
Hat die Wahl des Jobtitels Einfluss auf das Bewerberverhalten?
Jobtitel und Berufsbezeichnung sind zweierlei Dinge. Viele Unternehmen nutzen hochtrabende Jobtitel, um damit die Motivation der Bewerber*innen und Mitarbeiter*innen zu erhöhen. Damit soll die Mitarbeiterbindung und das Interesse der Bewerber*innen erhöht werden. Schließlich fühlt man sich besser als beispielsweise „Facility Manager“ als ein einfacher „Liegenschaftsverwalter“.
Seit der 90er-Jahre hat sich die “Verenglischung” von Jobbezeichnungen langsam eingedeutscht, sicher auch um Jobs in der Globalisierung der Weltwirtschaft international attraktiver zu gestalten. Es steckt aber oft etwas unternehmerischer Eigennutz in der Jobbezeichnung, um nicht zuletzt die Stellenausschreibung modern zu gestalten.
Ohne eine nachfolgende genaue Tätigkeitsbeschreibung wird ein ernsthaft seriöser Bewerber*in sich auf skurrile Bezeichnungen wohl kaum bewerben. Nicht nur, dass das gute alte Diplom dem Master und Bachelor weichen musste, es werden immer mehr Heads, Manager, Officer usw. ins Bezeichnungsfeld der Bewerbungen eingeschleust. Die häufigsten Jobtitel aus dem englischsprachigen Raum sind beispielsweise:
- Head of: Leiter eines Fachbereichs (Departments),
- Manager: Mitarbeiter mit Führungsposition,
- CEO: Chief Executive Officer, höchste Führungsposition eines
Unternehmens, - CFO: Chief Financial Officer, Leiter der Finanzabteilung,
- Associate: Angestellter ohne Führungsverantwortung, Facharbeiter,
Spezialist, - Officer: Vorstand mit Direktor vergleichbar,
- Director: Führungsposition über der Managementebene,
- Vice President: Führungsposition, Ressortleiter, Direktor-Ebene und
zwischen CEO, COO und CFO, - Senior: alle Jobtitel mit hohem Maß an Berufserfahrung,
- COO: Chief Operating Officer, höchste Position im Bereich des leitenden
Tagesgeschäfts usw.
Es hängt davon ab, in welcher Kombination und in welchem Ausmaß solche Jobtitel verwendet werden. Ein Zuviel an Heads, Officers oder CEOS lässt das Unternehmen eher lächerlich erscheinen. Skurrile Jobtitel sind als eher als negativ zu sehen und wird ernsthafte Jobsuchende wohl eher zweifeln lassen.
Einige dieser Beispiele sind:
- Country Manager,
- Food Stylist,
- Mystery Shopper,
- Event Researcher,
- Fraud Analyst,
- Welcome Manager,
- Proofreader,
- Trafficer,
- Information Broker,
- Issues Manager u. v. m.
Auf Anhieb weiß keiner, welche Aufgaben diesen Bezeichnungen zukommen würden. Was hindert Unternehmen daran, Jobtitel wie „Einkäufer“, „Buchhalter“ oder „Freiberufler“ auch wirklich als solche zu benennen? Übertriebene Titel können das Gegenteil des erwünschten Effektes hervorbringen, nämlich dass sich entweder keiner oder nur genau solche skurrilen Personen auf die Stellenanzeige bewerben.

Die Benennung des Jobtitels ist daher ein wichtiger Bestandteil der Marketing-Strategie. Der Bewerber*in schaut sich zuerst den Jobtitel an und entscheidet anhand des Titels, ob er sich weiter informiert oder darauf bewerben will bzw. sich einen anderen Job aussucht.
Daher ist es wichtig, die Optimierung der Stellenanzeigen auf Jobbörsen voranzutreiben. Dadurch steigen die Chancen, dass sich die Jobsuchende auf die Stellen des Unternehmens bewerben. Nicht jedem Bewerber*in ist das Tätigkeitsfeld englischer Bezeichnungen klar, welches Aufgabengebiet dazugehört. Eine deutsche Bezeichnung ist hierbei viel deutlicher und verständlicher. Das verdeutlicht die nachfolgende Tabelle:
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5 Punkte für eine Gestaltung des Titels der Stellenanzeige
Die Kreativität bei der Formulierung der Stellenanzeige sollte ein wichtiger Punkt sein. Der erste Eindruck der Bewerber*innen vermittelt den Arbeitgeber positiv oder nicht. In Suchleisten geben Kandidat*innen keine ausgefallenen Bezeichnungen an. Daher sollten Titel verwendet werden, die vom Bewerber*in verstanden werden. Die richtigen Bezeichnungen, die bekannt sind, sind hier eher Erfolg versprechend.

Regel 1: auf kreative Stellentitel verzichten
Das heißt beispielsweise, statt Rasselbanden-Dompteur doch besser Erzieher zu verwenden. Code Ninja ist besser mit Fachinformatiker*in für Anwendungsentwicklung zu ersetzen.
Regel 2: Verwendung von deutschen Bezeichnungen
Statt Executive Board Manager klingt deutliches Vorstandsmitglied besser, statt Payroll-Executive sollte vorzugsweise Lohn- und Gehaltsbuchhalter*in eingesetzt werden.
Regel 3: Optimierung des Stellentitels
Optimierung heißt, die Stelle zu spezifizieren. Nicht nur Mitarbeiter*in in der Softwareentwicklung, sondern Software-Entwickler*in, Programmierer*in oder Trainer*in, Coach, Sekretär*in, Teamassistenz o. a. einzusetzen.
Regel 4: Nennen der Hierarchiestufe
Wer Chef werden soll, der soll auch so bezeichnet und betitelt werden. Also Bezeichnungen wie CEO, CFO, COO sind dann zu verwenden.
Regel 5: alle Geschlechter ansprechen
Damit ist gemeint, dass die Anzeige möglichst geschlechtsneutral zu verfassen ist.
Konzerne benutzen meist einheitliche Stellenbezeichnungen. Interne Berufsbezeichnungen werden in der Stellenanzeige unterlassen, da es nur zu Unstimmigkeiten führt. Die Suchanzeige über Google vermittelt einen Einblick in mögliche Suchbezeichnungen. Hier werden die am häufigsten gesuchten Stellenbezeichnungen für die entsprechende Position gefunden. Dafür kann ein Keyword-Tool verwendet werden.
Um die Auffindbarkeit der Stellenanzeige zu verbessern, sollte der Titel nicht mehr als 70 Zeichen inklusive der Leerzeichen enthalten. Der Recruiter*in benutzt oft Synonyme für spezifische Stellen. Software-Entwickler*innen sind Programmierer*innen, Trainer*innen werden als Coachs bezeichnet und der ganz normale Sekretär*in wird als Teamassistent*in angeboten.
Die meisten Jobsucher*innen mögen lieber ein gutes Deutsch. Einer Umfrage nach bevorzugen nur rund 18 % der weiblichen und 9 % der männlichen Befragten die englische Berufs- oder Stellenbezeichnung gegenüber der deutschen Berufs- oder Stellenbezeichnung.
Zurzeit vermitteln englische Berufsbezeichnungen eher negative Emotionen hinsichtlich des Scheiterns, der Finanzkrise und der Profitsüchtigkeit. Die englischen Bezeichnungen werden daher immer mehr vermieden sowohl bei den Berufsbezeichnungen als auch bei den Stellenbezeichnungen.
Wie gestalten Sie die Jobtitel Ihrer Stellenausschreibungen? HInterlassen Sie uns gerne einen Kommentar.
Bleiben Sie dran! Der nächste interessante Artikel erscheint morgen unter folgendem Link!
- Kategorie: Allgemein, Recruiting
- 23. November 2020
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