Die Zeiten sind vorbei, in denen du für jeden Auftrag dankbar warst und vielleicht auch sehr viel Zeit für die Akquise neuer Kunden aufgewendet hast? Statt blind vor sich hinzuarbeiten und plötzlich feststellen zu müssen, dass man mit der eigenen Selbstständigkeit unzufrieden ist, gilt es, Prioritäten zu setzen. Gehe in dich und frage dich, wie du die folgenden Tipps am besten auf deine eigene Situation anwenden kannst.

Klar eingegrenztes Dienstleistungsportfolio

Da dein Kunde gute Erfahrungen mit deinem Service gemacht hat, fragt er plötzlich ganz neue Dienstleistungen an, in die du dich aber erst einmal einarbeiten müsstest? Klar können einzelne Kundenwünsche tolle Denkanstöße geben, da du auf Services aufmerksam wirst, die in deinem Portfolio fehlen.

Möglicherweise hast du dein Angebot jedoch bereits auf deiner Website eingeschränkt mit dem Hintergrund, dass man schließlich nicht in allen Bereichen ein Experte sein kann. Wenn du Angst hast, bei der Bearbeitung eines neuartigen Auftrags zu viele Fehler zu machen, die letztendlich dem Image deiner Firma schaden, kannst du solche Aufträge einfach mit einer solchen Begründung ablehnen:

Nein, auf unserer Website steht ja, dass wir nur X, Y und Z anbieten. Wir sind auf dem von Ihnen gewünschten Gebiet keine Experten.


Aufträgen von Stammkunden den Vorzug geben

Natürlich gibt es Dienstleister, die es mit viel Laufkundschaft zu tun haben. Erteilt man einigen dieser Menschen oder Unternehmen eine freundlich formulierte Absage, wird sich dies nicht gleich herumsprechen, sodass man kein Risiko eingeht, als „streikender Betrieb“ wahrgenommen zu werden. Anders sieht die Sache aus, wenn sich größere Auftraggeber bei dir melden, die dich regelmäßig konsultieren. In diesem Fall solltest du diese entweder frühzeitig auf deinen anstehenden Urlaub hinweisen oder den einen oder anderen Auftrag bearbeiten, auch wenn du gerade lieber ins Kino gehen würdest.

Doch höre auf deine innere Stimme: Wenn du partout keinen Spaß an der Bearbeitung der Aufträge eines bestimmten Großkunden hast und auch ohne diesen Auftraggeber finanziell überleben kannst, so denke darüber nach, dem jeweiligen Unternehmen oder Privatkunden mit viel Fingerspitzengefühl beizubringen, dass du nicht der optimale Dienstleister für ihn bist. Eine Beispielformulierung:

Ich möchte meine beruflichen Schwerpunkte gern anders gestalten, weshalb ich mich für die lange Zusammenarbeit bedanke und Ihnen alles Gute wünsche.


Nein sagen und Kunden trotzdem in guter Erinnerung bleiben

Du weißt gar nicht mehr, woher du die Zeit für die Bearbeitung deiner Aufträge nehmen sollst, und deine Mitarbeiter oder Freelancer sind ausgelastet oder wollen sich auch einmal einen Urlaub gönnen? Am besten rüstest du dich für solche Situationen, indem du faire Kooperationen mit anderen Dienstleistern eingehst. Wichtig ist in jedem Fall, dass du von der Qualität der Dienstleistungen dieser Konkurrenzfirma absolut überzeugt bist. Vielleicht könnt ihr euch dann ja untereinander gut vertreten.

Wenn du gerade im Urlaub bist, kannst du für deine Business-E-Mail-Adresse eine automatisierte Antwort einrichten, in der es zum Beispiel heißt:

Unsere Firma befindet sich momentan im Betriebsurlaub. In dringenden Fällen können Sie sich mit Ihrem Anliegen gern an die Firma Z wenden.


Outsourcing

Du hast bisher immer alles alleine gemacht und möchtest auch keine Mitarbeiter einstellen? Wenn dir jedoch irgendwann die Puste ausgeht, gilt es, sich nach Personen umzusehen, die die einzelnen Aufträge ebenso gut bearbeiten können wie du. Je nachdem, in welchem Bereich du tätig bist, gibt es unterschiedliche Internetplattformen oder auch Foren, in denen man im Handumdrehen passende Freelancer findet. Natürlich kannst du auch den klassischen Weg gehen und eine Stellenanzeige schalten.

Tipp: Damit du nicht die Katze im Sack kaufst, macht es Sinn, von einem Bewerber erst einmal eine Kostprobe anzufordern und bei Gefallen einen Test-Auftrag mit dem Freelancer abzuwickeln. Wenn du gern vermeiden willst, dass der Name deiner Firma plötzlich mit mieser Produktqualität verbunden wird, solltest du die Aufträge, die von deinem freien Mitarbeiter bearbeitet werden, anfangs sehr genau kontrollieren. Das Ziel ist ein absolutes Vertrauensverhältnis, sodass du dich einfach nur entspannt zurücklehnen und das fertige Werk an den Kunden weiterleiten kannst.

Du findest keine Person, die dich vertreten könnte? Dann arbeite einen Mitarbeiter gründlich in deinen Tätigkeitsbereich ein!


Erhöhung der Preise

Am Anfang einer Selbstständigkeit – und gern auch in späteren Jahren – führt man Konkurrenzanalysen durch, um wettbewerbsfähige Preise bieten zu können. Getreu dem Motto „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“ ist so mancher Selbstständige um jeden Kleinkunden froh, der sich über spottgünstige Preise freut. Allerdings macht dir die Arbeit angesichts solcher Konditionen irgendwann keinen Spaß mehr, und Mängelrügen haben ihr Übriges dafür getan, dass du nun weniger Freude an deiner Tätigkeit hast? Wenn du die Preise erhöhst und deinen Service als etwas Exklusives verkaufst, kannst du dich jedem Auftrag mit voller Hingabe widmen und sicherstellen, dass es in deiner Selbstständigkeit keine vergeblichen Liebesmühen mehr gibt (kombiniere diesen Tipp am besten mit dem nachfolgenden Ratschlag, um „unfreiwillige Ehrenämter“ zu vermeiden).

Faustregel: Lieber hohe Qualitätsideale verfolgen und dafür entsprechend höhere Preise verlangen, als sich früher oder später über negative Bewertungen im Internet ärgern zu müssen!

Bei den Preisanpassung ist viel Fingerspitzengefühl erforderlich. Wenn du merkst, dass die Aufträge komplett ausbleiben, nachdem du die Änderungen auf deiner Website vorgenommen hast, kannst du den Preis ja nachträglich noch einmal korrigieren.


Ausgefeilte AGB

Du hast in der Vergangenheit bereits negative Erfahrungen mit Kunden gemacht, die an der Dienstleistung irgendwelche Mängel gefunden haben und dich daraufhin – möglicherweise auch unter Androhung eines Rechtsstreits – überhaupt nicht bezahlt haben? Gegen solche Fälle hilft beispielsweise eine Klausel in den AGB, die besagt, dass keine absolute Fehlerfreiheit garantiert wird. Eine weitere Klausel, in der geregelt ist, dass der Kunde die Dienstleistung oder Ware nach einer bestimmten Frist akzeptiert, ist ein zweites Mittel gegen streitlustige Personen, die alles gratis haben wollen. Wichtig ist bei einem solchen Vorgehen, dass der Kunde auf die AGB hingewiesen wird und diese vor Auftragsbearbeitung akzeptieren muss.

In jedem Fall macht es Sinn, die überarbeiteten AGB von einem spezialisierten Rechtsanwalt prüfen zu lassen.


Zweites berufliches Standbein

Besonders wählerisch in Sachen Auftragsannahme kannst du sein, wenn du über ein gesichertes Einkommen verfügst, beispielsweise aus einer Festanstellung oder aus einem Gewerbe. Der Vorteil für dich liegt auf der Hand: Während du vorher aus finanziellen Gründen auch solche Aufträge angenommen hast, die dich überhaupt nicht interessiert haben, kannst du anhand der Strategie des zweiten Standbeins nicht nur mehr Spaß an deiner Arbeit haben, sondern dir zudem möglicherweise auch den Ruf eines Experten für bestimmte Gebiete erarbeiten.


Kunden selbst zu einem „Nein“ bewegen

Ein neuer Kunde kommt mit einem Anliegen auf dich zu, das dich auf Anhieb langweilt? Möglicherweise befürchtest du zudem, dass der Kunde mit deiner Arbeitsleistung ohnehin nicht zufrieden wäre, da er die Einhaltung spezieller Standards verlangt, mit denen du nicht vertraut bist? Dann kannst du ihm einen sehr hohen Preis vorschlagen, sodass er, wenn er rational handelt, „nein“ sagen müsste. Willigt er dennoch ein, hast du mit der Höhe des Preises auch den Fall abgedeckt, dass du sehr viel Zeit in die Arbeit stecken musst.


Ausreden

Ein Auftraggeber ist besonders aufdringlich, ruft dich bereits vor der Beauftragung mehrmals an und will unbedingt deine Meinung zu dem einen oder anderen Thema wissen, jammert dir vielleicht auch von deinen Vorgängern vor? Möglicherweise ist dir ein Kunde auch aus anderen Gründen unsympathisch, beispielsweise, da er in einem Gebiet tätig ist, mit dem du dich absolut nicht identifizieren kannst? Du musst nicht immer ehrlich sein. Denke aber daran, welche Aussagen der entrüstete Auftraggeber auf einer Internetplattform gegen dich verwenden könnte. Findet sich etwa auf Trustpilot ein 1-Sterne-Eintrag mit dem Kommentar „Hat meinen Auftrag abgelehnt, da ich ihm nicht sympathisch war“, so könnte das andere Kunden verunsichern. Lasse dir aus diesem Grund besser eine Ausrede einfallen wie „Bei meinen Mitarbeitern ist der Krankenstand momentan recht hoch“ oder „Meine Kapazitäten erlauben es nicht.“

Arbeit oder Freizeit
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Vorbeugen eines Burnouts, Pflegen sozialer Kontakte und Expertenstatus

In den ersten Jahren einer Selbstständigkeit arbeitet man möglicherweise gern auch noch in den späten Abendstunden, da man den Wunsch hat, sich etwas aufzubauen. Bei so manchem Selbstständigen wächst jedoch mit der Zeit der Wunsch nach mehrwöchigen Pausen oder schlicht mehr Freizeit im Alltag. Auch kann sich die Frage nach beruflicher Selbstverwirklichung stellen. Kannst du gleichzeitig dir selbst treu sein und alle Aufträge von A-Z bearbeiten?

Wenn solche Gedanken bei dir aufkommen, solltest du deine Bedürfnisse ernst nehmen und unsere oben genannten Tipps auf Tauglichkeit für dein eigenes Business hin überprüfen. So beugst du Burnout vor und machst dich gleichzeitig in deinem sozialen Umfeld beliebt: Es ist doch schön, wenn du am Ausflug mit deiner Tochter teilnehmen kannst oder deinen ehemaligen Kommilitonen endlich einmal in Stuttgart besuchst, anstatt nonstop zu schuften!

Außerdem kann dir das Setzen von Prioritäten bei deiner beruflichen Karriere helfen. Wenn aus deinen Referenzen ersichtlich ist, dass du bei der Auftragsannahme keine großen Ansprüche stellst, sodass sich ein namhaftes Unternehmen möglicherweise für deine Beauftragung rechtfertigen müsste, wirst du es sehr schwer haben, dir in einem bestimmten Bereich den Status eines erstklassigen Dienstleisters erarbeiten zu können.

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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.