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Berufspraktisches Jahr sinnvoll für Arbeitgeber und Jugendliche

06.06.2003

Möglingen - Zuschneiden, leimen, dübeln - all das geht Eugen Schneider nach einem Jahr Praktikum bei der Schreinerei Rau in Möglingen (Kreis Ludwigsburg) leicht von der Hand. Der 18-Jährige beherrscht damit das, was Auszubildende am Ende des zweiten Lehrjahres können müssen. Dass Schneider nicht wie viele andere für den Herbst einen Ausbildungsplatz suchen muss, sondern schon fündig ist, hat er dem Berufspraktischen Jahr (BPJ) zu verdanken.

Dieses bundesweit einmalige Angebot hatte es dem Aussiedler ermöglicht, als Praktikant in seinen Traumberuf hineinzuschnuppern. Schon als Kind hat Schneider in seiner sibirischen Heimat Löffel und Spielsachen aus Holz geschnitzt. Neben der praktischen Tätigkeit in der kleinen Firma belegt der junge Mann mit Realschulabschluss einmal in der Woche Kurse in Deutsch, Mathematik und EDV. Auch die Team- und die Kritikfähigkeit werden in den maximal 23-köpfigen Klassen geschult. «Probleme mit Chefs oder Kollegen gehören auch zu den Themen, die die Jugendliche beschäftigen», sagt Andrea Laible, Kursleiterin von Eugen Schneider. Deshalb gehören Diskussionen zum Seminartag. Noten gibt es nicht.

Im vergangenen Jahr durchliefen 1800 von den Arbeitsämtern vermittelte Teilnehmer zwischen 16 und 24 Jahren das BPJ. Von ihnen wurden 77 Prozent vermittelt, davon 60 Prozent in Ausbildung, der Rest in Arbeit und weiterführende Bildungsmaßnahmen. Besonders gefragt ist das BPJ bei jungen Frauen (57 Prozent) und wegen der angebotenen Sprachkurse bei Aussiedlern (22 Prozent). Der derzeitige Engpass auf dem Ausbildungsmarkt schlägt sich in einem verstärkten Andrang auf das BPJ nieder. Im Jahr 2002 gab es eine ungewöhnlich frühe Warteliste für die 69 Plätze in Ludwigsburg, berichtet Laible. «Unser Ziel ist es, die jungen Menschen in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln», erläutert die Diplompädagogin.

Bei Schneider hat das geklappt. Schreinermeister Thomas Rau ist «superzufrieden» mit dem stillen Jugendlichen. «Bei so einem Praktikum kann man vor Abschluss eines Ausbildungsverhältnisses zum Beispiel sehen, ob jemand mal freiwillig den Besen in die Hand nimmt», meint der Schwabe. Aus den Zeugnissen könne er kaum den Einsatz des potenziellen Handwerkernachwuchses ablesen. Die Kündigungsquote bei den Auszubildenden, die zuvor das BPJ durchlaufen haben, ist weit geringer als bei normalen Lehrlingen. «Die Unternehmer kaufen bei unseren Absolventen eben nicht die Katze im Sack», sagt Laible.

Weiterer Vorteil für Rau: Während die Auszubildenden im Handwerk im ersten Lehrjahr vor allem die Schulbank drücken, geht ihm Schneider den Großteil der Woche zur Hand. Geld kostet ihn der fleißige Helfer auch nicht - das Arbeitsamt zahlt die Praktikumsvergütung von 200 bis 250 Euro im Monat.

Doch auch das BPJ bleibt vom Rotstift nicht verschont: Die Arbeitsverwaltung hat zum Herbst die Zahl der Kurse landesweit von 58 auf 48 heruntergefahren. «Ich finde es schwierig, wenn im Jugendlichenbereich gestrichen wird, weil gerade sie eine Perspektive brauchen», meint Laible. Neben den Arbeitsämtern tragen das Sozialministerium und der Arbeitgeberverband Südwestmetall zur Finanzierung bei. Allein das Land schießt in diesem Jahr 1,1 Millionen Euro zu. Ein Sprecher des Sozialministeriums: «Wir halten die Maßnahme für sehr wichtig, weil junge Menschen mit vager persönlicher Zielsetzung an die Hand genommen werden und dadurch die Jugendarbeitslosigkeit nachhaltig bekämpft wird.» Und dies ist im Südwesten nötiger denn je: Im Mai waren 20,3 Prozent mehr junge Menschen im Südwesten ohne Arbeit als im Vorjahresmonat.

Schneider kann das BPJ wärmstens empfehlen. «Da hat man einfach bessere Chancen auf einen Ausbildungsplatz», ist er überzeugt. Seine Schwester habe bereits 15 Bewerbungen für eine Lehrstelle abgeschickt - bislang alle umsonst.

(Internet: Berufsverband Berufliche Qualifikation: bbq-zukunftskurs.de)


Quelle: www.arbeit-und-arbeitsrecht.de

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