Jahresarbeitszeit: Wie wird sie berechnet?
Besonders in Branchen, die starken saisonalen Schwankungen unterliegen, hat sich der Begriff der Jahresarbeitszeit durchgesetzt. Doch auch in Personalabteilungen und bei Experten rund um die Personalplanung ist die Jahresarbeitszeit ein wichtiger Begriff. ⏲️
Welche Vorteile hat dieses Arbeitszeitmodell und wie wird die Jahresarbeitszeit berechnet? Lesen Sie jetzt mehr! ⬇️
Definition: Was versteht man unter Jahresarbeitszeit?
Die Jahresarbeitszeit ist ein Arbeitszeitmodell, bei dem die wöchentliche oder monatliche Arbeitszeit nicht fest vereinbart ist, sondern über einen längeren Zeitraum, in der Regel ein Jahr, betrachtet wird. Bei diesem Modell kann die Arbeitszeit schwanken, solange am Ende des Jahres die vereinbarte Gesamtarbeitszeit erreicht wird. 📆🕒
Die Arbeitnehmer können in Zeiten hoher Auslastung mehr und in ruhigeren Zeiten weniger arbeiten, solange im Jahresdurchschnitt die vereinbarte Arbeitszeit nicht überschritten wird. Dies ermöglicht eine flexiblere Arbeitszeitgestaltung, die besser an saisonale Schwankungen oder betriebliche Erfordernisse angepasst werden kann.
Die Jahresarbeitszeit wird häufig in Tarifverträgen oder Betriebsvereinbarungen geregelt und erfordert eine genaue Planung und Abstimmung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, damit die Interessen beider Seiten gewahrt bleiben.
Was sind die Vorgaben aus dem Arbeitszeitgesetz?
Das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) regelt die Arbeitszeit der Arbeitnehmer und enthält Vorschriften zum Schutz der Arbeitnehmer hinsichtlich ihrer Arbeitszeit. ⚖️
Im Folgenden werden einige der wichtigsten Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes im Überblick dargestellt:
Höchstarbeitszeit
- Die regelmäßige Arbeitszeit darf 8 Stunden pro Tag nicht überschreiten.
- Die tägliche Arbeitszeit kann auf bis zu 10 Stunden verlängert werden, wenn innerhalb von sechs Kalendermonaten oder 24 Wochen im Durchschnitt acht Stunden pro Tag nicht überschritten werden. ⏳
Pausenregelung
- Nach einer Arbeitszeit von mehr als sechs Stunden ist eine Ruhepause von mindestens 30 Minuten zu gewähren.
- Bei einer Arbeitszeit von mehr als neun Stunden sind Pausen von insgesamt 45 Minuten zu gewähren.
Ruhezeiten
- Zwischen zwei Arbeitstagen muss eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens 11 Stunden liegen.
- In Ausnahmefällen kann die Ruhezeit auf neun Stunden verkürzt werden, jedoch muss die Ausgleichszeit dann auf 12 Stunden erhöht werden. 😴
Sonntagsruhe
- Grundsätzlich ist die Sonntagsruhe geschützt. Arbeitnehmer dürfen an Sonn- und Feiertagen grundsätzlich nicht beschäftigt werden. Für bestimmte Branchen und Tätigkeiten gibt es jedoch Ausnahmen.
Überstunden
- Überstunden sind grundsätzlich auf das notwendige Maß zu beschränken.
- Die Arbeitnehmer haben Anspruch auf einen angemessenen Ausgleich für geleistete Überstunden in Form von Freizeit oder Zuschlägen.
Jugendarbeitsschutz
- Für Jugendliche gelten besondere Regelungen, wie z. B. eine kürzere Höchstarbeitszeit, längere Ruhepausen und ein generelles Verbot von Nachtarbeit.
Es ist wichtig zu beachten, dass für bestimmte Branchen und Tätigkeiten besondere Regelungen gelten können.
Das Arbeitszeitgesetz hat den Zweck, die Sicherheit und den Schutz der Arbeitnehmer zu gewährleisten. Jeder Arbeitgeber in Deutschland ist verpflichtet, sich an die Bestimmungen des ArbZG zu halten. Bei Verstößen können Bußgelder bis zu 30.000 Euro oder sogar Freiheitsstrafen verhängt werden. 💸
Praktische Vor- und Nachteile der Jahresarbeitszeit
Sie wissen zu Beginn des Jahres noch nicht genau, wie hoch der Personalbedarf im Laufe des Geschäftsjahres tatsächlich sein wird? Dann haben Sie mit der Jahresarbeitszeitberechnung ein Instrument zur Hand, das Ihnen die nötige Flexibilität bei der Personalplanung gibt.
Wenn Sie die Jahresarbeitszeit für eine bestimmte Stelle oder Aufgabe berechnet und mit Ihren Mitarbeiter vereinbart haben, können Sie flexibel auf Veränderungen reagieren.
Sie können die tägliche und/oder wöchentliche Arbeitszeit im Rahmen der vereinbarten Jahresarbeitszeit jederzeit anpassen. Denn auch Mehr- oder Minderarbeit wird in einem Arbeitszeitkonto dokumentiert. 📝
Folgende praktische Vorteile liefert die Vereinbarung einer Jahresarbeitszeit:
- flexible Personaleinsatzplanung nach Bedarf, auch hinsichtlich der Urlaubswünsche
- langfristige und transparente Vereinbarungen
- wenig Aufwand für die Buchhaltung
- Überstunden müssen nicht permanent neu ausgehandelt werden und werden geregelt abgebaut
- die Mitarbeiter haben ein regelmäßiges Monatseinkommen
- Überstundenabbau in umsatzschwachen Zeiten möglich
Nachteile der Festlegung einer Jahresarbeitszeit:
- jährlich neue Berechnung (Feiertage) und neue Aushandlung nötig
- bedingte Flexibilität: Ungeplante Überstunden können trotzdem anfallen
- bei starken Schwankungen Unsicherheit, ob Jahresarbeitszeit ausgereizt werden kann
- immer wieder Feinabstimmung nötig
- regelmäßige Überprüfung des Modells nötig
Wirtschaftliche Bedeutung der Jahresarbeitszeit
Die langfristige, sachgerechte, wirtschaftliche und sparsame Ermittlung des Personalbedarfs ist ein wesentlicher Bestandteil einer soliden Personalplanung.
Nach dem Prinzip der Nutzenmaximierung soll das Personal so eingesetzt und gesteuert werden, dass mit einem Minimum an Ressourcen ein Maximum an Nutzen erzielt wird.
Die eingesetzten Ressourcen sind dabei das Personal in seiner Anzahl und Qualifikation, die eingesetzten Arbeitsmittel sowie die für die Aufgabenerledigung eingeplante Zeit.
Nur wenn gut ausgebildetes Personal für die Erledigung aller Aufgaben innerhalb einer Organisationsstruktur angemessen eingesetzt wird, kann wirtschaftliches Handeln gewährleistet werden.
Personalplanung und Personalbedarfsermittlung sind auf bestimmte Daten und Werte angewiesen, die innerhalb einer Organisation erhoben, rückgemeldet und schließlich für Personaleinsatzentscheidungen genutzt werden. Eine dieser wesentlichen benötigten Größen ist die Jahresarbeitszeit eines Normalarbeitnehmers.
Sie erfahren nun, wie Sie die Jahresarbeitszeit korrekt berechnen. 🧮
Wir gehen zunächst auf einige Begriffe ein, über die Sie im Zusammenhang mit der Jahresarbeitszeit immer wieder stolpern werden, zeigen einige Vor- und Nachteile dieser Berechnung auf und stellen schließlich ein konkretes Berechnungsschema vor.
Wichtige Begriffe rund um die Jahresarbeitszeit
Die Normalkraft oder Normalarbeitskraft und die Jahresarbeitsminuten
Sie wollen nun den Personalbedarf für eine Aufgabe berechnen. Dazu gehen Sie zunächst von der so genannten „Normalkraft“ oder „Normalarbeitskraft“ aus und verwenden die Jahresarbeitszeit einer solchen Kraft für Ihre Berechnung.
Die Jahresarbeitszeit einer Normalkraft ist die Zeit innerhalb eines Arbeitsjahres, die einem durchschnittlichen Vollzeitbeschäftigten normalerweise für die Ausübung seiner beruflichen Tätigkeit und der damit verbundenen Aufgaben zur Verfügung steht. 🤝
Diese Jahresarbeitszeit kann auf verschiedene Weise angegeben werden. Meist wird sie in Minuten pro Jahr angegeben, also als Jahresarbeitsminuten. Es ist aber auch möglich, sie als Jahresarbeitsstunden anzugeben.
Dabei wird die Wochenarbeitszeit, also die wöchentlichen Arbeitsstunden, durch die Wochenarbeitstage geteilt und anschließend in Minuten umgerechnet, um die Jahresarbeitsminuten zu erhalten.
Wenn Sie das Ergebnis mit der Zahl der Nettoarbeitstage eines Arbeitsjahres multiplizieren, dann erhalten Sie die Jahresarbeitszeit einer Normalkraft (in Minuten).
Die Jahresnettoarbeitstage
Zur Ermittlung der jährlichen Nettoarbeitstage gehen Sie zunächst von 365 Tagen im Jahr aus. Davon sind die Tage abzuziehen, an denen in der Regel nicht gearbeitet wird, also z. B. Samstage, Sonntage, gesetzliche Feiertage und Abwesenheitstage (z. B. Krankheit und Urlaub).
Das Bundesministerium der Finanzen veröffentlicht und aktualisiert regelmäßig ein für die Bundesverwaltung geltendes Schema, das die durchschnittliche Zahl der Feiertage im Bundesgebiet sowie der Urlaubs- und Ausfalltage angibt. Dieses Schema können Sie als Richtwert für Ihre Jahresarbeitszeitberechnung heranziehen.
Da es neben den bundeseinheitlichen gesetzlichen Feiertagen in den einzelnen Bundesländern zusätzliche oder abweichende Feiertage gibt, werden Werte für unterschiedliche Gebiete angegeben.
Darüber hinaus gibt es statistische Erhebungen über die durchschnittliche Anzahl der Ausfalltage für eine bestimmte Region. Sofern für Ihr Gebiet eigene statistische Kennwerte vorliegen, sollten Sie diese unbedingt für Ihre Berechnungen heranziehen.
Jahresnettoarbeitstage: Ausnahmen und Besonderheiten
In Ausnahmefällen, z. B. wenn keine anderen statistischen Werte herangezogen werden können, ist der Gesundheitsförderungsbericht der Bundesverwaltung zur Ermittlung der Ausfalltage heranzuziehen.
Weicht die geschätzte Zahl der Krankenstandstage deutlich vom Durchschnittswert des Gesundheitsförderungsberichts ab, sollte die geschätzte Zahl nochmals überprüft werden.
In jedem Fall sind diese Abweichungen nachvollziehbar zu dokumentieren.
Unterschiede zwischen Voll- und Teilzeitbeschäftigung
Je nach Teilzeitmodell ergibt sich eine sehr unterschiedliche Jahresarbeitszeit. Teilzeitbeschäftigte können täglich wenige Stunden, in bestimmten Blöcken mit hoher Stundenzahl oder an bestimmten Wochentagen mit entsprechender Stundenzahl arbeiten.
Je nachdem sind andere Jahresarbeitszeiten, eine andere Anzahl von Arbeits- und Urlaubstagen sowie eine andere Anzahl von Feiertagen und Ausfallzeiten zu berücksichtigen.
Sie können sich an folgenden Grundsätzen orientieren:
- „Halbtagsarbeit“: Normale Anzahl von Arbeitstagen pro Woche, reduzierte Wochen- und Jahresarbeitszeit, weniger Jahresarbeitsstunden und -minuten
- „Blockarbeit“ oder „X Tage pro Woche“: Veränderte Anzahl von Arbeitswochen und -tagen sowie Wochen- und Jahresarbeitsminuten, weniger Urlaubs- und Feiertage

Die Jahresarbeitszeit berechnen - So geht's
Im Folgenden stellen wir Ihnen nun die Vorgehensweise zur konkreten Berechnung der Jahresarbeitszeit vor.
1. Schritt: Jahresnettoarbeitstage berechnen
Kalendertage des Jahres – Samstage – Sonntage – Feiertage – Urlaubstage – Krankheitstage – Ausfalltage = Jahresnettoarbeitstage
Bsp.: 365 – 52 – 52 – 8 – 30 – 10 – 3 = 210 Jahresnettoarbeitstage
2. Schritt: Jahresarbeitsstunden berechnen
Jahresnettoarbeitstage x tägliche Arbeitsstunden = Jahresarbeitsstunden
Bsp.: 210 x 8 = 1.680 Jahresarbeitsstunden
3. Schritt: Jahresarbeitsminuten
Jahresarbeitsstunden x 60 Minuten = Jahresarbeitsminuten
Bsp.: 1.680 x 60 = 100.800 Jahresarbeitsminuten
Falls die täglichen Arbeitsstunden des Personals unklar sind, etwa weil die Beschäftigten im Rahmen von Teilzeitmodellen tätig sind, so kann die Berechnung auch ausgehend von den wöchentlichen Arbeitstagen und -stunden vorgenommen werden und so die durchschnittliche
Zahl an täglichen Arbeitsstunden bestimmt werden:
1. Schritt: Berechnung der (durchschnittlichen) täglichen Arbeitszeit
Wochenarbeitsstunden / Arbeitstage = tägliche Arbeitsstunden
Bsp.: 30 / 5 = 6 tägliche Arbeitsstunden durchschnittlich
2. Schritt: Tägliche Arbeitsminuten berechnen
tägliche Arbeitsstunden x 60 Minuten = tägliche Arbeitsminuten
Bsp.: 6 x 60 = 360 tägliche Arbeitsminuten
3. Schritt: Jahresnettoarbeitstage berechnen
4. Schritt: Jahresarbeitsminuten berechnen
tägliche Arbeitsminuten x Jahresnettoarbeitstage = Jahresarbeitsminuten
Bsp.: 360 x 210 = 75.600 Jahresarbeitsminuten
Fazit: Denken Sie an die Evaluation!
Wie Sie aus den vorangegangenen Abschnitten bereits erraten haben, handelt es sich bei der Berechnung der Jahresarbeitszeit um die Normalarbeitszeit oder Sollarbeitszeit, da Sie bestimmte Normwerte zur Berechnung heranziehen. Es wird also nicht berücksichtigt, wie viel das Personal tatsächlich arbeitet oder arbeiten wird.
Daher ist eine ständige Kontrolle der Arbeitszeitkonten und eine regelmäßige Bewertung und Feinjustierung des Modells erforderlich. Zu beachten ist jedoch, dass die vertraglich vereinbarte Jahresarbeitszeit unterjährig nicht mehr verändert werden kann.
Lediglich die Personaleinsatzplanung kann unterjährig angepasst werden. Wie jedes Modell der Personaleinsatzplanung hat auch dieses seine Vor- und Nachteile.
War der Leitfaden zur Berechnung der Jahresarbeitszeit für Sie hilfreich? Hinterlassen Sie uns einen Kommentar! 🖋️
Häufig gestellte Fragen zur Berechnung der Jahresarbeitszeit
Wie wird die Jahresarbeitszeit berechnet?
Die Jahresarbeitszeit wird durch die Summe der wöchentlichen Arbeitsstunden multipliziert mit der Anzahl der Arbeitswochen im Jahr berechnet. Dies ergibt die Gesamtarbeitszeit pro Jahr. Diese Stunden können flexibel auf die einzelnen Monate verteilt werden, um saisonale oder betriebliche Anforderungen zu berücksichtigen.
Was ist der Vorteil von Jahresarbeitszeit?
Der Vorteil der Jahresarbeitszeit liegt in ihrer Flexibilität. Unternehmen können die Arbeitszeitbedingungen langfristig planen und an betriebliche Anforderungen anpassen.
Das ermöglicht eine effiziente Personaleinsatzplanung, Berücksichtigung von Urlaubswünschen, geringeren bürokratischen Aufwand, vorab geregelte Überstunden, regelmäßiges Monatseinkommen für Mitarbeiter und die Möglichkeit, Überstunden gezielt in umsatzschwachen Zeiten abzubauen.
Was ist ein Jahresarbeitszeitmodell?
Ein Jahresarbeitszeitmodell ist eine flexible Arbeitszeitregelung, bei der die Arbeitszeit über das Jahr verteilt wird. Im Gegensatz zu festen Wochenarbeitszeitmodellen ermöglicht es eine Anpassung an saisonale Schwankungen und betriebliche Erfordernisse.
Die Mitarbeiter müssen eine im Voraus festgelegte Jahresstundenzahl erreichen, was eine flexible Verteilung auf die einzelnen Monate ermöglicht. Dies fördert einen effizienten Ressourceneinsatz und verbessert die Work-Life-Balance.
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