Viele Selbständige oder Homeoffice-Mitarbeiter leiden unter ihrer Einsamkeit oder suchen aus Gründen des Motivations-Kicks nach einer Coworking-Gelegenheit. Besonders in den USA ist diese Arbeitsform weit verbreitet, wurde sie doch im Silicon Valley erfunden, nimmt aber immer mehr auch in Deutschland Einzug. Nicht nur Selbständige und Freelancer bzw. Freiberufler finden sich in den Spaces: Auch Personen, die an ihrer Abschlussarbeit arbeiten, nutzen die produktive Atmosphäre in der Community für sich und knüpfen in dem Netzwerk wichtige Kontakte.

Für jede Person ist das Coworking zu irgendeinem Zeitpunkt Neuland, oder man kennt nur die Erzählungen Anderer, die begeistert von dieser Form des Arbeitens schwärmen. In diesem Artikel wollen wir Fragen rund um das Thema beantworten.

11 Fragen zum Thema Coworking

1. Was ist die Definition von Coworking?

Coworking ist ein weitverbreiteter Begriff, der die Nutzung gemeinsamer Büroflächen in  Metropolen beschreibt. Es handelt sich um eine neuartige Arbeitsform aus der Bewegung New Work. Coworking Spaces sind Gemeinschaftsbüros und stellen alles, was man für das Arbeiten benötigt, also beispielsweise Internet, Drucker und Besprechungsräume sowie Kaffeeküche, zur Verfügung. Anstelle eines Büros wird ein Schreibtisch in einem Büro gemietet. Diese Orte bieten eine flexible Infrastruktur mit Meetingräumen und offenen Arbeitsbereichen, die speziell für Kollaboration und Netzwerken ausgelegt sind. In manchen Spaces gibt es zudem ein Sekretariat, welches zum Beispiel die Kunden in Empfang nimmt und sie zu dem jeweiligen Ansprechpartner führt.

Ein Coworking Space kann stunden- oder tageweise, wochenweise oder auch monatsweise gemietet werden.

2. Für wen sind Coworking Spaces optimal geeignet?

Digitale Nomaden, also Personen, die ausschließlich digital arbeiten und deshalb nicht auf eine Anwesenheit an einem bestimmten Ort angewiesen sind, profitieren vom Arbeiten in den Spaces. Auch kleinere Startups und Personen, die freiberuflich tätig sind, verlagern ihr Büro gern in eine solche Räumlichkeit. Solltest du grundsätzlich von zu Hause aus arbeiten, und in deiner Wohnung finden gerade Renovierungsarbeiten statt oder du bist frisch umgezogen, kann ein Coworking Space ebenfalls eine sinnvolle Ausweichmöglichkeit sein.

Ungeeignet sind Coworking Spaces allerdings für alle Personen, deren Job ein Höchstmaß an Datenschutz erfordert. Ist der Auftrag top secret, kann man in Erklärungsnöte kommen, wenn die anderen Coworker nach dem Inhalt der Tätigkeit fragen oder wenn ein Telefonat erforderlich ist. Darüber hinaus kann die Ausführung eines bestimmten Auftrags in einem Coworking Space oder anderem öffentlichen Raum auch vertraglich untersagt sein.

Außerdem ungeeignet sind solche Räumlichkeiten für Telefonisten. Zu viele Telefonate sollten im Coworking Space nämlich aus Rücksicht den Anderen gegenüber nicht geführt werden. Um Anrufe anzunehmen, sollte man in Shared Spaces kurz nach draußen vor die Tür gehen.

3. Was ist der Unterschied zwischen Coworking und einer Bürogemeinschaft?

Während sich bei einer Bürogemeinschaft Angehörige desselben Berufs zusammentun, spielt der Beruf bei geteilten Büros eine untergeordnete Rolle. Am verbreitetsten ist jedoch der Beruf des Programmierers unter den Coworkern. Außerdem gehören Kreative wie etwa Online-Redakteure, Texter und andere Angehörige der digitalen Berufe zur Kundschaft von Shared Spaces.

Im Unterschied zu einer reinen Schreibtischvermietung werden in den Spaces häufig auch Programme und Events für unterschiedliche Zielgruppen angeboten wie etwa Workshops oder Mentoring-Programme. Es geht um die Bildung einer Gemeinschaft, einer Community. Damit eine solche entstehen kann, ist es wichtig, dass die Fluktuation eines Spaces möglichst gering ist (siehe auch 11.).

4. Welche Vorteile bietet das Coworking?

  • Ein Coworking Space kann unverbindlich genutzt werden. Anders als bei der Anmietung eines Büros ist kein großer Papierkram erforderlich.
  • Es können Bürofreundschaften geschlossen werden. Wenn man Glück hat, findet man zudem Partner für gemeinsame Projekte. Viele Coworker berichten davon, wie angenehm es sei, gemeinsam mit den Kollegen Kaffee trinken und sich austauschen zu können. In manchen Spaces ist es zudem üblich gemeinsam Mittag zu essen.
  • Auch für Angehörige der kreativen Berufe kann Coworking Sinn machen: Der Wechsel der Umgebung kann dazu beitragen, dass man wieder neue Ideen findet.
  • Die Nutzung eines Coworking Space kann die Kosten der Infrastruktur senken, da man nur den Monatspreis für den Platz zahlt, den man wirklich braucht.
  • Durch ihre zentralen Standorte in urbanen Zentren fördern Coworking Spaces den Austausch und die Kommunikation zwischen Freelancern, Start-ups und etablierten Unternehmen. Coworking Spaces sind somit mehr als nur Arbeitsplätze; sie sind Innovations- und Kreativitätshubs. Diese Arbeitsplätze führen auch zu spannenden neuen Geschäftsideen.
  • Motivationskick und Produktivitätsschub: Es kann sich positiv auf die Motivation auswirken, wenn man von fleißig arbeitenden anderen Personen umgeben ist.
  • Wer nur selten ein Büro benötigt, etwa der Inhaber einer Firma, deren Mitarbeiter alle im Homeoffice tätig sind, kann den Coworking Space tageweise für Vorstellungsgespräche oder Besprechungen mieten bzw. buchen. Im Vergleich zum eigenen Büro, das mittels eines Mietvertrages angemietet werden muss, ist ein Shared Space wesentlich günstiger. Der Monatspreis kann je nach Standort unterschiedlich sein.

5. Was sind die Nachteile?

Coworking Spaces bieten zwar viele Vorteile und Möglichkeiten für Unternehmen und Freiberufler, die Kollaboration und Projekte vorantreiben möchten, haben jedoch auch einige Nachteile.

  • Wie auch in einem Großraumbüro kann die Konzentration unter dem möglicherweise hohen Lärmpegel leiden. Die ständige Präsenz anderer und die damit verbundene Geräuschkulisse können die Konzentration stören.
  • Die Privatsphäre oft eingeschränkt, da Räume und Ressourcen mit anderen geteilt werden. Und wie oben schon erwähnt: Besonders vertrauliche Arbeiten erledigt man besser im Homeoffice.
  • Die Kosten für das Buchen von Meetingräumen und Arbeitsplätzen in beliebten Coworking Spaces können schnell ansteigen, was für Startups und Einzelunternehmer finanziell belastend sein kann.
  • Aufgrund der möglicherweise permanent wechselnden Besetzung ist es ein Risiko, seine Sachen in der Mittagspause herumliegen zu lassen. Auch die Arbeitsunterlagen will man nicht unbedingt in einem Space zurücklassen. Sollte man entsprechenden Bedarf haben, macht es Sinn einen Coworking Space mit Schließfach auszuwählen.
Beim Coworking gibt es Werte zu beachten
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6. Welche Werte gelten beim Coworking?

Laut Startplatz.de gibt es fünf Werte, die beim Coworking gelten:

  1. Offenheit: Die Arbeitsbereiche sind offen, also wie in einem Großraumbüro. Zudem gibt es eine Küche und Besprechungsräume, in welchen gemeinsam kommuniziert werden kann.
  2. Zusammenarbeit: Mehrere Personen arbeiten zusammen.
  3. Nachhaltigkeit: Mit den Ressourcen wird schonend umgegangen. Man teilt sich ein Büro, was zudem den Verwaltungsaufwand senkt.
  4. Gemeinschaft: Es gilt das Prinzip der Community. Dazu kann auch gehören, dass man sich nach der Arbeit zum gemeinsamen Grillabend trifft.
  5. Zugänglichkeit: Ein guter Coworking Space sollte sich an einem Platz befinden, der gut zu erreichen ist. Manche Spaces sind zudem an 24 Stunden täglich geöffnet.

7. Welche Anbieter gibt es für Coworking?

Das ist von Stadt zu Stadt unterschiedlich. Im Coworking-Verzeichnis kannst du nachschlagen, welche Coworking-Anbieter es in deiner Stadt gibt. In vielen kleineren Städten sucht man vergeblich nach einer solchen Arbeitsgelegenheit, während man etwa in Berlin recht leicht ein Shared Office findet. Das liegt daran, dass Coworking in Deutschland noch lange nicht so verbreitet ist wie etwa in den USA.

8. Wieviel kostet ein Platz im Coworking Space?

Häufig kostet ein Tagesticket 10 €. Ganz schön viel, wenn man ein Zuhause hat, in dem man ungestört arbeiten könnte. Wer ein solches jedoch nicht hat, kann sich gleich ein Monatsticket besorgen. Dieses kann mehr als 300 € pro Monat kosten. In vielen Fällen liegt der Preis allerdings deutlich darunter.

9. Gibt es bei den Spaces Öffnungszeiten?

Obwohl einige Coworking Spaces können flexible rund um die Uhr genutzt werden. Viele andere wiederum haben ausschließlich eine feste Stundenzahl pro Tag geöffnet. Erkundige dich am besten bei dem Anbieter deiner Wahl und entscheide dich für ein Office, welches die für dich optimalen Öffnungszeiten bietet.

10. Was ist besser für die Gesundheit – Coworking oder Homeoffice?

Psychische Gesundheit: Wie in diesem Artikel schon angeführt, kann das Homeoffice zu einer Vereinsamung führen. Nette Kollegen zu haben ist gut für die Laune und auch für die Arbeitsmotivation. Man fühlt sich zugehörig und kann Freundschaften schließen. Außerdem gelingt es anhand eines geteilten Büros leichter, Berufliches und Privates zu trennen, sich positiv auf die Work-Life-Balance auswirkt. Manch Coworker berichtet davon, leichter abschalten zu können, seitdem die Arbeit im Shared Office verrichtet wird.

Körperliche Gesundheit: Da man sich im Coworking Space einen Schreibtisch mietet, kann man sich nicht sicher sein, wer diesen Schreibtisch sonst noch benutzt. Beispielsweise kann der Tisch von weniger gepflegten Personen gebraucht worden sein oder von Menschen, die sich nach dem Erscheinen im Büro die Hände nicht gewaschen haben. Oder ganz schlimm: Jemand mit einer ansteckenden Krankheit wie etwa der Grippe hat sich in den Space geschleppt. Wer auf Nummer Sicher gehen will, desinfiziert den Schreibtisch vor der Benutzung.

11. Worauf sollte man bei der Auswahl eines Coworking Spaces achten?

Wenn du Glück hast, erfährst du bereits über Mundpropaganda, in welchem Shared Space es sich am schönsten arbeiten lässt. Im Folgenden listen wir ein paar Punkte auf, die bei der Auswahl eines Shared Spaces eine Rolle spielen sollten.

  • Wie hoch ist die Fluktuation? Ist sie hoch, dann ist das ein Zeichen dafür, dass irgendetwas in dem Space nicht stimmt.
  • Wie reinlich ist die Umgebung? Wird der Space in Rezensionen für seine Reinlichkeit gelobt?
  • Wie viele Leute arbeiten in einem Raum? Du selbst wirst einschätzen können, mit welcher Zahl du dich anfreunden kannst.
  • Wie hoch ist der Lärmpegel normalerweise? Die Beantwortung der Frage kann einer Momentaufnahme entsprechen, denn schon morgen kann ein Vieltelefonierer zu den Gästen gehören.
  • Gibt es bei dem Space Schließfächer, in welchen man seine Unterlagen unterbringen kann?
  • Wie gut schmeckt der Kaffee dort? Ist der Space auch für seinen guten Kaffee bekannt?

Letzten Endes wird ein entscheidender Punkt für dich sein, wie weit die Anfahrt zu dem jeweiligen Space ist. Für einen kurzen Fahrtweg wird auch schlechter Kaffee in Kauf genommen, oder du bringst dir deine Getränke einfach selbst mit. Ein nicht unbedeutender Aspekt ist auch, ob du die anderen Coworker sympathisch findest. Wenn ein paar Nervensägen dabei sind, kann auch deine Arbeitsqualität unter dem Shared Space leiden.

Und noch ein paar Tipps für das Coworking

Für alle Newbies, die noch nie im Coworking Space gearbeitet haben, empfiehlt sich die Einhaltung der folgenden Tipps:

  • Halte deinen Arbeitsplatz sauber und räume alles wieder ab, wenn du gehst.
  • Esse während deiner Arbeit keine Speisen, die andere als übelriechend empfinden könnten (wie etwa Eier oder Fisch).
  • Halte deine Telefonate in Grenzen. Wer nonstop telefoniert, stört die anderen Coworker.
  • Sei nicht zu aufdringlich den anderen Personen gegenüber.
  • Schleppe dich nicht mit einer ansteckenden Krankheit in den Space. Die Anderen anzustecken in Büroflächen wäre nicht fair.
  • Eigentlich selbstverständlich: Auch im Coworking Space ist es wichtig, auf ein gepflegtes Äußeres zu achten!

Fazit

Coworking Spaces können eine inspirierende Arbeitsumgebung sein – ob vorübergehend oder dauerhaft. Wer seinen Arbeitsplatz nicht grundsätzlich in den Space verlegen möchte, kann sich auch nur gelegentlich eine Auszeit vom Homeoffice gönnen und die Anwesenheitstage flexibel planen. Die Entwicklung solcher Räume spiegelt den Wandel der Arbeitswelt wider, in der Flexibilität, Gemeinschaft und Zugang zu hochwertiger Ausstattung im Vordergrund stehen. Ob du der richtige Typ für Coworking bist, findest du spätestens dann heraus, wenn du es ausprobiert hast. Wenn du es beim Arbeiten gern so ruhig wie möglich hast, sei dir vom Coworken abgeraten. Wenn du dich hingegen zu Hause dauernd vom Arbeiten ablenken lässt, kann dir die Produktivität der anderen Coworker ein Vorbild sein und dich zu konsequenterer Hochleistung anregen.

Ein interessanter Aspekt: Bei einer Umfrage gaben 42 Prozent der Coworker an, mehr zu verdienen, seitdem sie im Shared Space arbeiteten (https://digitaler-mittelstand.de/startups/ratgeber/coworking-space-lohnt-sich-das-51889) . Das mag an der höheren Produktivität liegen, aber auch daran, dass man sich von den neuen Kollegen etwas abschauen kann. Manche Selbständige beschreiben den Coworking Space als das, was ihnen zum vollen Erfolg in der Selbständigkeit noch gefehlt hat. Ob dies aber auch bei dir der Fall sein wird, kann man nicht vorhersehen.

Es bleibt zu hoffen, dass sich die Coworking Spaces in den kommenden Jahren noch mehr spezialisieren werden, sodass besser auf die Bedürfnisse der einzelnen Kunden eingegangen werden kann: So würden Shared Spaces mit Einzelzimmern oder Spaces für bestimmte Branchen Sinn machen. Manche Personen, die mit Coworking Erfahrung haben, schätzen jedoch genau diese Vielfalt an Berufen, der man in den Spaces begegnet. Zudem gibt es schon heute spezialisierte Spaces, etwa solche, die sich durch ihre Familienfreundlichkeit hervortun.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.