Ist Gig Economy die Zukunft der Arbeit?
Die Gig Economy bezeichnet einen noch recht neuen Teil auf dem Arbeitsmarkt. Dabei werden kleinere Aufträge für kurze Zeit an eine Vielzahl von unabhängigen freiberuflichen Mitarbeitern vergeben. Dies betrifft zum Beispiel Musiker, welche von einem bezahlten Gig zum nächsten laufen und sich beispielsweise als Deliveroo-Boten oder als Fahrer zwischen den Aufträgen üben.
Auf Internetseiten wie Taskrabbit oder Myhammer werden Putz- oder Handwerksarbeiten vermittelt. Auf Upwork und Twago können die Unternehmen einzelne Projekte oder Aufträge an Designer, Texter oder Übersetzer vermitteln, was ebenfalls in den Bereich der Gig Economy fällt.
In der Gig Economy ist jeder Mitarbeiter sein eigener Chef. Statt den Mitarbeiter direkt in einem Unternehmen zu beschäftigen, wird die Leistung einfach extern eingekauft. So machen dies vor allem Freelancer, Selbständige und Freiberufler. Diese Gruppen bieten eine bestimmte Dienstleistung oder ein Produkt an und der Kunde kauft diese danach ein. Was in diesem Sinne nach einer typischen Selbständigkeit mit einer Reihe an Freiheiten klingt, ist für die Anbieter der einzelnen Leistungen jedoch mit einem unsicheren Beschäftigungsverhältnis verbunden.
Plattformen zur Anwendung der Gig Economy
Bei den branchentypischen Plattformen haben die Gig Worker die Möglichkeit, sich anzumelden. Dies ist vor allem für die Anbieter verschiedener Dienstleistungen besonders praktisch, denn sowohl die Werbung und auch die Akquise entfallen dabei, da diese Plattformen gegen eine bestimmte Gebühr diese Vermittlungsarbeit übernehmen. Für die Kunden bietet sich wiederum eine separate Datenbank an, welche eine genaue Suche arrangiert.
Bereits seit mehreren Jahren steigt das Gig Working merklich an. Internationale und nationale Beispiele dafür sind Unterkünfte bei Airbnb, Lieferservice für Speisen bei Deliveroo oder Jobs als Programmierer, Designer oder Übersetzer bei Twago. Auch Angebote bei Fiverr in den Bereichen des Grafikdesigns oder Marketing und solche bei Myhammer gehören in den Bereich des Gig Workings.
Die Gig Economy enthält verschiedene typische Bestandteile. Eine Gig Worker stellt nicht nur die eigene Arbeitskraft, sondern zugleich die Infrastruktur zur Verfügung. Dies betrifft zum Beispiel Stromanlagen für E-Scooter, die in einem Transporter zur Verfügung gestellt werden. Eine solche Arbeit wird jedoch nicht von beliebigen Logistikunternehmen mit einem separaten Fuhrpark erledigt. Eher sind es meistens kleine Preneure, welche teils die Scooter zu Fuß absenden und mit eigener Kraft vor sich hertragen, um diese irgendwo aufzuladen.

Die Anwendung und die Merkmale der Gig Economy
Die Gig Economy bedient die Nachfrage und das Angebot nach flexiblen Arbeitsverhältnissen mit einem sehr niedrigen Grad der Bindung. Die Auftraggeber sparen so die Personalkosten und zugleich Sozialbeiträge, welche bei Anstellungen aus Abgaben für Arbeitslosen-, Renten- und Krankenversicherung bestehen würden.
Daher haben jedoch die Gig Worker keinerlei Ansprüche auf Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall oder bezahlten Urlaub. Diese sind für die Erfüllung der Aufträge selbst verantwortlich und werden in er Wirtschaft daher Solo-Selbstständige genannt, da diese zugleich keine anderen Mitarbeiter beschäftigen. Außer der eigenen Arbeitskraft stellen diese eigene Ressourcen wie Fahrräder, Fahrzeuge, Werkzeuge, PC und Telefon zur Verfügung.
Die Gig-Economy-Plattformen betrachten sich nur als Vermittler der Aufträge und nicht als eigenständiger Arbeitgeber. Hierbei entstehen allerdings immer mehr feste Arbeitsverhältnisse, bei welchen sich eine weisungsgebundene und abhängige Beschäftigung nicht mehr augenfällig von einer eigenorganisierten und selbstständigen Auftragsarbeit begrenzt.
Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Gig Worker, wie zum Beispiel Fahrradkuriere, fast ausschließlich für eine Vermittlungsplattform tätig sind und von dieser als Erwerbsquelle finanziell abhängig sind und bei der Arbeit überwacht, sanktioniert und kontrolliert werden.
Die Daten zur Streuung der Gig Economy gehen in der Wirtschaft recht weit auseinander. So erklärt eine Studie des Global Institutes McKinsey zum Beispiel von 20 Prozent der Bevölkerung, die sich in Europa und den USA mittlerweile außerhalb eines klassischen Angestelltenverhältnisses bewegen. Die Hälfte hiervon arbeitet hauptberuflich.
Dies müssen jedoch nicht unabwendbar Gig Worker sein, denn hierunter fällt zugleich der freiberufliche Grafikdesigner oder Programmierer, der mit dem festen Kundenkreis auf Dauer und direkt verhandelt. Jenen Anteil der eigentlichen Gig Economy, welche auf Onlineplattformen tätig ist, sehen sie erheblich geringer.
Experimentell ist die Wichtigkeit der Gig Economy erheblich kleiner als die Debatte. Es ist nicht leicht, an genaue Daten zu kommen, jedoch wird davon ausgegangen, dass vor allem in Amerika die Gig Economy lediglich 0,5 Prozent der Stellen ausmacht. In Deutschland sind dies erheblich weniger.
Die Betreiber solcher Plattformen erklären immer wieder, dass sie vor allem neuartige Nebentätigkeiten ermöglichen. Dies betrifft zum Beispiel den Familienvater, welcher sich über Uber ein wenig Geld dazuverdient, indem dieser im Berufsverkehr tätig ist, oder für den Rentner, welcher ein leeres Zimmer im eigenen Haus über Airbnb vermietet.
Zu einer Durchdringung am Markt, wie Uber diese besitzt, kann nicht nur mit Hobbyfahrern kooperiert werden. Dies erfolgt mit den eigentlichen Solo-Selbstständigen. Viele von diesen sind nicht hinreichend abgesichert und sorgen nicht für das Alter vor. Ein solches Problem aber war schon vorher vorhanden, dies hat nicht ausschließlich mit der Gig Economy etwas zu tun.
Die Vor- und Nachteile der Gig Economy
Das auffälligste Merkmal der Gig Economy ist die sehr hohe Flexibilität. Die Gig Worker können sich die Jobs selbst einteilen, entscheiden allein, welche Aufträge diese annehmen möchten oder nicht. Somit fällt der klassische Tagesablauf eines typischen Jobs weg.
Die Experten gehen von etwa zwei Millionen Gig Worker aus, die in Deutschland tätig sind, darunter vor allem Rentner und Studierende. Den aktuellen Umfragen zufolge sieht die Mehrheit der Arbeiter in dieser Tätigkeit eine Art Nebenjob. Jene Mitarbeiter, welche diesen in Vollzeit ausüben, arbeiten lediglich vorübergehend im Bereich der Gig Economy, meistens auch zur Überbrückung der bestehenden Arbeitslosigkeit.
Wer Arbeiten als Programmierer, Texter oder Übersetzungstätigkeiten annimmt, kann bequem und einfach von zu Hause aus arbeiten. Dies wird von den meisten Arbeitnehmern als bedeutender Bestandteil der Work-Life-Balance angesehen und Beruf und Familie lassen sich optimal vereinbaren.

Die meisten Jobs erfordern lediglich geringe Qualifikationen – zum Beispiel die Arbeit als Juicer, für welche es höchstens einen Führerschein wegen der Beförderung der Scooter braucht. Die Hürden für den Eintritt in den Arbeitsmarkt sind erheblich geringer als bei anderen Stellen. Dies eröffnet den Arbeitnehmern Möglichkeiten, welche sonst viele Schwierigkeiten hätten, eine Stelle zu bekommen.
So verschieden wie die Tätigkeiten sind, sind entsprechend auch die Auftraggeber. Die Mitarbeiter lernen unterschiedliche Auftraggeber kennen und sie bestimmen selbst, mit wem diese zusammenarbeiten möchten. Funktioniert die Verständigung sehr gut, steht einer regelmäßigen Zusammenarbeit in der Zukunft nichts mehr im Wege. So bedeutet Gig Economy im hohen Maße eigenständiges Arbeiten.
Die Gig Econonmy hat jedoch auch Nachteile. Eines davon ist die Unverbindlichkeit. Die großen Freiheiten bedeuten zugleich wenig Sicherheit. Das Arbeiten im Rahmen der Gig Economy kann mit Hire and Fire verglichen werden. Wenn die Dienste nicht mehr gebraucht werden, gibt es entsprechend keine Aufträge mehr. Die Vergabe der Aufträge über die einzelnen Plattformen lädt zum Gegenüberstellen ein.
Für den Auftraggeber ist es praktisch, denn dieser kann sich bei einer hohen Unzufriedenheit beim nächsten Mal einen anderen Anbieter heraussuchen und diesen ausprobieren. Aus Sicht des Anbieters bedeutet dies eine geringe Verlässlichkeit und somit eine schlechte Planbarkeit.
Die einzelnen Plattformen legen die Angebote der Dienstleister für die Interessenten offen, die sich auf diese Weise gegenseitig unterbieten, damit sie neue Aufträge bekommen. Dies führt manchmal zu echten Dumpinglöhnen, sodass in der Vergangenheit hier der Mindestlohn meistens unterschritten worden ist.
Offiziell gelten die Gig Worker als selbstständige Arbeiter. Dies bedeutet, dass diese wie Freiberufler und Freelancer den Arbeitgeberanteil bei ihren Sozialversicherungen allein übernehmen. Zudem müssen sie finanzielle Rücklagen für solche Zeiten bilden, in welche eine Flaute an Aufträgen herrscht. Dies ist jedoch schwierig, denn nicht alle Arbeiten werden gewinnbringend bezahlt.
So unabhängig und flexibel die Gig Worker sind, spätestens bei Aspekten wie Bezahlung und Arbeitsbedingungen wird ersichtlich, dass die Arbeitnehmer bei diesem Trend besonders einfach ersetzbar sind und ohne die Unterstützung von Gewerkschaften nur schwerlich etwas gegen solche Ungerechtigkeiten tun können.
Auch sollten sich die Mitarbeiter, welche eher auf die Finanzen angewiesen sind, nicht nur auf ein bestimmtes Konzept stützen. Zugleich müssen diese als Empfänger der Gig Jobs beachten, dass für bestimmte Fälle finanzielle Rücklagen vorhanden sind.
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- Kategorie: Allgemein
- 14. Juni 2021
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