Henry Ford: Produktionsgenie und Mann der Gegensätze
10.06.2003
Dearborn - Henry Ford, der Gründer der Ford Motor Company, war ein Produktionsgenie. Er ermöglichte mit der Einführung des Fließbandes, Massenproduktionsmethoden und mit seinem preisgünstigen «Model T» Millionen Amerikanern und zahllosen Menschen in anderen Ländern den ersten Autokauf. «Ich will ein Auto für die breite Masse. Es wird so preisgünstig sein, dass es keinen Mann geben wird, der es sich nicht leisten kann,» kündigte er an. Bis 1927 wurden insgesamt mehr als 15 Millionen Model-T-Autos produziert. Der Preis fiel zwischen 1908 und 1927 von 850 Dollar auf 260 Dollar.
Ford verdoppelte 1914 die Löhne seiner Arbeiter auf fünf Dollar pro Tag gegenüber 2,34 Dollar und reduzierte gleichzeitig die tägliche Arbeitszeit von neun auf acht Stunden. Andere Unternehmen folgten dem Beispiel nach anfänglichem Widerstand.
Ford produzierte zeitweise global die Hälfte aller Autos. Er hatte 1913 das erste Fließband in seiner Autofabrik in Highland Park eingeführt und damit die Produktionszeit je Auto und die Produktionskosten drastisch reduziert.
Ford wurde 1863 auf einer Farm in der Nähe von Dearborn (Michigan) geboren. Der begeisterte Tüftler ging mit 16 Jahren nach Detroit und baute 1893 sein erstes Auto. Am 16. Juni 1903 gründete er mit elf anderen Investoren und 28.000 Dollar Anfangskapital in einer alten umgebauten Waggon-Fabrik in Detroit die Ford Motor Company.
Das preiswerte, einfache und äußerst stabile Model T brachte 1908 den großen Durchbruch. Ford hatte inzwischen seinen Anteil an der Firma auf 58,5 Prozent ausgebaut. 1919 kaufte er die restlichen Aktionäre aus. 1918 begann Ford mit dem Bau der riesigen Rouge-Autofabrik in der Nähe von Detroit.
Seinen einzigen Sohn Edsel Ford machte er 1919 zum Präsidenten des Familienunternehmens. Er ließ ihn jedoch nie richtig zum Zug kommen, sondern dominierte das Geschäft bis Edsel im Jahr 1943 im Alter von 49 Jahren starb und er selbst wieder auch formell das Steuer übernahm.
Henry Ford war ein Mann der Gegensätze. Sein Ruf litt durch seine pazifistischen Ansichten im Ersten Weltkrieg und seine anti-semitische Haltung enorm. Er hielt nichts von der Wall Street, Buchhaltern und Gewerkschaften. Er ließ seine eigenen Arbeiter durch Werksspione bespitzeln und versuchte, die Gewerkschaften durch brutale Schläger vom Unternehmen fernzuhalten.
Ford hielt auch viel zu lange an dem Model T als einzigem Automodell fest. Erst 1927 kam er mit dem Nachfolger heraus, dem Model A. General Motors und Chrysler boten den Käufern jedoch inzwischen immer mehr Modelle an. Deshalb wurde Ford schließlich auf den dritten Platz unter den weltgrößten Autokonzernen verdrängt. Das Unternehmen konnte erst später wieder auf den zweiten Platz vorrücken.
1942 beendete Ford für die Dauer des Krieges die zivile Autoproduktion und stellte voll auf Rüstung um. Henry Ford starb am siebten April 1947 im Alter von 83 Jahren in Dearborn. Fords Enkel Henry Ford II. wurde 1945 Ford-Präsident. 2001 übernahm Urenkel Bill Ford die Konzernführung.
Quelle: www.arbeit-und-arbeitsrecht.de