Aufwärtstrend bei Ausbildungen: Fast die Hälfte der deutschen Jugendlichen strebt Ausbildung an
Viele Betriebe haben in den vergangenen Jahrzehnten von einem besorgniserregenden Trend berichtet. Immer mehr Jugendliche verlassen die Schule mit dem Abitur und entscheiden sich lieber für ein Studium und gegen eine klassische Berufsausbildung.
Dabei spricht man auch von dem Trend der „Akademisierung“ oder auch von dem „Akademisierungswahn“. Zahlreiche junge Erwachsene sind seit längerer Zeit zum Großteil der Ansicht, dass man mit einem Studienabschluss wesentlich mehr Geld verdient als mit einer Ausbildung.
Doch in diesem Jahr scheint sich der Trend zumindest in einigen Bundesländern wieder ein wenig umzukehren. Nach Jahrzehnten des schlechten Images von Berufsausbildungen streben nun wieder etwas mehr Leute diesen Weg an.
Nachfrage nach Ausbildungen steigt aktuell
Eine dauerhafte Umfrage des Marktforschungsunternehmens „Trendence“ ergab, dass in diesem Jahr beinahe die Hälfte aller deutschen Jugendlichen (47 Prozent) nach ihrer Schulzeit eine Ausbildung beginnen möchten.
Noch vor einem halben Jahr waren es noch deutlich weniger (39 Prozent). Besonders bei männlichen Schulabgängern (50 Prozent) ist momentan eine Ausbildung sehr gefragt. Aber auch weibliche Interessenten (45 Prozent) sind zahlreich vertreten.
Die Anzahl der Schüler, die sich stattdessen lieber für ein (duales) Studium entscheiden, ist dafür im vergangenen Halbjahr um einige Prozentpunkte gesunken. Nur noch 21 Prozent aller Schüler wollen beispielsweise ein duales Studium machen (um 3 Prozent gesunken). Außerdem wollen mit 31 Prozent nur noch knapp ein Drittel aller Schüler einen handelsüblichen Studienplatz antreten (um 5 Prozent gesunken).
Die unten stehenden Infografiken veranschaulichen die Veränderungen der Nachfrage nach einer Ausbildung bzw. (dualem) Studium in Prozent.


Welche Branchen sind für Ausbildungen gefragt?
Schon allein aufgrund der hohen Anzahl an unterschiedlichen Berufsgruppen ist es für viele junge Menschen oft gar nicht so leicht, den richtigen Ausbildungsplatz zu bekommen. Außerdem sind Ausbildungen in manchen Branchen um einiges beliebter als in anderen Bereichen.
Derzeit sind bei Berufsanfängern besonders Ausbildungen in systemrelevanten Berufen gefragt – allen voran im Gesundheits- und Sozialwesen. Die Corona-Pandemie hat in dem Sinne wohl zumindest dabei geholfen, die große Wichtigkeit von manchen Jobs unter Beweis zu stellen. Diese Jobs sind für Jugendliche um einiges attraktiver geworden als noch vor der Pandemie.

Innerhalb der Trendence-Umfrage gab fast die Hälfte aller Teilnehmer (49 Prozent) an, dass ihnen ein systemrelevanter Beruf sehr wichtig wäre. Eine ebenfalls sehr beliebte Branche für Ausbildungen ist die Werbe- und Medienbranche. Knapp dahinter folgen Versicherungen und Banken. Mit am wenigsten gefragt sind dafür Jobs in der Energiebranche sowie verschiedenste Handelsberufe (zum Beispiel „Einzelhandelskaufmann“).
Der Trendence-Geschäftsführer gab zu diesem Thema an, dass bei der Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler die Unsicherheit sehr groß ist, wenn es um die berufliche Zukunft geht. 44 Prozent aller Befragten gaben an, dass diese Unsicherheit auch an den Erfahrungen durch die Corona-Pandemie liegt.
In Anbetracht solch einer Krise halten nun viele Schulabgänger eine Berufsausbildung sicherer als ein Studium. Männliche Schulabgänger tun dies mit einem Anteil von 31 Prozent. Bei weiblichen Schulabgängern ist dies mit 21 Prozent etwas weniger. Noch zu Beginn des Jahres 2021 hat sich dies dennoch ganz anders verhalten.
Der erste Lohn als Anreiz für Ausbildungen

Einer der Punkte, die eine Ausbildung grundsätzlich von einem Studium unterscheidet, ist das Azubi-Gehalt. Es gibt zwar auch Wege, ein Studium finanziell fördern zu lassen. Hierbei handelt es sich aber nicht um den Regelfall. Eine Vergütung ist bei einer Ausbildung hingegen absoluter Standard – unabhängig von ihrer Höhe.
Insofern ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass dieser Punkt zu den größten Anreizen für junge Leute gehört. Für fast zwei Drittel aller Teilnehmer der Trendence-Umfrage ist ein eigener Lohn einer der größten Anreize für eine Ausbildung.
Fast die Hälfte aller Befragten gaben außerdem an, dass praktische Arbeiten wesentlich reizvoller seien als die geistigen Tätigkeiten in einem Studium oder in der Schule.
Dennoch werden einem Uni-Absolventen wesentlich mehr Karrierechancen zugetraut als einem ausgelernten Gesellen eines Ausbildungsberufes. Für fast 58 Prozent aller Schüler, die ein Studium beginnen möchten, sind höhere Karrierechancen der ausschlaggebende Punkt.
Knapp dahinter auf dieser Prioritätenliste liegt das Gehalt – dort gaben 54 Prozent der zukünftigen Hochschulbesucher an, dass ihnen dieser Punkt sehr wichtig ist. Außerdem sind mehr als die Hälfte der Befragten immer noch der Meinung, dass man immer noch mehr vielfältigere berufliche Optionen nach einem Studium hat als nach einer Ausbildung.
Bei einem dualen Studium ist es vor allem das Zusammenspiel von Praxis und Theorie, das bei den Interessenten gut ankommt. Für fast zwei Drittel aller Befragten ist die Kombination dieser beiden Aspekte entscheidend. Doch ein fast genauso großer Motivator für ein duales Studium ist auch hier das erste Gehalt.
Fazit: Aktueller Trend macht Hoffnung
Obwohl in den letzten Jahrzehnten das Image der klassischen Berufsausbildung stark gelitten hat, erfreut es sich seit einem halben Jahr wieder an etwas größerer Beliebtheit.
Vor allem die Corona-Pandemie hat eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass es in Krisenzeiten nicht vermehrt auf akademische Berufe ankommt, sondern vor allem auf systemrelevante Jobs.
Gerade das Gesundheits- und Sozialwesen, das durch die Krise enormen Belastungen ausgesetzt war, sehen viele junge Menschen plötzlich mit ganz anderen Augen, sodass Ausbildungen in diesem Berufsfeld auf einmal sehr gefragt sind.
Wenn dieser Trend noch möglichst lange so anhalten kann, werden auch vielleicht in den kommenden Jahren weniger Lehrstellen unbesetzt bleiben.
Glauben Sie, dass der Trend noch länger bestehen bleibt? Wir freuen uns über Ihre Kommentare und Meinungen.
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