Du willst eine Karrierestufe höher rauf und spielst mit dem Gedanken, dich auf eine Stelle als Führungskraft zu bewerben? Oder du hast ein Startup gegründet und bist als Inhaber zwangsläufig der Chef? Nicht jeder ist zu einer solchen Position geeignet, und es gibt viele Dinge, die man sich vor Augen führen sollte, bevor man eine leitende Stelle antritt. In diesem Artikel haben wir wichtige Infos für dich zusammengestellt, die du dir durch den Kopf gehen lassen solltest.

Allgemeine Fragen zum Thema Führungskräfte

Was ist eine Führungskraft?

Hier eine knappe Definition: Es handelt sich ganz allgemein gesagt um eine Person, die für die Personalführung zuständig ist. Das kann eine Position in einem Unternehmen sein oder auch in einer Verwaltung oder Organisation. Andere Bezeichnungen sind beispielsweise Manager, Vorgesetzter, Chef oder Bereichsleiter.

Welche Vorteile hat es, eine Vorgesetzte oder ein Vorgesetzter zu sein?

  • Als leitender Angestellter kommen im Großteil der Fälle besonders spannende Aufgaben auf dich zu. Während die Mehrheit der Mitarbeiter die Routinetätigkeiten übernimmt, kannst du dich in deiner Arbeit voll entfalten.
  • Führungskräfte erhalten mehr Gehalt und teilweise auch andere Benefits, die andere Angestellte nicht bekommen.
  • Aufstieg: Eine Führungsposition zeigt in deinem Lebenslauf, dass du in deinem Beruf erfolgreich bist.
  • Ansehen: Zudem sind leitende Angestellte in Betrieben und auch privat hoch angesehen.

Es trägt also zur Aufbesserung der Finanzen und der Reputation bei, wenn man in einem Betrieb aufgestiegen ist oder sich erfolgreich auf eine Führungsstelle in einem anderen Unternehmen beworben hat. Doch eine höhere Position hat auch ihre Nachteile:

Was sind die Schattenseiten einer Führungsposition?

  • Auf dir lastet ein wesentlich höherer Erfolgsdruck, und du bist einer höheren Erwartungshaltung ausgesetzt.
  • Nicht selten ist die Beförderung mit einem Mehr an Überstunden verbunden.
  • Man hat mehr Verantwortung und besitzt eine Vorbildfunktion, was Vorteil, aber auch Nachteil sein kann.
  • Häufig erwarten Führungskräfte auch viele organisatorische Aufgaben, für die sie sich fachlich überqualifiziert fühlen.
  • Schuldzuweisungen: Wenn die Angestellten versagt haben, wird die Schuld nicht selten auf die Führungskraft geschoben, da sie die Mitarbeiter nicht richtig führen konnte.
  • Unliebsame Entscheidungen: Nicht alle Entscheidungen, die ein leitender Angestellter zu treffen hat, stoßen auf Gegenliebe im Team.
  • Teilzeit ist nur selten möglich. In den meisten Betrieben ist es ein unausgesprochenes Gesetz, dass Führungskräfte in Vollzeit tätig sein müssen. In Teams jedoch, in welchen alle Personen Teilzeitmitarbeiter sind, macht ein leitender Angestellter in Teilzeit durchaus Sinn. Das Problem ist allerdings, eine solche Stelle erst einmal zu finden.
  • Die Frage der Eignung: Häufig hört man Geschichten von Führungskräften, die nach Meinung ihrer Mitarbeiter nicht zu ihrer Position geeignet sind. Im folgenden Absatz haben wir wichtige Charaktereigenschaften zusammengestellt, die leitende Personen mitbringen sollten.
Persönlichkeitsmerkmale Führungskräfte
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Welche Persönlichkeitsmerkmale müssen gute Führungskräfte mitbringen?

  • Vertrauen dir andere Personen schnell? Vertrauenswürdigkeit ist eine wichtige Eigenschaft für Führungskräfte.
  • Du solltest ein echter Menschenfreund sein, da du als Vorgesetzter dazu in der Lage sein musst, dich in Personen hineinzuversetzen und ihnen möglichst sympathisch sein solltest.
  • Bist du in deinem Fach wirklich kompetent und bist dazu bereit möglicherweise auch viele Fortbildungen zu absolvieren? Fachkompetenz ist ein wichtiger Punkt, wenn es darum geht, sich im Team Respekt und Anerkennung zu verschaffen. Oder anders gesagt: Von einer fachlich inkompetenten leitenden Arbeitskraft lässt sich fast niemand etwas sagen.
  • Eng verzahnt mit der Fachkompetenz ist die Fähigkeit sich selbst kritisieren zu können. Übst du Selbstkritik, springen auch die anderen Mitarbeiter leichter über ihren Schatten und sprechen über ihre eigenen Schwächen.
  • Kannst du gut Entscheidungen treffen? Von Führungskräften wird häufig erwartet, dass sie rasch Entscheidungen fällen können.
  • Bringst du genügend Motivation mit, um ein ganzes Team mitreißen zu können? Bist du dazu in der Lage, andere Menschen zu Höchstleistungen anzuspornen?
  • Du solltest eine konsequente Persönlichkeit sein. Wer dauernd seine Meinung ändert, wird von anderen Personen schnell nicht mehr ernst genommen.
  • Bist du dazu in der Lage, wirklich konstruktive Kritik zu üben, ohne Menschen zu verletzen oder bloßzustellen? Das ist eine weitere Eigenschaft, die einem guten Vorgesetzten nicht fehlen darf.
  • Authentizität ist ein weiterer wichtiger Wesenszug. Wenn du in deiner Rolle aufblühst und dich in ihr wohl fühlst, dann strahlst du das auch aus und wirkst authentisch auf die Anderen.
  • Fairness: Jeder Mitarbeiter schätzt eine faire Führungskraft, die niemanden bevorzugt oder benachteiligt.
  • Wie gehst du mit Konflikten um? Gehst du ihnen aus dem Weg, oder bist du dazu in der Lage, sie zu schlichten und das Beste daraus zu machen? Konfliktfähigkeit ist eine weitere wichtige Eigenschaft.
  • Kannst du Aufgaben an Andere delegieren, oder willst du am liebsten alles selbst ausführen? Als Vorgesetzter wirst du lernen müssen, Aufgaben an andere Personen abzugeben.
  • Bringst du eine gesunde Portion Humor mit? Wenn dir alles über den Kopf wächst, hilft dir Verzweiflung nicht weiter.
  • Was ebenfalls wichtig ist: Unendliche Lernfreude. Ein guter Vorgesetzter geht mit der Zeit und ist stets up to date, wenn es effizientere Lösungen für einzelne Probleme gibt.

Manche Personen sind die geborenen Führungskräfte und besitzen alle diese Eigenschaften. Wenn du nicht in allen Punkten zustimmen kannst, gibt es auch die Möglichkeit bestimmte Soft Skills in Führungskräfte-Seminaren oder Kursen zur Persönlichkeitsentwicklung zu erwerben.

Was sind die zentralen Aufgaben eines Vorgesetzten?

Delegieren: Du bist für die Verteilung der Aufgaben an die einzelnen Mitarbeiter zuständig. Setze jeden Mitarbeiter seinen Fähigkeiten und Talenten entsprechend ein.

Kontrollieren: Eine wichtige Aufgabe ist die Kontrolle der Mitarbeiter. Führen diese ihre Aufgaben in der erforderlichen Qualität und Geschwindigkeit aus?

Motivieren: Sorge dafür, dass du ein hochmotiviertes Team hast. Dies kannst du erreichen, indem konkrete Ziele gesetzt werden. Beispielsweise kannst du mit To-do-Listen arbeiten.

Kritisieren: Gib den Mitarbeitern Feedback. Was haben sie gut gemacht, und was können sie noch besser umsetzen?

Organisieren: Die meisten Führungskräfte entwickeln im Verlauf ihrer Karriere ein gutes Händchen für die Organisation von Prozessen.

Einhalten der Unternehmensphilosophie: Besonders größere Unternehmen legen großen Wert darauf, dass die Unternehmensphilosophie insbesondere von den Führungskräften beachtet und in die Praxis umgesetzt wird.

Wie wird man Führungskraft?

Zahlreiche Unternehmen bieten die Chance sich systematisch hochzuarbeiten: Hat man sich in einem Betrieb bewährt, gibt es Aufstiegschancen. Allerdings bieten nicht alle Betriebe solche Beförderungsmöglichkeiten: Beispielsweise kann eine Sekretärin in einer Kanzlei Chefsekretärin oder Bürovorsteherin werden, das war’s dann aber auch schon. Wichtig ist es deshalb, sich im Vorfeld, also bereits vor der Bewerbung für eine Stelle zu erkundigen, ob innerhalb des Unternehmens Aufstiegschancen bestehen. Gibt es diese nicht und man will dennoch aufsteigen, muss häufig nicht nur der Betrieb, sondern möglicherweise auch der Bereich gewechselt werden.

Nicht selten wird von angehenden Führungskräften zudem ein abgeschlossenes Studium erwartet. Dass dies nicht nur bei börsennotierten Unternehmen der Fall ist, sondern auch bei kleinen und mittelständischen Unternehmen, könnte am Habitus von Akademikern liegen (siehe auch ein Artikel der Süddeutschen): Vorgesetzte sollen Vorbilder sein, und zwar nicht nur in Bezug auf ihre Arbeit, sondern auch auf ihren Sprachgebrauch und ihre Werte.

Wie im letzten Absatz bereits angedeutet, ist gute Arbeit allein meist nicht ausreichend, um Führungskraft werden zu können. Neben den oben genannten Soft Skills und einer fundierten Ausbildung bzw. einem Studium ist ein gewisses Selbstmarketing erforderlich, um sich überzeugend verkaufen zu können. Darüber hinaus sind sehr gute kommunikative Fähigkeiten eine Grundvoraussetzung für Führungskräfte. Und selbstverständlich musst du als zukünftiger Vorgesetzter eine große Portion Ehrgeiz mitbringen.

Mit welchen Fragen kann man als angehender Vorgesetzter im Vorstellungsgespräch rechnen?

  • Setze dich vor dem Vorstellungsgespräch intensiv mit der Firmenphilosophie und der Unternehmensgeschichte auseinander. Wissenslücken werden hier in der Regel nicht verziehen. Aus deinen Antworten sollte klar werden, was dir an der Philosophie des Unternehmens besonders gut gefällt.
  • Welche Hard Skills und welche Soft Skills machen dich zur perfekten Besetzung für diese Position?
  • Wie sieht dein Führungsstil aus? Überlege dir genau, welchen Führungsstil (mehr dazu weiter unten) du bevorzugst. Wenn du dir nicht sicher bist, wie das Team drauf ist, kannst du natürlich auch antworten „Das kommt ganz auf das Team an“. Bewirbst du dich jedoch in einem Unternehmen mit flachen Hierarchien, so solltest du am besten den kooperativen Führungsstil als deinen Favoriten erwähnen.
  • Wie wirst du dafür sorgen, dass dein Team erfolgreich ist? Mögliche Antworten können sein: Klare Zielvereinbarungen, regelmäßige Fortbildungen und Meetings.
  • Eine weitere Frage kann beispielsweise sein, warum du erst jetzt ein leitender Angestellter werden möchtest (gute Antwort: „Ich wollte mich erst noch weiterbilden und Erfahrung sammeln.“)

Dies sind natürlich nur ein paar Beispiele. Wie auch bei jedem anderen Vorstellungsgespräch solltest du darauf achten, dass du dem Personaler möglichst gut verkaufen kannst, warum du die optimale Besetzung für diese Stelle bist.

Führungskraft mit ihren Mitarbeitern
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Führungskräfte und Führungsstile

Welche Arten von Führungsstilen gibt es?

Je exakter man differenziert, desto mehr Führungsstile kann man unterscheiden. Wir stellen dir ein paar davon vor:

  • autoritär: Im Zentrum dieses Führungsstils steht das Erteilen von Kommandos, das Kontrollieren und das Korrigieren. Dieser Führungsstil macht insbesondere bei Routinearbeiten Sinn. Auch bei Tätigkeiten in der Notfallmedizin und bei der Feuerwehr oder der Polizei gibt es bestimmte Handlungsschemata, die unter viel Zeitdruck stets funktionieren müssen.
  • kooperativ: Beim kooperativen Führungsstil, der auch demokratischer Führungsstil genannt wird, spielt Kommunikation eine wichtige Rolle. Mitarbeiter dürfen mitentscheiden und erhalten viele Freiheiten.
  • Laissez Faire: Bei diesem Stil greift der Vorgesetzte kaum in die Arbeitsabläufe ein. Die Mitarbeiter kontrollieren sich selbst, und ihnen werden kaum Grenzen gesetzt.

Als Inhaber einer kleinen Firma nicht als Vorgesetzter geeignet?

In nicht wenigen Fällen trifft folgende Konstellation zu: Der Inhaber einer neu gegründeten Firma hat nur wenige Angestellte und fühlt sich selbst ungeeignet für die Führung des Teams: Beispielsweise kann es sein, dass dem Inhaber bestimmte Soft Skills fehlen. Außerdem wird es häufig kompliziert, wenn der Eigentümer einer Firma gleichzeitig der einzige Vorgesetzte ist, da der auf die einzelnen Mitarbeiter ausgeübte Erwartungsdruck häufig zu hoch werden kann. Die Lösung: Suche einen deiner Mitarbeiter aus und frage ihn, ob er Lust darauf hätte, Führungskraft zu werden. So kannst du dich auf die absoluten Chefaufgaben konzentrieren, während der Mitarbeiter das Team leitet und motiviert.

Vorgesetzter vom Homeoffice aus – geht das?

„Das geht doch nicht“, werden viele jetzt denken. Doch ist es kein Widerspruch in sich, als Führungskraft vom Homeoffice aus zu arbeiten. Ideal ist es jedoch in diesem Fall, wenn der Vorgesetzte zuvor einige Zeit gemeinsam mit dem Team gearbeitet hat und man sich gut kennt. Doch auch das ist keine zwingende Voraussetzung: Denke doch einmal an die vielen Freelancer, die alle vom Homeoffice aus tätig sind. Die To-do-Listen und Informationen zur Einarbeitung werden in diesem Fall einfach per E-Mail geschickt, und falls erforderlich können Telefonate geführt werden. Falls man es etwas persönlicher mag, kann man sich auch im Video-Chat treffen.

Zusammenfassung

Wer in einer leitenden Position tätig sein will, muss tendenziell ein „Karrieremensch“ sein mit einer Bereitschaft Überstunden zu leisten, auch mit schwierigen Menschen zurechtzukommen und unliebsame Entscheidungen zu treffen. Es ist ein hohes Maß an Loyalität sowohl dem Unternehmen als auch dem eigenen Team gegenüber erforderlich.

Um an einen Führungsposten zu gelangen, können unterschiedliche Arten von Flexibilität erforderlich sein: Die Bereitschaft den Betrieb, den Ort oder die Branche zu wechseln. Und natürlich gehört dazu auch eine große Portion an Lern- und Fortbildungsbereitschaft. Etwa kann erforderliche Voraussetzung für die Stelle als leitender Angestellter ein abgeschlossenes Studium sein. Manchmal reicht jedoch auch eine Weiterbildung.

Du selbst wirst ein Gefühl dafür entwickeln, welcher Führungsstil in deinem jeweiligen Team am erfolgreichsten ist: Sind alle hochmotiviert und erfreuen sich daran, Glanzleistungen zu erbringen? Dann kann der Laissez Faire-Führungsstil von Erfolg gekrönt sein. Wichtig ist, dass du keinen anderen Führungsstil imitierst, sondern deine eigene authentische Art findest, zu führen.

Für deine Anfangsphase als Führungskraft gilt: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Mit der Zeit wirst du ein Gefühl beispielsweise dafür entwickeln, was deine Kernaufgabe ist und wie du am besten mit Zielvereinbarungen umgehen kannst.

Wenn du als Inhaber einer Firma das Gefühl nicht loswirst, dass du kein guter Vorgesetzter bist, so suche dir am besten einen besonders vertrauenswürdigen Mitarbeiter aus, dem du Führungsaufgaben überträgst.

Teilzeit oder Homeoffice und gleichzeitig Manager? Das kann durchaus funktionieren, bleibt aber aufgrund der mangelnden Stellen für viele ein Traum. Viel häufiger wird es in der Praxis so verlaufen, dass man sich auf eine Vollzeitstelle in Präsenz bewirbt und im Laufe der Zeit mit dem Arbeitgeber eine Teilzeit- oder Homeoffice-Vereinbarung abschließen kann.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.