In Teams geht es nicht immer nur harmonisch zu, denn immerhin treffen hier viele unterschiedliche Persönlichkeiten mit verschiedensten Meinungen aufeinander. Sicher weißt du aus eigener Erfahrung, dass Abstimmungen in großen Arbeitsgruppen oft viel Mühe kosten. Die richtige Entscheidung zu finden ist nicht einfach, wenn es so viele Ansichten dazu gibt. Dürftest du die Entscheidung allein treffen, würde es jedenfalls schneller gehen. Aber ist das wirklich so? Nicht unbedingt. Denn auch wir haben bei jeder Entscheidung mit einem Team zu kämpfen – unserem sogenannten „Inneren Team“. Was genau das bedeutet und wie du dieses Modell nutzen kannst, um deine Kommunikation zu verbessern, das erfährst du in diesem Artikel.

Was ist das Innere Team?

Wir alle tragen unterschiedliche Persönlichkeitsanteile, Meinungen oder auch innere Stimmen in uns. Diese bezeichnet der Hamburger Psychologe Friedemann Schulz von Thun als das „Innere Team“.  Wenn wir denken, kommunizieren wir mit diesem Inneren Team und streiten uns mit ihm, um die richtige Entscheidung zu fällen. Denn wie auch mit deinem Team in der Arbeit sind sich nicht immer alle Mitglieder einig und haben teils sehr unterschiedliche Meinungen. Dies führt zu inneren Konflikten.

Die verschiedenen Stimmen oder Persönlichkeitsanteile stehen für unsere unterschiedlichen Bedürfnisse und werden nach Friedemann Schulz von Thun „Teammitglieder“ genannt. Sie alle besitzen individuelle Eigenschaften, wobei einige Anteile gut miteinander auskommen, während andere sich überhaupt nicht vertragen. Ganz so also, wie es bei dir in der Arbeit abläuft.

Je besser unsere Teammitglieder miteinander zusammenarbeiten, desto besser und klarer können wir kommunizieren und desto leichter fällt es uns, Entscheidungen zu treffen. Innere Zerrissenheit ist anstrengend und verschwendet viel Energie. Zudem ist es auch für Außenstehende ersichtlich, wenn wir nicht mit uns im Reinen sind. Damit aus deinen inneren Teammitgliedern ein gut funktionierendes Team wird und du davon profitieren kannst, solltest du das Modell genau verstehen.

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Die Teammitglieder

Jeder Mensch hat sein eigenes, ganz individuelles inneres Team. Wie bei deinem Team in der Arbeit auch, gibt es Mitglieder, die gerne im Vordergrund stehen und solche, die nicht gern in den Mittelpunkt treten. In unterschiedlichen Situationen kommen unterschiedliche Anteile zum Vorschein. Es gibt mutige und risikoaffine Anteile, schüchterne, ängstliche, neugierige, selbstbewusste und viele mehr. Jeder dieser Anteile ist quasi eine eigene Person, was Schulz von Thun als „innere Pluralität“ bezeichnet.

Diese innere Pluralität ist nichts Schlechtes, denn sie bewahrt uns davor, zu vorschnellen Schlüssen zu kommen oder Fehlentscheidungen zu treffen. Auf der anderen Seite verlangsamt sie unsere Entscheidungen natürlich deutlich, macht es uns schwerer, eine Wahl zu treffen und lässt uns in manchen Situationen schlichtweg unauthentisch erscheinen, weil wir selbst nicht so genau wissen, was wir jetzt eigentlich wollen.

Auch wenn jeder eine andere Zusammensetzung aus Teammitgliedern hat, so gibt es laut Schulz von Thun doch welche, die immer wieder auftauchen. Dazu gehören beispielsweise:

  • Teamleitung: Moderator des Teams und übernimmt die Führungsrolle.
  • Stammspieler: Bestimmen die Außenwirkung eines Menschen.
  • Außenseiter: Persönlichkeitsanteile, die nur selten zum Vorschein kommen.
  • Feindliche Antagonisten: Zwei Mitglieder mit gegensätzlichen Standpunkten.
  • Spätmelder: Melden sich erst dann zu Wort, wenn das „Meeting“ schon vorbei ist.
  • Leise Zaghafter: Kommt erst dann zum Vorschein, wenn man sich Zeit nimmt und ruhiger wird.
  • Wächter: Verhindert, dass bestimmte Dinge gesagt werden und unterdrückt andere Teammitglieder.
  • Widersacher: Verursachen ständig Probleme und machen alles und jeden nieder, vor allem das Individuum selbst.

Der Teamleiter unseres inneren Teams sind immer wir selbst. Als Oberhaupt bestimmen wir letztendlich, welche Meinung zählt. Dennoch ist es ratsam, alle Stimmen zu Wort kommen zu lassen und wahrzunehmen, da so die beste Lösung gefunden werden kann und die „Teamentwicklung“ gefördert wird, sodass wir in unseren Entscheidungen und unserer Kommunikation immer klarer und eindeutiger werden.

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Teamwork: Eine Übung

Damit die innere Teamarbeit in Zukunft besser funktioniert, kannst du einmal folgende Übung ausprobieren. So lernst du die einzelnen Aspekte oder Stimmen sofort besser kennen.

  1. Nimm dir einen Stift und ein Papier und schreibe in die Mitte das Thema, zu dem du eine Entscheidung treffen möchtest. Sobald du nämlich über diese nachdenkst, berufst du automatisch eine „innere Teamkonferenz“ ein.
  2. Überlege dir anschließend, welche verschiedenen Teammitglieder es in deinem Team gibt und wer sich alles zu dem Thema äußern möchte. Was sind die lauten, dominanten und was die leisen, zurückhaltenden Stimmen? Hör in dich hinein, identifiziere die unterschiedlichen Aspekte und Meinungen. Hierbei kann es selbstverständlich sehr konträre Ansichtsweisen geben, wobei du als Teamleiter immer sachlich und neutral bleiben solltest.
  3. Im nächsten Schritt gibst du jeder Stimme einen passenden Namen und notierst dir diesen, gemeinsam mit der jeweiligen Aufgabe des Mitglieds, auf das Blatt Papier.
  4. Du bist die Führungskraft – deshalb ist es deine Aufgabe, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der jeweiligen Mitglieder zu erkennen. Auf welche Stimme hörst du meistens und welche ignorierst du normalerweise? Hat diese Stimme vielleicht auch etwas Wichtiges zu sagen?
  5. Versuche eine Lösung für dein Problem zu finden. Einen Kompromiss, der mehrere Meinungen miteinander verbindet. Hole dir anschließend nochmal die Zustimmung aller Mitglieder ein und überlege dir, wie du dein inneres Team organisieren kannst, damit es in Zukunft besser zusammenarbeitet.

Auch wenn sich dieses Vorgehen für viele vielleicht erst einmal kindisch oder gar esoterisch anhört, so hat es psychologisch betrachtet einige Vorteile. Durch das Akzeptieren der eigenen Pluralität vernachlässigt man keine seiner Bedürfnisse, nur um schnell eine Entscheidung zu treffen. Das Ergebnis ist letzten Endes sehr viel authentischer und dies wiederum führt zu einer höheren Selbstzufriedenheit.

Fazit

Jeder Mensch besitzt unterschiedliche Persönlichkeitsanteile, die unterschiedliche Bedürfnisse ausdrücken. Das Modell des Inneren Teams hat den Sinn, diese verschiedenen Aspekte zu verstehen und zu identifizieren. Es ist wichtig, allen Stimmen einen Raum zu geben und einzelne Teile nicht konsequent auszublenden, da dies auf Dauer der psychischen Gesundheit schadet. Sobald wir unsere inneren Konflikte gelöst haben, kommunizieren wir klarer und treffen schnellere und authentischere Entscheidungen.


Quellen und Referenzen:

teachsam.de, schulz-von-thun.de

Schulz v. Thun, F. (2007) Miteinander reden 3 – Das innere Team und situationsgerechte Kommunikation, 16. Auflage, Rowohlt, Hamburg

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