Als Generation Y oder auch Millennials werden in der Soziologie Personen bezeichnet, die zwischen 1980 und 1999 (nach einigen Definitionen auch 1980 bis 1993) geboren sind. Der Fotograf Robert Capa aus den USA verwendete in den 50ern erstmals den Begriff der Generation X. Seither werden diverse Generationen unterschieden, welchen unterschiedliche Persönlichkeitseigenschaften sowie verschiedene Präferenzen im Berufsleben nachgesagt werden. Welche Wesenszüge sind typisch für Angehörige der Generation Y, und welche Auswirkungen hat das auf die Arbeit? Eine Anmerkung vorweg: Wie es auch bei anderen kategorischen Zuweisungen von Charaktereigenschaften der Fall ist, wird kaum jemand, der dieser Generation angehört, allen Punkten zustimmen können.

Dinge kritisch hinterfragen

Das „Y“ wird im Englischen wie „why“ ausgesprochen. Aufgrund des vielen Hinterfragens wurde auch der Buchstabe Y für diese Generation gewählt. Genau diese Eigenschaft ist in vielen Berufen (zum Beispiel in Medienberufen) und vor allem in Führungspositionen sowie in fachlich anspruchsvollen Posten gefragt, während sie in zuarbeitenden Berufen weniger gern gesehen ist. Da der typische Vertreter der Generation Y ein Studium abgeschlossen hat, wird er meist anspruchsvolle Positionen besetzen, womit die Eigenschaft des Hinterfragens willkommen ist.

Der kritisch hinterfragende Kollege kann das Team auf neue Ideen bringen und Perspektiven aufzeigen, die den älteren Kollegen völlig neu sind. So bringt ein jüngerer Kollege „frischen Wind“ in das ältere Team oder ergänzt ein gleichgesinntes jüngeres Team.

Bescheidenheit – nein danke

Anders als ihre Vorfahren kennen viele Angehörige der Generation Y häufig kaum Bescheidenheit. Sie sind stolz auf ihr Studium und ihre Auslandsaufenthalte. Zwar prahlen sie nicht mit ihren Errungenschaften herum und auch der typisch akademische Habitus ist vielen von ihnen fremd, doch wissen sie um ihre gute Qualifikation.

Besonders viele ältere Chefs legen Wert auf eine gewisse Bescheidenheit und können mit der selbstbewussten Art der Y-er wenig anfangen. Ist der Chef selbst jung, wird er mehr Verständnis für die Selbstsicherheit dieser Generation zeigen können und erkennen, dass sie sich recht natürlich verhalten.

Technikaffinität

Sie sind Digital Natives: Mit dem Internet und dem Handy sind sie aufgewachsen und finden sich daher mit neuartigen Technologien leicht zurecht. Man ist möglichst den ganzen Tag online und bewegt sich im Web 2.0. Man ist im Laufe der Jugendjahre in diese Medien hineingewachsen und weiß sie sinnvoll einzubringen.

In Sachen Technikaffinität können sich viele ältere Kollegen von den Y-ern eine Scheibe abschneiden. Wer die Talente der Digital Natives für sich nutzen will, kann sie beispielsweise eine Fortbildung über einschlägige Technologie-Themen führen lassen, damit auch die älteren Kollegen technisch auf dem neuesten Stand sind. So entstehen auch mehr Sympathien zwischen den unterschiedlichen Generationen.

Akademiker und damit Potenzialträger

Ein Studium hat ein vergleichsweise großer Teil (es handelt sich laut Absolventa um 19 %) der Generation Y abgeschlossen. Das hat sie nicht nur dem Wohlstand ihrer Vorgeneration sowie der Förderung vonseiten der Eltern zu verdanken, sondern auch dem eigenen Ehrgeiz.

Dank ihrer universitären oder Fachhochschulausbildung bringen Angehörige dieser Generation schon viel Wissen mit und können Wissenslücken aufgrund ihres sicheren Umgangs mit dem Internet auch leicht füllen. Trotzdem braucht jeder Mitarbeiter – auch, wenn er der Generation Y angehört – eine Einarbeitungszeit, und nicht jede Person bringt eine praktische Intelligenz mit, welche bei der Bewältigung der alltäglichen Arbeit erforderlich ist.

Work-Life-Balance

Die Generation Y legt großen Wert auf eine gute Work-Life-Balance und räumt der Freizeit einen großen Stellenwert ein. Auch Homeoffice wird zum einen von vielen in den Jahrgängen 1980 bis 1999 gewünscht, andererseits aber auch geboten, da die Firmen um diesen Umstand wissen und dem Fachkräftemangel entgegenwirken wollen.

Ein typisches Verdienst dieser Generation sind die kostenlosen Getränke in Büros sowie Kickertische und kostenloses Obst – Dinge also, die einen modernen, mitarbeiterfreundlichen Arbeitsplatz ausmachen.

Moderne Rollenbilder

In der Generation Y ist es selbstverständlich, dass auch der Mann in Elternzeit gehen darf. Während es in Vorgenerationen normal war, dass sich in erster Linie die Frau um die Erziehung der Kinder kümmerte, wird die Entscheidung eines Mannes, sich um das Baby zu kümmern, ebenso akzeptiert.

Stärker als in den vorherigen Jahrgängen finden sich in der Generation Y auch häufiger junge Frauen in Führungspositionen.

Wunsch nach Selbstverwirklichung

Während die Generation X ihren Job in erster Linie ausübt, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, sucht die Generation Y nach Selbstverwirklichung. Das können spannende Projekte in einem Job sein oder aber auch eine Job-Auszeit für eine Tätigkeit im sozialen Bereich. Hauptsache ist, dass der Job Spaß macht.

Führungspositionen sind nicht mehr so wichtig

Während die Generation X viel Wert auf Führungspositionen legte, ist der Generation Y eine interessante berufliche Laufbahn wichtig. Das kann bedeuten, dass man eine spannende Fachlaufbahn einschlägt. Auch in der Projektarbeit beweist die Generation Y ihr Talent.

Den Weg des geringsten Widerstands gehen

Jakob Osman, selbst Angehöriger der Generation Y, der sich jedoch nicht zu dieser Gruppe von Menschen zählen will, behauptet, diese Generation hätte nicht gelernt zu kämpfen (Quelle). Dem mag teilweise zuzustimmen sein. Ein Beispiel: Während die Generation X Häuser gebaut hat, erbt die Generation Y diese. Oder: Das Studium der Generation Y wird von der Vorgeneration finanziert.

Auch sind nur die seltensten Angehörigen dieser Generation streitlustig: Sie gehen Konflikten eher aus dem Weg, da sie viel Wert auf eine angenehme Arbeitsatmosphäre und ein gutes Betriebsklima legen.

Zusammenfassung und Ausblick

Während es für die Generation X noch üblich war, ein Leben lang auf einer Arbeitsstelle auszuharren, hat die Generation Y häufig die Wahl zwischen mehreren interessanten Stellen und fühlt sich einem Arbeitgeber daher weniger verbunden als noch die Vorgängergeneration. Das hat sie ihrem guten Ausbildungsniveau sowie dem Fachkräftemangel zu verdanken.

Da viele Angehörige dieser Generation im Homeoffice tätig sind, verschmelzen Beruf und Privates mehr als noch in der Vorgeneration.

Die Generation Z ist der Nachfolger der Generation Y. Diese Menschen sind noch in höherem Maße Digital Natives als ihre Vorgänger: Sie sind von Geburt an mit neuen Technologien aufgewachsen und kennen das Internet seit dem Kleinkindalter. Während von der Generation Y Begriffe wie Work Life Balance noch hochgehalten wurden, haben sie sich in den Augen vieler Menschen aus der Generation Z als leere Worthülsen herausgestellt, welchen keine Taten folgen. Noch weniger Ansehen als bei der Generation Y genießen Führungspositionen: Die Generation Z scheut diese Verantwortung und legt viel mehr Wert auf ihre Freizeit.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum), z. B. „der Mitarbeiter“. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.