ist alles zu chaotisch, und du würdest dir lieber ein Leben mit vielen Routinen wünschen?
Wenn du eine oder mehrere dieser Fragen mit „ja“ beantwortet hast, solltest du dir vielleicht noch einmal gut überlegen, ob der Beruf des Rettungssanitäters wirklich das Richtige für dich ist.
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Was sind die Voraussetzungen, um mit der Ausbildung loslegen zu können?
- Anders als bei anderen Berufsausbildungen verlangen Ausbilder für den Beruf des Rettungssanitäters fast immer ein Mindestalter von 18 Jahren.
- Dass du dich gesundheitlich für diesen Beruf eignest, musst du anhand eines ärztlichen Nachweises belegen.
- Der Abschluss einer Mittelschule wird für diese Ausbildung vorausgesetzt, doch das Voraussetzen des Realschulabschlusses ist auch nicht selten.
- Außerdem darf dein Führungszeugnis keine Eintragungen haben.
- Du solltest idealerweise einen Führerschein besitzen. Klasse B wird gern gesehen, ist jedoch nicht Pflicht. Je nachdem, was sich der Arbeitgeber vorstellt, kann auch die Bereitschaft vorausgesetzt werden, die Fahrerlaubnis C1 zu erwerben.
- Der letzte von dir absolvierte Erste-Hilfe-Kurs darf in der Regel nicht länger als 12 Monate zurückliegen.
Die konkreten Ausbildungsinhalte
Für die Ausbildung im Rettungsdienst existiert kein Bundesgesetz. Einheitlich ist jedoch, dass sie 520 Stunden umfasst.
Theorieteil
In 160 Stunden wird Theorie vermittelt: Du lernst Grundlagen zu medizinischen Fächern wie Anatomie und Physiologie.
Wichtige Fragen, die in der Ausbildung zum Rettungssanitäter behandelt werden, sind:
- Welche Mittel werden in der Notfallmedizin angewandt?
- Was muss man als Sanitäter über die Fächer Innere Medizin, Chirurgie, Neurologie, Psychiatrie, Pädiatrie etc. wissen?
- Wie ist der Rettungsdienst strukturiert?
- Welche rechtlichen und technischen Inhalte sind wichtig?
- Und welche Tricks der Notfalltechniken muss man in jedem Fall draufhaben?
Praktische Inhalte – über das Praktikum
160 Stunden lang absolvierst du ein klinisches Praktikum, in dem du alles über Anästhesie, Intensivstation und Notfallambulanz lernst. Außerdem machst du ein 160-stündiges Rettungswachen-Praktikum – und daraufhin folgt schon der Abschlusslehrgang.
Nach dem Abschlusslehrgang, der 40 Stunden umfasst, beendigst du die Ausbildung mit einer Prüfung, welche sich aus schriftlichen, mündlichen und praktischen Teilen zusammensetzt.
Fazit
Wie es in einem Rettungswagen aussieht und ob du bestimmte Schwächen besitzt, die für dich ein Ausschlussgrund für den Job sind, findest du am besten noch vor Antritt der Ausbildung heraus. Am besten unterhältst du dich zusätzlich mit Personen, die den Beruf schon lange ausüben oder lässt dich individuell beraten – auch wenn du dich aufgrund konkreter Dinge sorgst wie der theoretischen Ausbildung. Wenn du dir dann sicher bist, dass der Bereich etwas für dich ist, kannst du dich bei Arbeitgebern bzw. Ausbildern wie dem Arbeiter-Samariter-Bund oder dem DRK (Deutsches Rotes Kreuz) bewerben.
Quellen:
fuu-medicampus.de, sueddeutsche.de, sana.de, azubiyo.de
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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.
Joana hat Germanistische Linguistik und Musikwissenschaft an der LMU studiert und ist als externe Redakteurin für careeasy – Dein Karriere-Magazin von stellenanzeigen.de tätig.